KUSTERDINGEN-IMMENHAUSEN. Michael Armingeon hat sich verkleinert. Auf 45 Quadratmetern finden bei ihm seit zwei Jahren Wohnzimmer, Küche, Arbeits-, Schlaf- und Gästezimmer Platz. Er wohnt im Garten von seinem alten Bauernhaus in der Härtenstraße 24 in Immenhausen. In seinem früheren Zuhause lebt jetzt eine Familie mit vier Kindern.
In seinem Häuschen ist genügend Platz für alles, was er braucht. Wie passend, dass sein guter Freund Bernd Selbmann pensionierter Architekt ist. So wird auch jede Ecke geschickt genutzt. Gemeinsam haben sie Armingeons neues Heim geplant. Die sehr hohe Decke stand ursprünglich nicht auf der Wunschliste. Eine gewisse »Traufhöhe« musste erreicht werden, damit sich das Gebäude ins Ortsbild einfügt. Für das Häuschen bedeutet das eine Traufhöhe von fast vier Metern. »Es ist fast wie in einer Kathedrale«, schmunzelt der 78-Jährige. »Weniger ist manchmal mehr.« Insbesondere dann, wenn der Lichtkünstler, der unter anderem in der Mössinger Pausa seine Werke präsentiert hat, abends farbenfrohe Welten an die riesige Leinwand projiziert. »Mein Lichtspielhaus«, sagt er stolz.
Energetisch ist das Häuschen auf dem neuesten Stand. Eine Photovoltaik-Anlage versorgt darüber hinaus auch das Bauernhaus mit Strom. Mit dem Pellet-Ofen, dominant ragt dieser mitten im Raum hervor, spart Armingeon zudem viel Energie ein. Im alten Haus habe er das zehnfache verbraucht.
Sein Lieblingsplatz ist aber der Garten. Hier lauscht er im Sommer gerne dem Gesang der Vögel. Um die Bienenstöcke kümmert sich inzwischen eine Freundin. Der Blick geht Richtung Felder, eine neue Sichtweise. Wenn er in das Gewächshaus eingezogen wäre, was er zwischendurch überlegt hatte, wäre er noch zu sehr in seinem alten Umfeld gewesen, meint er. Auch im Winter sitzt er wegen der wandhohen Fensterfront »fast wie im Garten«.
In den etwa vier Jahrzehnten in denen Armingeon mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen im alten Bauernhaus gelebt hat, hat sich vieles angesammelt. Erinnerungen und auch viel Materiales - und das auf 140 Quadratmetern. Vieles musste weg. »Ich hatte sehr viele Bücher, die dann letztendlich im Altpapiercontainer gelandet sind.« Sich zu trennen fiel ihm zeitweise schwer. Doch inzwischen ist er »erleichtert«. Einiges stapelt sich noch in der Scheune, die er aber verkaufen wird. Hier möchte ein Paar einziehen, wenn sie umgebaut worden ist. »Wo ich vorher alleine gewohnt habe, leben dann insgesamt neun Menschen. Das ist eine gute Ausnutzung«, sagt Armingeon.
»Ich habe mich auf das Wesentliche konzentriert«, sagt er. Ein Familienerbstück blieb, eine Uhr Baujahr 1930, und sein etwas abgewetzter Lieblingssessel samt Tischchen und der Esstisch. Ein Kunstwerk an der Wand erinnert an seine Frau. Auf einer hellen Plexiglasscheibe hat er die Wege, auf denen sie beide gemeinsam spazieren waren, festgehalten. Sie waren gerne im Ehrenbachtal unterwegs. Seinen Weg geht der ehemalige Informatik-Ingenieur nun seit dem Tod seiner Frau 2016 aber auch nicht alleine. Schließlich sind die Söhne und die sechsjährige Enkelin immer wieder zu Besuch. Sie schläft dann in einem kleinen Gästezimmer mit einem Bett und einer ganzen Spielesammlung. »Am liebsten sitzt sie auf der Leiter zu meinem Technikraum«, sagt Armingeon. (GEA)