TÜBINGEN. »Ab heute ist Wahltag.« Mit diesen Worten eröffnete der CDU-Kreisvorsitzende von Tübingen, Christoph Naser, den Jahresempfang seiner Partei im Café der Tübinger Kunsthalle. Mit Verweis auf den Umstand, dass die ersten Briefwahlunterlagen bereits in Umlauf seien, stehe das Land nun in den Startlöchern zum Superwahljahr 2024.
Der Einladung folgte ein gemischtes Publikum mit einem hohen Anteil an jungen Menschen. Das sei auch vonnöten, so Naser, denn die Politik stehe vor gewaltigen Herausforderungen im Zeitalter von Kriegen, weltweiten Krisen und einer zunehmenden Gewalt gegen Politiker. Umso mehr freue es ihn, so viele junge engagierte Menschen anzutreffen nebst den Vertretern anderer Parteien.
Ehrengäste im Publikum
Die Themen, die aktuell den politischen Diskurs beherrschen, wurden selbstverständlich auch hier angesprochen und trafen auf nahrhaften Boden. »Es geht aber um Grundsätzliches. Europa braucht diese Wahl, denn wir sind mehr als ein Wirtschafts- und Wohlstandsprojekt«, sagte die Spitzenkandidatin für das Europaparlament, Andrea Wechsler. Gemeint war mit diesem Aufruf zur Wahl die Bedrohung durch die AfD, deren Ziele als die größte Gefahr für die Demokratie in Deutschland und Europa gelten.
Wie also dieser Partei begegnen, die sich insbesondere durch eine dominante Stellung in den sozialen Medien auszeichnet? Darauf hatte der ehemalige Oberbürgermeister von Stuttgart, Wolfgang Schuster, eine klare Antwort: »Wir müssen die AfD nicht nur inhaltlich stellen. Wir müssen auch verhindern, dass wir ihnen das Feld überlassen auf Plattformen wie TikTok, denn genau hier informieren sich die jungen Leute von heute am meisten.« Was Schuster nicht wusste, war, dass die CDU dieses Defizit zumindest in Tübingen bereits angeht. Im Saal standen schon zwei junge TikToker der CDU bereit, um mit Kamera und Mikrofon ausgestattet im Anschluss an die Redebeiträge Gäste wie die Bundestagsabgeordnete Christina Stumpp für dieses Format zu interviewen.
Unumstritten war das auch hier nicht. »In diesen kurzen Videos werden komplexe Themen stark gekürzt und vereinfacht«, so Schuster.
Wie erfolgreich dieser digitale Wahlkampf kurz vor den Wahlen ist, wird sich noch zeigen. Zum Vergleich: Die AfD erreicht auf TikTok dreimal so viele Nutzer wie alle anderen Parteien im Deutschen Bundestag – zusammen. (thofri)