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Café mit gratis Kuchen aus geretteten Lebensmitteln in Tübingen

Mitglieder der Tübinger Foodsharing Initiative haben einen Verein zum Betrieb eines Cafés mit geretteten Lebensmitteln gegründet. Konzept-Vorstellung im Franz!Werk

Franziska Kern (links) und Ann-Kathrin Grolig gehören zu den Initiatorinnen des Cafés Mehrrettich.  FOTO: STÖHR
Franziska Kern (links) und Ann-Kathrin Grolig gehören zu den Initiatorinnen des Cafés Mehrrettich. FOTO: STÖHR
Franziska Kern (links) und Ann-Kathrin Grolig gehören zu den Initiatorinnen des Cafés Mehrrettich. FOTO: STÖHR

TÜBINGEN. Das Konzept steht, nun müssen die Organisatoren das Startkapital zusammenbekommen und einen passenden Raum finden. »Wir brauchen mindestens 100 Quadratmeter für 40 Sitzplätze«, sagt Franziska Kern. »Und am liebsten in der Innenstadt«, ergänzt Ann-Kathrin Grolig. »Wir wollen ja nicht nur die Ökos im Französischen Viertel ansprechen«, erläutert Kern lachend. Die beiden Frauen gehören zur Tübinger Foodsharing Initiative und haben gemeinsam mit einer Handvoll Mitstreitern im April den Verein Café Mehrrettich gegründet.

Die Einrichtung soll ab 2023 mit zwei Vollzeitkräften und 13 Minijobbern durch Bildungsangebote und den kostenlosen Verzehr von geretteten Lebensmitteln einen bewussteren Umgang mit diesen fördern, erklärt Kern. Indem sie aus dem Handel Obst und Gemüse sowie Produkte, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, vor der Mülltonne retten, wollen die Foodsharer der Verschwendung entgegenwirken und auf eine größere Wertschätzung für Lebensmittel aufmerksam machen. »Es ist nicht selbstverständlich, jeden Tag Essen auf dem Tisch zu haben«, betont Kern.

»In privaten Haushalten werden 59 Prozent der Lebensmittel weggeworfen«, weiß Kern. Um das Bewusstsein zu ändern, werden deshalb in dem neuen Café Infoabende und Workshops auch Schnibbbel-Partys angeboten, in dem man erfahren kann, wie sich eine krumme Gurke, ein angeschlagender Apfel oder eine braune Banane noch verwerten lassen, erklärt Grolig. Und anstatt Dinge zu entsorgen, sobald das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, sollte man mehr auf die Sinne vertrauen, um festzustellen, dass etwas noch genießbar ist.

Über den Verkauf von Getränken soll sich das Café selbst finanzieren. Bezahlt wird nach dem Prinzip »Pay what you want«, das heißt jeder zahlt, was er kann und möchte, um allen die Teilhabe zu ermöglichen. Das Café fungiert dann auch als Verteilstation wie das Rathausfoyer, die Schellingstraße und die Münzgasse, in denen man Lebensmittel mitnehmen, wo man aber ebenfalls Überschüssiges abgeben kann.

CROWDFUNDING KAMPAGNE

Um das nötige Startkapital für das Café Mehrrettich aufzubauen, beginnt der Verein am Sonntag, 27. November, eine Crowdfunding-Kampagne. Dafür lässt er seinen Café-Traum für einen Tag Realität werden. Im Franz!Werk, Bei den Pferdeställen 8 gibt es am Sonntag von 11 bis 16 Uhr gerettete Lebensmittel, Getränke sowie ein Mittagessen und ein Programm mit Infos und Aktionen rund um das geplante Café nebst Livemusik. (GEA) www.mehrrettich.de Instagram: mehr_rett_ich

»Die Raupe Immersatt in Stuttgart ist unser großes Vorbild«, so Kern. Ähnliche Cafés gibt es bereits im bayerischen Freising und in Freiburg. »Die Foodsharing Community ist deutschlandweit gut vernetzt und in ständigem Austausch«, sagt Grolig. Eineinhalb Jahre lang hat die Gruppe an der Idee gearbeitet. »Ursprünglich wollen wir im Februar eröffnen, haben uns dann aber einst einmal auf die Vereinsgründung fokussiert«, erklärt Kern. »Im Sommer haben wir ein Werbevideo gedreht, in dem das Café-Prinzip und die Macher vorgestellt werden«, sagt Grolig.

Als notwendiges Startkapital geht der Verein von rund 40.000 Euro aus: Für Kaution sowie Küche samt Kühlschrank und Kaffeemaschine. Bei den Möbeln hoffen sie auf Spender. Die Hälfte der Anfangsfinanzierung will man über die am Sonntag beginnende und zwei Monate dauernde Crowdfunding-Kampagne aufbringen. An Miete rechnen die künftigen Café-Betreiber mit 3.000 Euro im Monat. (GEA)