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Café Mehrrettich in Tübingen: Lebensmittel retten mal anders

Brezeln und Plunderteilchen umsonst, nur für Getränke muss gezahlt werden. Der Traum wird Wirklichkeit im Café Mehrrettich in Tübingen.

Das Team des Mehrrettich-Cafés freut sich über ihre Räumlichkeiten (von links): Silas Pfeifer, Smila Schepp, Lisa Dann, Ann-Kath
Das Team des Mehrrettich-Cafés freut sich über seine Räumlichkeiten (von links): Silas Pfeifer, Smila Schepp, Lisa Dann, Ann-Kathrin Grolig, Sophia Geiger, Franziska Kern Foto: Nachtigall
Das Team des Mehrrettich-Cafés freut sich über seine Räumlichkeiten (von links): Silas Pfeifer, Smila Schepp, Lisa Dann, Ann-Kathrin Grolig, Sophia Geiger, Franziska Kern
Foto: Nachtigall

TÜBINGEN. Ihr Crowdfunding Ziel haben sie übertroffen und Räumlichkeiten sind gefunden. Für den Start des Foodsharing Cafés sieht es gut aus. Vor drei Jahren gründete sich ein Verein aus der lokalen Foodsharingszene mit dem Ziel, ein Café zu eröffnen. Es hat ein ungewöhnliches Konzept. Die angebotenen Lebensmittel werden aus den umliegenden Supermärkten vor der Tonne gerettet. Finanzieren soll sich das Café durch die Getränke die verkauft werden. Um dem Wunsch das Lokal für alle zugänglich zu machen gerecht zu werden, gibt es die Getränke auf einer »Pay what you want«-Basis. Also man zahlt was man möchte.

In den Wochen bis zu Eröffnung am Sonntag, 19. Mai, steht für die ca. 15 Vereinsmitglieder noch vieles an: von Streichen bis Personalsuche. Das ehemalige Kaffee-Kränzle in der Neckarhalde 70, wird von ihnen umgestaltet. »Das Farbkonzept steht bei den weiteren Planungen bleiben wir agil«, berichtet das Vorstandsmitglied Lisa Dann.

Events des Café Mehrrettich

Der Eröffnungstermin des Cafés ist für Sonntag ,19. Mai, geplant. Davor wird es noch ein Nachbarschaftstreffen am Sonntag, 7. April, geben um offene Fragen zu beantworten. Außerdem ist auch eine Sprechstunde für mittwochs geplant.

Wer Interesse hat mitzuhelfen, kann sich über das Kontaktformular auf der Hompage des Cafés oder per Mail an den Verein wenden.

Mit über 50 Betrieben haben sie eine Kooperation. Bei denen holen sie Lebensmittel ab die nicht mehr verkauft werden können, erzählt Smila Schepp ehrenamtliches Mitglied des Vereins. In Tübingen sind sie somit sehr gut aufgestellt. Laut Studien werden bundesweit im Jahr 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeschmissen, die Hälfte davon in privaten Haushalten.

Bei diesem Problem möchten sie mit dem Café ansetzen. »Wir möchten Nachhaltigkeit erlebbar machen«, sagt Schepp. Der Verein hat viele Ideen dies umzusetzen. Bei Schnibbelpartys sollen Gerichte mit geretteten Lebensmitteln gekocht werden und aufgezeigt werden, was man alles verwerten kann. Außerdem sollen auch Workshops stattfinden unter anderem zum »Thema Lebensmittel haltbar machen«.

Das Café wird auch für andere Gruppen, die Räumlichkeiten suchen offenstehen. Es wird keinen Konsumzwang geben. »Man darf auch den ganzen Tag mit Laptop in der Ecke sitzen ohne was zu kaufen«, sagt Schepp. Als Herzstück des Cafés wird an einer Wand ein Fairteiler entstehen. Eine Station für gerettete oder übrige Lebensmittel. Dort darf man sich nehmen was man möchte und muss nichts dafür zahlen. Ganz nach der oberste Foodsharingregel - gerettete Lebensmittel dürfen nicht kosten. -

Das Team ist sehr optimistisch, dass sich das Projekt halten wird. »Unser großes Vorbild ist die 'Raupe Immersatt' in Stuttgart«, verrät Schepp. Das Café hat 2019 eröffnet, ist nun im fünften Jahr und ein etablierter Ort in der Landeshauptstadt.

Über die Finanzen des Mehrrettichs berichtet das Vorstandsmitglied Lisa Dann. »Geldtechnisch kann es natürlich immer besser sein«, sagt sie. Für 45.000 Euro haben sie das Inventar, des ehemaligen Kaffee-Kränzle übernommen. »Das muss natürlich erst mal abbezahlt werden, dafür haben wir aber ein Jahr Zeit«, erklärt Dann. Durch die Crowdfunding Kampagne haben sie 27.000 Euro eingenommen. Der Umweltpreis der Stadtwerke Tübingen, denn sie 2022 gewonnen haben, war mit 8.000 Euro dotiert. Außerdem hoffen sie bei einem Spendenevent am Montag, 6. Mai, auf weitere Spenden. (GEA)