TÜBINGEN. Der Tübinger Ortsverein von Verdi ruft gemeinsam mit dem Tübinger Offenen Antikapitalistischen Klimatreffen (TOAKT) zu einer Demonstration unter dem Motto »Gemeinsam für einen starken ÖPNV - Solidarität mit den streikenden Busfahrern« am Samstag, 22. Februar, auf. Eine Kundgebung ist für 11 Uhr auf dem Europaplatz am Tübinger Hauptbahnhof geplant. Das teilt die Gewerkschaft in einer Pressemitteilung mit.
Seit dem 1. Januar läuft die Tarifrunde im privaten Omnibusgewerbe, in der Verdi die Löhne der Busfahrer und Busfahrerinnen mit dem Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO) neu verhandelt. In den letzten Wochen haben auch die Tübinger Busfahrerinnen und Busfahrer immer wieder gestreikt. Mit dabei waren auch Klimaaktivisten und Klimaaktivistinnen vom Tübinger Offenen Antikapitalistischen Klimatreffen, die die Tarifrunde solidarisch begleiten.
Urabstimmung wird vorbereitet
Nachdem der WBO auch in der vierten Verhandlungsrunde kein zufriedenstellendes Angebot vorgelegt habe, bereite Verdi nun die Urabstimmung vor. Anne Zerr erklärt: »Wenn die Busfahrerinnen und Busfahrer dafür stimmen, kann es in den unbefristeten Streik gehen. Wer sich jetzt mit den Streiks solidarisch zeigt, kommt deshalb genau zum richtigen Zeitpunkt, um gemeinsam den Druck für einen Tarifabschluss zu erhöhen.« Am Samstag können sich die Tübingerinnen und Tübinger solidarisch zeigen. Um 11 Uhr geht es am Hauptbahnhof Tübingen mit einer Kundgebung los, anschließend geht die Demonstration Richtung Marktplatz, heißt es in der Mitteilung.
»Wenn die Busfahrer und Busfahrerinnen streiken, tun sie das auch für’s Klima«, sagt Lisa Thal von TOAKT. »Gute Löhne und Arbeitsbedingungen, bei den Busfahrer und Busfahrerinnen sind unverzichtbar, wenn der öffentliche Nahverkehr eine echte Alternative zum Auto werden soll«. Bundesweit fehlen bereits jetzt rund 80 000 Busfahrer und Busfahrerinnen, mit dem Ausbau des ÖPNV wird sich diese Zahl weiter erhöhen. Gleichzeitig gehen in den nächsten Jahren viele Busfahrer in Rente und der Nachwuchs bleibt aus: Die starke Belastung im Arbeitsalltag bei schlechter Bezahlung macht den Beruf für junge Menschen unattraktiv. Das muss sich dringend ändern, wenn die Verkehrswende gelingen und der ÖPNV eine Zukunft haben soll, heißt es in der Mitteilung der Gewerkschaft.
Solidarität mit Busfahrern
Mit dem Aktionstag setzen Verdi und TOAKT auf Solidarität und warnen davor, Busfahrern, Busfahrerinnen und Fahrgäste gegeneinander auszuspielen. »Oberbürgermeister Palmer wettert in den sozialen Medien gegen die Streiks, nennt falsche Zahlen und behauptet, die Busfahrer und Busfahrerinnen würden schon genug verdienen. Auch für die Kürzungen hat er höhere Löhne verantwortlich gemacht. Das ist Spaltung«, kritisiert Lisa Thal in der Mitteilung. Weil einige Schüler und Schülerinnen während der Busstreiks keine Möglichkeit hatten, zur Schule zu kommen, kamen auch hier kritische Stimmen auf. Dem wollen die Veranstaltenden des Aktionstags den Solidaritätsgedanken entgegensetzen und deutlich machen, dass auch die Schüler und Schülerinnen langfristig von den erkämpften Lohnerhöhungen profitieren. »Wenn die Busfahrerinnen und Busfahrer jetzt nicht für bessere Löhne streiken, hat das Auswirkungen. Der Personalmangel wird sich verschärfen, es kommt dann zu mehr Ausfällen und Verspätungen. Gut entlohnte Arbeit ist genauso Teil von gutem ÖPNV wie eine sinnvolle Taktung oder moderne Fahrzeuge«, wird Fabian Everding vom Verdi-Ortsverein Tübingen in der Mitteilung zitiert.
Statt um ein Abwägen zwischen den vermeintlich unterschiedlichen Anliegen von Fahrgästen und Busfahrerinnen und Busfahrern gehe es also um die gemeinsamen Interessen: Der Aktionstag macht sich für eine gute Finanzierung des ÖPNV stark – sowohl bei den Löhnen der Busfahrerinnen und Busfahrer, als auch bei Taktung, Instandhaltung und Ticketpreisen. Auch die jüngsten Kürzungen im Tübinger Haushalt, von denen unter anderem der ÖPNV-Bereich betroffen ist, kritisieren die Veranstaltenden. »Sich als Stadt groß Klimaschutz auf die Fahnen zu schreiben, dann aber beim öffentlichen Nahverkehr zu sparen, das passt nicht zusammen«, kommentiert Lisa Thal. Verdi und TOAKT haben auch die Proteste gegen die Kürzungen mitorganisiert und sehen den Aktionstag als Anknüpfungspunkt. Mit ihrer Tarifrunde sind die Busfahrerinnen und Busfahrer Teil einer Bewegung für einen gut finanzierten ÖPNV. Für Lisa Thal ist klar: »Wenn die Busfahrerinnen und Busfahrer streiken, haben sie die Macht, richtig etwas zu verändern in Sachen Verkehrswende. Deshalb ist es so wichtig, sie zu unterstützen«. (eg)