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Biber-Spuren an der Steinlach in Mössingen

Nun tummelt sich auch ein Biber im Mössinger Stadtgebiet zwischen Friedhof und CVJM-Anlage.

iber-Nagespuren am nördlichen Steinlachufer. Hinten der Festplatz  des CVJM. FOTO: MEYER
Biber-Nagespuren am nördlichen Steinlachufer. Hinten der Festplatz des CVJM. Foto: Jürgen Meyer
Biber-Nagespuren am nördlichen Steinlachufer. Hinten der Festplatz des CVJM.
Foto: Jürgen Meyer

MÖSSINGEN. »Wir sind eine familienfreundliche Stadt und möchten den privaten Wohnungsbau fördern. Durch die gute Infrastruktur ist das Bauen in der Stadt Mössingen sehr interessant«. Die Bewerbung ihrer Wohnbauplätze auf der städtischen Webseite muss einem Biber zur Kenntnis gelangt sein. Denn offenbar gibt es bereits Baumaßnahmen an der Steinlach.

Genauer gesagt im Aible, im Flussabschnitt zwischen CVJM-Heim und Friedhofsparkplatz. Dort sind am Nordufer zahlreiche Biss- und Fällspuren an jungen Laubbäumen zu sehen. Im Wasser des hier mäandernden Flusses zeugen Treibgut und Biberholz als Schwemmmasse von einem angefangenen Biberdamm. Der liegt rund fünfzig Meter oberhalb des Heims am linken Ufer, so Biberbeauftragter Udo Dubnitzki der im Auftrag der Naturschutzabteilung im Landratsamt Tübingen unterwegs ist. Meike Kühlbrey von der unteren Naturschutzbehörde bestätigt, dass eine verlassene Biberburg vorgefunden wurde. »Ein festes Revier scheint allerdings nicht zu bestehen«.

Da wäre auch verwunderlich, schließlich ist das Aible im städtischen Bebauungsplan nicht vorgesehen. Wenn überhaupt, käme als gewässernahes Baugebiet nur die Reute am Öschinger Öschenbach für das Wildtier infrage. Gleichwohl ist der Biber nicht nur von jedweden Bauanträgen und Genehmigungen befreit. Er zählt auch zu den streng geschützten Arten. Die Zerstörungen seiner Behausung oder gar das Fangen oder Verletzen eines Bibers wird nach aktuellem Tierschutz-Bussgeldkatalog mit bis zu 60.000 Euro bestraft.

Ideales Wohngebiet

Der Biber ist als Landschaftsgestalter, aktiver Bauherr und Rohstofflieferant von Fachkräftemangel und Kostenexplosionen nicht tangiert. Überdies scheint er sich bei der Wahl eines mutmaßlichen idealen Wohngebiet vorab genau informiert zu haben. Der von über zehn Meter hohen steilen Hängen begrenzte, weil vom Fluss in Jahrtausenden tief und breit ausgespülte Talabschnitt, trägt sei Alters her den Flurnamen Aub – für wasserreiches Wiesenland. In der schwäbischen Verkleinerungsform ist daraus das »Aublin« (1541 erstmals nachweisbar) geworden, woraus sich der heutige Gewannname Aible entwickelt hat. Das heißt, der Biber hat sich gerade den Abschnitt der Steinlach für einen möglichen Staudammbau ausgesucht, der früher sowieso Hochwassergebiet war. Zuletzt gab es 1975 im Juni hier eine talbreite Überschwemmung nach Starkregen.

Sollte er sein Vorhaben fortsetzen und das Wasser in diesem Bereich aufstauen, muss er sich mit seinen unmittelbaren Nachbarn vom CVJM arrangieren. Der Verein hat dort im Bereich seines 1931 errichteten und mehrfach seit 1950 modern erweiterten Vereinsheims eine Freizeitanlage samt Grillplatz angelegt.

Es kann aber auch sein, dass der Biber, dessen Revier bis zu fünf Kilometer lang sei kann, seine Wohnstätte an anderer Stelle baut. Die Reviergröße ist abhängig von der Menge an Gehölzen, die bis zu 50 Meter weit vom Ufer entfernt zu finden sind.

Migrant von der Lauchert

Dubnitzki sagt, dass es sich bei dem Mössinger Biber um ein Einzeltier handelt. Weil man die Tiere nicht kennzeichnet, geht auch aufgrund von Jungtieren, die sich ein eigenes Revier suchen und der Tatsache, dass manche Tiere aus Problemzonen an andere Gewässer versetzt wurden, der Überblick, welches Familienmitglied wo aktiv ist, verloren. Stand Januar 2024 gab es im Landkreis Tübingen etwa 90 Tiere in rund 25 Revieren (Reutlingen: 150 Tiere in 42 Revieren). Tendenz steigend. Der Mössinger Biber dürfte indessen ein Migrant aus dem Zollernalbkreis sein, wo 150 Tiere gezählt wurden. »Er hat vermutlich die Wasserscheide zwischen Lauchert und Steinlach bei Willmandingen überquert.« (GEA)

Treibgut und Biberholz zwischen Aible und Friedhofsparkplatz. FOTO: MEYER
Treibgut und Biberholz zwischen Aible und Friedhofsparkplatz. Foto: Jürgen Meyer
Treibgut und Biberholz zwischen Aible und Friedhofsparkplatz.
Foto: Jürgen Meyer