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Aktuell Zukunftsprojekt

Belsener Wehrleute dürfen umziehen

Mössinger Gesamtfeuerwehr mit 154 Aktiven in vier Abteilungen steht vor großen Herausforderungen

Das Belsener Feuerwehrhaus ist zu klein geworden. In dieser engen Garage steht ein Löschfahrzeug, wenn es nicht gerade we hier i
Das Belsener Feuerwehrhaus ist zu klein geworden. In dieser engen Garage steht ein Löschfahrzeug, wenn es nicht gerade we hier im Einsatz ist. Foto: Jürgen Meyer
Das Belsener Feuerwehrhaus ist zu klein geworden. In dieser engen Garage steht ein Löschfahrzeug, wenn es nicht gerade we hier im Einsatz ist.
Foto: Jürgen Meyer

MÖSSINGEN. Wenn fachsprachlich von »suboptimal« die Rede ist, umschreiben Behörden einen Zustand, der im Grunde alles andere als gut, salopp gesagt einfach beschissen ist. Oberbürgermeister Michael Bulander kam bei der Hauptversammlung der Mössinger Gesamtfeuerwehr auf das Magazin der Abteilung Belsen in der Geißhäuserstraße 3 zu sprechen. Man habe die Notwendigkeit erkannt, Verbesserungen anzugehen und müsse zeitnah eine Lösung dafür finden. »Denn die Größe des Hauses für 34 Einsatzkräfte und die Unterbringung der Fahrzeuge und Gerätschaften entspricht nicht mehr dem Stand der Technik und den Unfallverhütungsvorschriften«. In diesem 1981 zum Magazin umgebauten alten Farrenstall ist mittlerweile alles zu klein geworden. Konzipiert war es als reines Gerätehaus; in Eigenleistung haben die Helfer einen Übungsraum, ein Büro und eine Küchenzeile eingebaut; 2017 kamen Duschräume hinzu. Es herrscht aber überall drangvolle Enge, insbesondere beim Umkleiden vor den Spinden. Um das Löschfahrzeug besetzen zu können, muss es erst aus der Garage gefahren werden; der Mannschaftstransportwagen ist im Hinterhof abgestellt.

Hinzu kommt: Das LF 8/6 mit seinem 600-Liter-Tank ist Baujahr 1996 und rettungstechnisch bereits ein Oldie. Ein zwingend notwendiges Nachfolgemodell wird von seinen baulichen Ausmaßen her nicht mehr im Gerätehaus unterkommen.

Muss auch neu gebaut werden: Feuerwehrhaus Stadtmitte

Aber auch im Jahr 1954 erbauten und nach dem Auszug des DRK in die eigene Rettungswache im Jahr 2000 erweiterten »Hauptquartier« der Abteilung Stadtmitte zeichnen sich Kapazitäts- und vor allem technische Grenzen ab. »Spätestens in zehn Jahren müssen wir bauen«, so der OB angesichts der beengten Lage für 62 Einsatzkräften und ihren erweiterten Anforderungen wachsendem Inventar.

Weshalb, so Kommandant Bernd Strohmaier das »Zukunftsprojekt Feuerwehr Mössingen« gestartet wurde. Mit im Boot ist beratend der Freiburger Stadtdirektor Ralf-Jörg Hohloch, Amtsleiter für Brand- und Katastrophenschutz. »Wir arbeiten mit allen Abteilungen an einer Standortanalyse für die beiden Neubauten«, so der OB. »Oder – für nur einen Standort für beide Wehren.« Entscheidend für die Wahl seien die drei Faktoren »Einsatzfähigkeit, Tagesverfügbarkeit und Fahrzeugkonzept«.

Belsen wird nicht aufgelöst

Bulander räumte mit dem Gerücht auf, dass bereits eine Entscheidung gefallen sei, dass gar die Abteilung Belsen fusioniert oder aufgelöst werden soll. »Wir gehen völlig transparent mit der Planung um und binden alle Entscheidungsträger samt Gemeinderat mit ein«.

In der Diskussion stehen acht Standorte, wozu auch die Freiflächen gegenüber der Belsener Rettungswache oder der (geologisch problematische) Bereich zwischen Butzenbadstraße/Kurze Hirschen und Rathaustunnel gehören.

Der OB lobte die Professionalität, das Engagement und die Motivation der 253 Feuerwehrangehörigen, davon 154 Einsatzkräfte (darunter 8 Frauen) und 28 Jugendliche. "Wir haben den

Neue LFs für Öschingen und Talheim

Feuerwehrbedarfsplan stets im Blick und setzen ihn sukzessive um, damit unsere Bürgerschaft bestens geschützt werden kann." So gibt es als Neuerung die Einsetzung eines Einsatzleiters vom Dienst, wodurch sich die Führungskräfte den Rund-um-die-Uhr-Dienst aufteilen. Dafür gibt’s einen neuen Kommandowagen 2. Im Juni bekommt die Stadtmitte einen Gerätewagen Transport als Ersatzbeschaffung, nachdem das Fahrzeug bei der Hochwasser-Überlandhilfe abgesoffen war. Öschingen erwartet Mitte 2026 sein neues LF 10, ein identisches Fahrzeug wird für Talheim ausgeschrieben.

Ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 20) und ein neuer Einsatzleitwagen (ELW 1) werden ebenfalls benötigt. Mit Zuschüssen ist es momentan jedoch schlecht bestellt. Der neue Kreisbrandmeister Sebastian Raudszus vermutet, dass nur siebzig Prozent der Anträge im Landkreis bewilligt werden. »Dabei haben wir ein Mammutprogramm vor uns. Der Katastrophenschutz ist stark vernachlässigt worden. Wir müssen da einiges nachholen.«

Auch in kleinen Schritten: Belsen, Öschingen und Talheim erhalten weitere mobile Sirenen – und die Einsatzabteilung ab April neue digitale Meldeempfänger.

39 Menschen gerettet

Angesichts der kommenden Herausforderungen – es soll künftig auch einen hauptberuflichen Gerätewart geben – wurde der Rückblick ein wenig zur Nebensache. »Ein unspektakuläres Jahr«, so Strohmaier, angesichts von »nur« 159 Einsätzen (2023: 239). Hochwasser und Orkanschäden pausierten. Immerhin konnten 39 Menschen aus lebensbedrohlichen Lagen befreit werden. Meist unter dem Alarmstichwort »Türöffnung – Person in Wohnung« oder »Unterstützung Rettungsdienst«. Dank »hervorragender Zusammenarbeit« mit dem DRK, dem THW und der Polizei wurden die Notfälle »erfolgreich bewältigt«. Die Kernaufgabe der Wehr – Brandbekämpfung – geriet mit 28 Alarmen fast zur Nebensache. Zum Ärger gerieten die 44 Fehlalarme.

Felix Rein hört auf

Unzählige Ausbildungs- und Einsatzstunden standen dafür im Hintergrund. Teils jahrzehntelang. Die Talheimer Matthias Herrmann und Christoph Leipp bekamen für 25 Jahre aktiven Dienst das silberne Ehrenzeichen.

Felix Rein, 33 Jahre lang im Öschinger Kommando tätig, zehn Jahre Vize-Kommandant der Gesamtwehr und zuletzt zehn Jahre Leiter der Altersabteilung, will es nun ruhiger angehen lassen. Beruf und Berufung bleiben aber in der Familie. Sein Sohn Jochen, ebenfalls Schornsteinfegermeister, hatte bereits 2003 das Amt des Abteilungskommandanten übernommen. (GEA)