Logo
Aktuell Amtsgericht

Beleidigte ein Feuerwehrmann den K'furter Bürgermeister?

Nach Widerspruch gegen einen Strafbefehl befasst sich nun das Tübinger Amtsgericht mit dem Fall. Kirchentellinsfurter Feuerwehr in zwei Lager gespalten.

Weil er mit den Umbauplanungen für das Feuerwehrhaus in Kirchentellinsfurt nicht einverstanden war, soll einer der freiwilligen
Weil er mit den Umbauplanungen für das Feuerwehrhaus in Kirchentellinsfurt nicht einverstanden war, soll einer der freiwilligen Helfer Bürgermeister Haug beleidigt haben. Foto: Archivfoto/pru
Weil er mit den Umbauplanungen für das Feuerwehrhaus in Kirchentellinsfurt nicht einverstanden war, soll einer der freiwilligen Helfer Bürgermeister Haug beleidigt haben.
Foto: Archivfoto/pru

KIRCHENTELLINSFURT. Seit Jahren schon rumort es offenbar heftig in den Reihen der Kirchentellinsfurter Feuerwehr. Von einem »sehr angespannten Verhältnis« ist die Rede. Diese internen Streitigkeiten führten jetzt sogar zu einem Prozess vor dem Tübinger Amtsgericht. Ein Feuerwehrmann soll bei einem internen Treffen im Feuerwehrhaus Bürgermeister Bernd Haug und Ortsbaumeister Martin Lack unflätig beleidigt haben. Haug hatte deshalb im vergangenen Jahr Strafanzeige gestellt.

Schon vor diesem Vorfall war es um die zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der Feuerwehr nicht zum Besten bestellt. Doch erst nach den mutmaßlichen Beleidigungen kochte die Geschichte so richtig hoch. Auch das Verwaltungsgericht in Sigmaringen beschäftigt sich inzwischen mit dem Fall.

Worum geht es nun? Es war Mitte August 2022. Im Ort wurde gerade der Umbau des Feuerwehrhauses kontrovers diskutiert. Erste Vorstellungen lagen auf dem Tisch. Tangiert von dem angedachten Umbau des Feuerwehrhauses war auch der Bauhof.

Umbau des Feuerwehrhauses ist Hintergrund des Streits

Es gab wohl Stimmen innerhalb der Feuerwehr, die den Plänen eher kritisch gegenüberstanden. Jedenfalls soll der jetzt vor Gericht stehende Feuerwehrmann bei einem normalerweise geselligen Montagstreffen im Feuerwehrhaus ziemlich erbost gewesen sein. Wegen der Entwürfe soll der 39-Jährige dann die deftigen Beleidigungen Richtung Bürgermeister und Ortsbaumeister ausgestoßen haben, mit der Begründung, die beiden bevorzugten den Bauhof und die Feuerwehr müsse mit dem Rest zurechtkommen.

Im Gerichtssaal

Richter: Lutz Epple. Staatsanwaltschaft: Amelie Weber. Verteidigung: Benjamin Chiumento.

Diese Beleidigungen drangen zunächst nicht nach außen. Erst im Mai 2023 kamen sie Bürgermeister Haug zu Ohren. Er war anfangs recht konsterniert, weil er zuvor mit dem 39-Jährigen offenbar keine Probleme gehabt hatte, wie er jetzt vor Gericht erklärte. Haug war damals etwas ratlos, wie er weiter vorgehen sollte. Als er dann von anderer Seite hörte, dass er sehr an Ansehen verlieren würde, wenn er sich nicht gegen die Beleidigungen wehre, entschloss er sich, Strafanzeige zu stellen.

Widerspruch gegen Strafbefehl

Zuerst allerdings bot er, wie er dem Gericht am Mittwoch berichtete, dem 39-Jährigen an, dass er auf eine Anzeige verzichten werde, wenn der freiwillig aus der Feuerwehr ausscheide. Dies geschah nicht. Also ging Haug zur Polizei. Die Anzeige landete bei der Staatsanwaltschaft, die einen Strafbefehl ausstellte, in Höhe von 40 Tagessätzen zu 60 Euro, macht insgesamt 2.400 Euro.

Damit war der beschuldigte Feuerwehrmann aber nicht einverstanden. Er legte Widerspruch ein, weshalb die unleidige Geschichte jetzt vor dem Amtsgericht landete. Dort trat am Mittwoch zuerst ein anderer Feuerwehrmann als Zeuge auf. Er bestätigte erneut, dass der 39-Jährige bei dem Treffen im August 2022 im Lager des Feuerwehrhauses den Bürgermeister wie auch den Ortsbaumeister beleidigt habe. Ebenso meinte er, dass der 39-Jährige öfters eine deftige Sprache benutze und ihn selbst einmal sogar bedroht habe.

Bürgermeister Haug im Zeugenstand

Schließlich rief Richter Lutz Epple auch den Kirchentellinsfurter Bürgermeister in den Zeugenstand. Haug schilderte noch einmal die ganze Vorgeschichte und betonte, dass, wenn er in seinem Amt als Bürgermeister »so massiv beleidigt werde«, ihm nichts anderes übrigbleibe, als eine Strafanzeige zu stellen.

Das Verfahren wurde am Mittwoch noch nicht abgeschlossen. Der Grund: Verteidiger Dr. Benjamin Chiumento präsentierte dem Gericht zwei eidesstattliche Versicherungen von Feuerwehrleuten, die erklärten, sie hätten bei dem Treffen im 2022 die Beleidigungen nicht gehört. Und sie wären die ganze Zeit dabei gewesen. Diese Versicherungen deuten darauf hin, dass die Feuerwehr in Kirchentellinsfurt in zwei Lager gespalten ist.

Richter Epple will nun die beiden Feuerwehrleute als weitere Zeugen hören. Außerdem will er die Akten des Verfahrens vor dem Verwaltungsgericht beiziehen. Den nächsten Verhandlungstag terminierte er auf Mittwoch, den 26. Juni.

Hängepartie beim Verwaltungsgericht in Sigmaringen

Nun noch kurz zu dem Verfahren vor dem Verwaltungsgericht. Nach den mutmaßlichen Beleidigungen und der Strafanzeige beschloss der Kirchentellinsfurter Gemeinderat im Juli 2023 in nicht öffentlicher Sitzung den Ausschluss des 39-Jährigen aus der Feuerwehr. Mit Sofortvollzug. »Das ist etwa so wie eine fristlose Kündigung«, erklärte Haug.

Gegen diesen Ausschluss wehrte sich der 39-Jährige vor dem Verwaltungsgericht. Deshalb ist auch diese Geschichte noch weiter eine Hängepartie. Nach einer Reihe von Schriftsätzen, die zwischen beiden Seiten hin und her gingen, sah sich das Verwaltungsgericht offenbar bisher noch nicht in der Lage, einen Termin für eine Verhandlung anzusetzen. (GEA)