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Aktuell IHK-Umfrage

Belastet die Verpackungssteuer Tübinger Gastronomen?

Tübinger Gastronomen stehen der Verpackungssteuer mehrheitlich skeptisch gegenüber. Das habe eine Umfrage ergeben, meldet die IHK Reutlingen. Die Tübinger Stadtverwaltung hat andere Informationen.

Seit 2022 hilft die Verpackungssteuer in Tübingen die Müllmengen zu reduzieren.
Seit 2022 hilft die Verpackungssteuer in Tübingen die Müllmengen zu reduzieren. Foto: Bernd Weißbrod
Seit 2022 hilft die Verpackungssteuer in Tübingen die Müllmengen zu reduzieren.
Foto: Bernd Weißbrod

TÜBINGEN. Insgesamt 191 gastronomische Betriebe hat die Industrie- und Handelskammer Reutlingen für ihre Umfrage angeschrieben. 41 Unternehmen beteiligten sich. 56 Prozent davon hätten die Verpackungssteuer als negativ bewertet, schreibt Matthias Miklautz von der IHK. Kritisiert werde vor allem der bürokratische Aufwand, verbunden mit der Notwendigkeit, die Mitarbeiter zu schulen.

»Der Tenor der Gastronomiebetriebe bleibt kritisch. Die Unternehmen sehen in der Summe, dass die Umsetzung der Steuer vor allem sie belastet«, so Miklautz. Die Gastronomen beklagen außerdem die hohen Kosten für das Mehrweggeschirr, schreibt der IHK-Branchenkoordinator Tourismus. Zudem werde das Geschirr oft nicht wieder zurückgegeben. Auch müssten sowohl auswärtige Gäste als auch Tübinger immer wieder über die Verpackungssteuer informiert und aufgeklärt werden.

»Der Tenor der Gastronomiebetriebe bleibt kritisch«

In der Tübinger Verwaltung nahm man die Umfrageergebnisse mit Erstaunen zur Kenntnis. Von der IHK sei man bisher weder über die Umfrage noch über die Ergebnisse informiert worden, sagte Claudia Patzwahl. In der Unistadt hat man außerdem mit den Gastronomen gänzlich andere Erfahrungen gemacht. Bisher sei keine Beschwerdeflut im Rathaus eingegangen, sagt Patzwahl. Im Gegenteil. »Wir sind gut in Kontakt mit den Betrieben.«

»Bisher ist keine Beschwerdeflut im Rathaus eingegangen«

Die Verpackungssteuer sei zwar ein Mehraufwand für die Unternehmen, »aber es ist kein bürokratisches Monster«, betont Patzwahl. Zudem stehe die Verwaltung mit Rat und Tat zur Seite. »Bei uns kann man einfach den Buchhaltungsordner abgeben.«

Die Stadtverwaltung steckt einiges an Mühe in die Steuer. Sollten Angaben unglaubwürdig sein, wird nachgeprüft. »Wir waren auch schon vor Ort und haben uns das Sortiment angeschaut«, erzählt Patzwahl. Insgesamt sieht sie die Ergebnisse der IHK entspannt und verweist auf die geringe Zahl der an der Umfrage teilnehmenden Betriebe. Hinter den 56 Prozent der gastronomischen Unternehmen, die der Verpackungssteuer negativ gegenüberstehen, stünden schließlich nur 23 Betriebe.

Die Tübinger Stadtverwaltung hat ebenfalls eine Umfrage in Sachen Verpackungssteuer gestartet. Sie ist allerdings nur schwer mit der IHK-Umfrage vergleichbar. Während es der IHK vor allem um die Zufriedenheit der Betriebe ging, fragten die Tübinger nach der Entwicklung des Gebrauchs von Einweg- und Mehrwegverpackungen. Schließlich war das Ziel bei der Einführung der Steuer in der Unistadt, die Müllflut im städtischen Bereich einzudämmen. Tenor dieser Umfrage: Die Verwendung von Einweggeschirr ging deutlich zurück. Einige Betriebe verzichten mittlerweile sogar ganz auf Einweg.

Die IHK hat dagegen auch Verbesserungsvorschläge am bestehenden System abgefragt. Danach wünschen sich die Betriebe eine praxistauglichere Ausgestaltung der Steuer, einheitliche Standards für Mehrwegsysteme, eine vereinfachte Rückgabe, mehr und bessere Informationen durch die Stadtverwaltung und finanzielle Förderung bei der Anschaffung. Letzteres wird es wohl nicht geben. Die Stadt gewährte zu Beginn einen Zuschuss für die Anschaffung des Mehrwegsgeschirrs. 90 Anträge für 110 Betriebsstätten wurden gestellt. Geld gibt es mittlerweile keines mehr. Aber beides zusammen, Förderung und Steuer, haben viel Schwung in das Mehrwegangebot gebracht: Vor der Steuer boten 35 Betriebe in Tübingen Mehrweg an, mittlerweile sind es 140 von knapp 200.

Über die Vorschläge der IHK wird wohl noch geredet werden. Die IHK will jedenfalls Kontakt mit der Stadt Tübingen aufnehmen. (GEA)