ROTTENBURG. Junge Buchkäufer sind immer aktiver auf dem Buchmarkt. In den vergangenen Jahren sind die Ausgaben der 16- bis 29-jährigen Käufer deutlich gestiegen, zudem haben sie pro Kopf mehr Bücher erworben. Als Inspirationsquelle wird für sie Social Media immer wichtiger. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle GfK-Analyse im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und des Buchgroßhändlers Libri.
BookTok ist eine Gemeinschaft auf der Social-Media-Plattform TikTok, die sich leidenschaftlich für Bücher und das Lesen interessiert. Zum Jahresbeginn hat Thomas Sachsenmaier alias Thomas Bookclub seinen Kanal dort gestartet und bereits 20.000 Follower. Auf Instagram bringt er es sogar auf 33.000 Leute. Vergangene Woche war der 37-jährige hauptberufliche Radiomoderator beim Stadtlesen in Rottenburg zu Gast.
Meinung offen sagen
Auf kurzen Videos spricht Sachsenmaier auf Social Media über Bücher – »quer durchs Gemüsebeet«, wie er den Zuhörern auf dem Marktplatz berichtete. »Ich lese schon seit meiner frühen Kindheit und bin von Büchern fasziniert«, sagte Sachsenmaier. Seine Videos dreht er jeweils samstags, wenn er in seinem Hauptjob frei hat. Manchmal produziert er gleich vier hintereinander. Dabei sitzt er in einem markanten Sessel. »Das ist einer meiner Erfolgsfaktoren und ein Wiedererkennungsmerkmal«, sagte Sachsenmaier. Er empfiehlt zum Beispiel Klassiker wie Agatha Christies Krimi »Und da gab’s keines mehr«, widmet sich aber auch dem aktuellen Besteller-Genre der »Dark Romances«. Zu diesen zählt zum Beispiel J.S. Wondas »Very bad Kings« und »Haunting Adeline« von H.D. Carlton. Letzere gehören zwar zur Pflichtlektüre für Booktoker, die die jüngere Generation ansprechen wollen. Die ausführlichen Beschreibungen von »intensivem körperlichen Austausch« und die Romantisierung gewaltvoller Beziehungen sieht Sachsenmaier aber kritisch: »Das ist schon krasser Scheiß, der da passiert. So was habe ich lange nicht zwischen zwei Buchdeckeln gelesen.« Den Zuhörern empfahl er, diese Bücher in Bibliotheken auszuleihen. »Dann können Sie sie wieder zurückgeben.« Empfehlen kann er indes den Thriller »Views« von Marc-Uwe Kling.
Sachsenmaier bespricht nach eigener Aussage, was ihm gefällt. Er erhält zwar von Buchverlagen zahlreiche Rezensionsexemplare und Anfragen, ist aber sehr wählerisch. »Ich verzichte auf Werbung und möchte neutral bleiben«, sagt Sachsenmaier. Dazu gehöre es, seine Meinung offen zu sagen. Er selbst erlebt in seinem Alltag kaum Kritik, schon gar keinen »Hate«. »BookTok ist sehr positiv. Dass die Ansichten zu Titeln auseinander gehen können, gehört dazu«, so Sachsenmaier. In den kommenden Monaten und Jahren möchte er seine Kanäle weiter ausbauen. Ein Projekt, das noch länger warten muss: das eigene Buch. »Zwei Ideen hätte ich in der Schublade«, verrät der Influencer. »Aber dafür fehlt mir momentan einfach die Zeit.« (stb)
BOOKTOK
Buchrezensionen, Leseempfehlungen und Lesetipps austauschen
Der Name BookTok setzt sich aus »Book« (Buch) und »Tok« (abgeleitet von TikTok) zusammen. Dort teilen Nutzer Buchrezensionen, Leseempfehlungen, Literaturlisten, Lesetipps und ihre Meinungen zu verschiedenen Büchern, Autoren und Genres. Diese Videos sind oft kreativ gestaltet und reichen von kurzen, emotionalen Empfehlungen bis hin zu humorvollen Zusammenfassungen oder sogar szenischen Darstellungen von Buchinhalten. Die BookTok-Community hat in den letzten Jahren erheblichen Einfluss auf die Buchwelt gewonnen, indem sie bestimmte Bücher zu Bestsellern machte und Trends im Bereich Literatur setzte. Besonders populär sind Genres wie Young Adult (YA), Fantasy, Romantik und Thriller. Einige Bücher, die durch BookTok an Popularität gewonnen haben, sind zum Beispiel »Das Lied von Achilles« von Madeline Miller oder »We Were Liars« von E. Lockhart. (stb)