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Baggersee K'furt: So steht's um den Zoff mit den Anglern

Bald herrscht wieder Betrieb am Baggersee in Kirchentellinsfurt, der Start in die Badesaison naht. Einiges ist neu am See - doch die Zukunft ist ungewiss.

Vildana und Clemens Vohrer in ihrem Kiosk. Seit zwei Jahren kümmern sie sich auch um die Sauberkeit am See.
Vildana und Clemens Vohrer in ihrem Kiosk. Seit zwei Jahren kümmern sie sich auch um die Sauberkeit am See. Foto: Steffen Schanz
Vildana und Clemens Vohrer in ihrem Kiosk. Seit zwei Jahren kümmern sie sich auch um die Sauberkeit am See.
Foto: Steffen Schanz

KIRCHENTELLINSFURT. Der Baggersee in Kirchentellinsfurt ist einer der beliebtesten Badeseen. Jetzt steht der Saisonstart bevor.

Wann geht’s los? Am 1. Mai fällt der Startschuss. Ab da sind die Illmitzer Straße und der Zugang zum Parkplatz geöffnet. Die Vohrers starten in die Saison mit Kiosk und Biergarten. Radler können jederzeit auch vorher an den See.

Was ändert sich beim Parken? Die Zeiten mit den sechs Euro Pauschalgebühren sind vorbei. Es gibt ein neues System, das stundengenaues Abrechnen erlaubt. Das kommt denen entgegen, die nur kurz zum Baden kommen und dann wieder wegfahren. Die Nummerschilder werden bei der Ein- und Ausfahrt gescannt. Dafür und für die Kassen-Automaten wurde eine kleine Solar-Anlage installiert.

Was erwartet die Gäste? Besucher finden kostenlose Toiletten vor. Die Pächter stellen Abfallbehälter auf, leeren sie und sammeln den Müll auf, der trotzdem auf der Wiese landet. Die Wiese wird regelmäßig gemäht. Ganz rechts hat’s einen kleinen Sandstrand – mit Sand vom Rhein. Die Vohrers haben registriert, dass sich Badegäste Umkleidekabinen wünschen, und sagen: »Wenn sich’s machen lässt, dann gern. Aber da ist vorher einiges zu klären.«

Wann ist geöffnet? Die Küche ist täglich von 11 bis 20 Uhr geöffnet. Bis 20.30 Uhr werden Getränke ausgeschenkt. Ab 22 Uhr herrscht allgemeines Betretungsverbot am See, an das sich auch die Betreiber halten müssen. Wer zu spät vom Parkplatz fährt, muss mit einem Strafzettel rechnen.

Wie ist der Stand der Vorbereitungen? Clemens Vohrer und seine Helfer sind gerade dabei, Tische und Bänke abzuschleifen, um ihnen danach einen blauen Anstrich zu verpassen. Ehefrau Vildana fand das bisherige Orange nicht so passend und achtet auch auf Kleinigkeiten. »Auch das gehört zum Urlaubs-Feeling.«

Ab in den See: Dieser Handlauf ist noch da und dient als Einstiegshilfe.
Ab in den See: Dieser Handlauf ist noch da und dient als Einstiegshilfe. Foto: Joachim Kreibich
Ab in den See: Dieser Handlauf ist noch da und dient als Einstiegshilfe.
Foto: Joachim Kreibich

Sind Veranstaltungen im Biergarten geplant? Vatertag und Muttertag sind Familientage auch am Baggersee. Überlegt wird auch, ob das Weißwurst-Frühstück wieder ins Programm genommen wird – alles mit Musik. Weiteres ist in Planung.

Was steht auf dem Wunschzettel? Eine weitere Badeleiter mit Handlauf und Edelstahlstufen vorne an der Liegewiese würde den Einstieg komfortabler machen. »Wir schauen, was sich realisieren lässt«, sagt Clemens Vohrer. Ein Lade-Container für E-Bikes war nicht im Bau-Antrag drin und wird deswegen auch vorläufig nicht aufgestellt. Und statt der flachen Fahrradständer, die für schwerere Räder nicht geeignet sind, hätte man gerne hohe. Aber auch da muss geklärt werden, was erlaubt ist.

Wie hoch waren die Kosten? Allein das neue System für den Parkplatz hat mit allen Installationen 50.000 Euro gekostet, sagen Clemens und Vildana Vohrer. Insgesamt haben sie nach eigenen Angaben seit Beginn 2022 rund eine halbe Million Euro investiert.

Was sagen die Nutzer? »Wir bekommen nahezu ausnahmslos positive Rückmeldungen«, hat Bürgermeister Bernd Haug festgestellt. Und auch beim GEA-Lokaltermin im vorigen Sommer äußerten sich die Befragten sehr zufrieden. Der Rathauschef betont, dass durch die Anstrengungen des Gastro-Paares Vildana und Clemens Vohrer Besucher ordentliche Verhältnisse vorfinden. Denn eines ist klar: »Es gilt das Recht auf Gemeingebrauch. Man kann die Leute nicht wegschicken, die sich am See aufhalten und baden wollen.«

Der Reutlinger Fischereiverein als Eigentümer hat das Verwaltungsgericht eingeschaltet. Wieso? Die Eigentümer stören sich an »Event-Gastronomie« und Stand-up-Paddling. Auch den Sandstrand hätten sie nicht erlaubt. Die Normenkontrollklage gegen den Bebauungsplan habe man eingereicht, weil die Gemeinde als Hauptpächter nicht auf die Beschwerden eingegangen sei. Und man werde sie auch nicht zurückziehen, weil man Klarheit wolle.

Gab’s weitere Konflikte? Allerdings. Gestritten wurde zum Beispiel um die Einstiegshilfen. Den Fischern war das Haftungsrisiko zu groß. 2021 haben sie die Treppen am Ufer abgebaut. Die Schwimmer waren empört. 2022 montierten die Fischer dann auf eigene Kosten zwei Badeleitern. Diese kamen wiederum 2023 wieder weg. Den Gastro-Betreibern schienen sie nicht mehr verkehrssicher. Der Fischereiverein erstattete Anzeige wegen Diebstahls und Sachbeschädigung.

Wann urteilt das Gericht? Das Verwaltungsgericht in Mannheim hat einen Termin Anfang September bestimmt. Die umfangreichen Schriftsätze liegen dort vor. »Das ist eine Menge an Papier und Ordnern«, sagt Bürgermeister Haug. Die nächst höhere Instanz wäre schon das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig.

Droht der Gastronomie am See womöglich das baldige Ende? Wenn die Richter den gültigen Bebauungsplan beanstanden, heißt das nicht zwangsläufig, dass alles weg muss, was bis dahin am Ufer entstanden ist. Das Landratsamt würde nicht gleich ein Abriss-Kommando vorbeischicken. Die Vohrers genießen wie andere Bauherren in solchen Fällen Vertrauensschutz. Sie durften annehmen, das alles, was im Bebauungsplan festgelegt wurde, rechtmäßig ist. Alles Weitere ist eine Frage der Verhältnismäßigkeit.

Wie könnte die Gemeinde reagieren? Auch im Rathaus hofft man auf Klarheit. Werden einige Punkte im Bebauungsplan bemängelt, könnte der Gemeinderat entsprechende Änderungen vornehmen. Der schlimmste Fall aus Sicht der Gemeinde würde eintreten, wenn die Richter den ganzen Bebauungsplan für nichtig erklären würden. Doch damit rechnet niemand im Landratsamt und im Rathaus.

Gibt’s noch eine Chance auf eine Einigung ohne Richterspruch? Alle Seiten betonen ihre Gesprächsbereitschaft. Doch eine Mediation ist bisher noch nicht zustande gekommen. Die Termine seien zu kurzfristig oder ungünstig gelegen, hieß es dazu hüben wie drüben. (GEA)