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B 27-Ausbau bei Ofterdingen: Hoffen auf ein Wunder

Die Gegner des B 27-Ausbaus bei Ofterdingen hoffen nach einem Erörterungsgespräch auf eine Tunnellösung. Gegen den Ausbau per se sind die Naturschutzbünde nicht - trotzdem behalten sich vor, rechtlich gegen die geplante Endelbergtrasse vorzugehen.

Statt einer Umgehungsstraße wollen die B 27-Ausbau-Gegner einen Tunnel in Ofterdingen.
Statt einer Umgehungsstraße wollen die B 27-Ausbau-Gegner einen Tunnel in Ofterdingen. Foto: Jürgen Meyer
Statt einer Umgehungsstraße wollen die B 27-Ausbau-Gegner einen Tunnel in Ofterdingen.
Foto: Jürgen Meyer

OFTERDINGEN/NEHREN. Auf ein Wunder hoffen beide. Die Verkehrsteilnehmer, die täglich auf der Bundesstraße 27 zwischen Bodelshausen und Dußlingen im Stau stehen – und sich endlich einen Ausbau der zweispurigen Strecke ersehnen. Und die Gegner des vierspurigen Ausbaus, die darauf hoffen, dass die Behörden ihre Pläne umschmeißen – und statt der flächenversiegelnden Schleife um den Ofterdinger Endelberg die Straße in einem zweispurigen Tunnel unter dem Ort hindurchlegen.

Die vom Regierungspräsidium Tübingen (RP) favorisierte »Endelbergtrasse« – seit 1975 in der Planung, verworfen zugunsten eines Tunnels unter dem Endelberg, dann 1998 wieder reaktiviert – befindet sich im Planfeststellungsverfahren. Die Neubaustrecke soll rund sieben Kilometer lang werden, 14 Brückenbauwerke und neue Auf- und Abfahrten erhalten. Kostenschätzung 100,6 Millionen Euro – Stand vor acht Jahren. Die Pläne waren öffentlich ausgelegt worden und die Bürger sowie Verbände machten zahlreiche Einwände geltend. Dabei wurden insbesondere die Auswirkungen auf Natur und Landschaft sowie auf das Kleinklima kritisiert. Für den Neubau werden 21 Hektar Wiesen- und Ackerfläche versiegelt, hinzu kommen 23 Hektar Straßenböschungen und 19 Hektar Baustellenfläche.

Am 8. und 9. Oktober stellte das RP in der Burghofhalle die technische Planung vor und erörterte zusammen mit den Bedenkenträger wie Nabu, Bund und Landesnaturschutzverband die Einwendungen und Stellungsnahmen (der GEA berichtete). Man werde sich die Entscheidung nicht einfach machen, versprach der Versammlungsleiter nach zwei Tagen sachlicher Diskussion. Welche Einwände bei der Behörde Gehör finden, wird sich wohl erst in einigen Monaten zeigen.

Die Ortsdurchfahrt von Ofterdingen und die Steinlach untertunneln, statt im großen Bogen drumherum, fordern die B 27-Ausbau-Gegn
Die Ortsdurchfahrt von Ofterdingen und die Steinlach untertunneln, statt im großen Bogen drumherum, fordern die B 27-Ausbau-Gegner. Foto: Jürgen Meyer
Die Ortsdurchfahrt von Ofterdingen und die Steinlach untertunneln, statt im großen Bogen drumherum, fordern die B 27-Ausbau-Gegner.
Foto: Jürgen Meyer

Die B 27-Ausbau-Gegner haben jetzt eine Zwischenbilanz gezogen. »Es wird viele Verlierer geben, wenn die Endelbergtrasse gebaut wird. Alle angrenzenden Ortschaften werden unter steigenden Emissionen leiden. Das Verkehrsaufkommen wird massiv zunehmen, weil neue Straßen Autos und Lkw anziehen. Das wird sich auf die Durchgangsstraßen von Mössingen, Ofterdingen und Nehren ausbreiten – und der Stau vor Tübingen wird morgens schon in Dußlingen beginnen«, so Ursula Reutter. Die Sprecherin der Bund-Aktionsgruppe Mössingen hat sich am Montagabend mit Mitgliedern der Bürgerinitiative »Kein Sündenfall im Steinlachtal« (Linke im Steinlachtal) und dem »Bündnis nachhaltige Mobilität« in Nehren getroffen. Ihr weiteres Fazit: »Wir haben während des Erörterungstermins erfahren müssen, dass Klima-, Landschafts- und Naturschutz aus Kostengründen und in Ermangelung rechtlich verbindlicher Vorgaben gnadenlos missachtet werden können.«

Es sei klar geworden, »dass die Anhörung nicht ergebnisoffen war, sondern dass das RP seine Variante wider besseres Wissen durchsetzen will.« Die kostengünstigere Variante, kreuzungsfrei, mit Lärmschutzmaßnahmen und der Umsiedlung der Anwohner, »wurden vom RP nicht untersucht, weil sie in Stoßzeiten über die Kapazitätsgrenze ginge.«

Der Endelberg mit dem Friedhof, links Ofterdingen, unten Mössingen. Die neue B 27-Trasse soll mittig quer durchs Bild laufen und
Der Endelberg mit dem Friedhof, links Ofterdingen, unten Mössingen. Die neue B 27-Trasse soll mittig quer durchs Bild laufen und viel Landschaft versiegeln. Foto: Jürgen Meyer
Der Endelberg mit dem Friedhof, links Ofterdingen, unten Mössingen. Die neue B 27-Trasse soll mittig quer durchs Bild laufen und viel Landschaft versiegeln.
Foto: Jürgen Meyer

Das RP rede die Tunnelvariante schlecht: »Zu teuer, auch in der Wartung, obwohl keine aktuellen Kostenrechnungen vorliegen. Hochwassergefahr, mehrjährige Umleitungen.« Unverständlich ist für die Ausbau-Gegner die Behauptung des RP, »dass die Regionalstadtbahn im Steinlachtal und der Bau alternativer Radwege für Pendler nur vier Prozent Verkehrsverlagerung bringen würden. So gelingt keine Verkehrswende.«

Man werden nun den Beschluss der Behörde abwarten, »vielleicht geschieht ein Wunder, und unsere favorisierte Tunnellösung hat ein Chance«. Andernfalls werden die Naturschutzverbände wohl klagen müssen. Die Aktivisten legen Wert auf die Feststellung, »dass wir nicht gegen einen Ausbau der B 27 sind, aber wir wollen die umweltschonendste, zeitgemäße Variante.«

Die ist aus Sicht der Umfahrungsgegner »die einbahnige Tunnelvariante unterhalb der bestehenden Straße durch Ofterdingen in bergmännischer Bauweise«, bei der »während der Bauarbeiten keine Ausweichstrecken nötig sind.« Die zweitbeste Alternative sei »der dreisstreifige Ausbau der bestehenden B 27«. Hierbei soll dem Berufsverkehr morgens in Richtung Tübingen, abends in Richtung Hechingen abwechselnd zwei Spuren zur Verfügung stehen. »Wir reden ja lediglich von je zwei Stunden Stau am Tag, die es zu entzerren gilt«, behauptet Julian Jochen-Warth, der der Meinung ist, »dass der gegenwärtige Zustand immer noch besser ist als der Bau der Endelbergtrasse.« (GEA)