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Ausstellung »Made in Mössingen«: Weinfässer, Stoffe und Branntwein

In der Ausstellung »Made in Mössingen« sind verschiedene Produkte aus der Steinlachstadt aus mehreren Jahrzehnten zu sehen. Hier gibt es einiges zu erfahren, zum Beispiel, wie es Mössinger Branntwein nach Russland geschafft hat.

Mössinger Handwerkswaren wie etwa Weinfässer wurden weltweit exportiert.
Mössinger Handwerkswaren wie etwa Weinfässer wurden weltweit exportiert. Foto: Nadine Nowara
Mössinger Handwerkswaren wie etwa Weinfässer wurden weltweit exportiert.
Foto: Nadine Nowara

MÖSSINGEN. »Ich möchte mit der Ausstellung zum Staunen anregen, welche tollen Produkte in den vergangenen Jahrhunderte in Mössingen hergestellt wurden und welche Spezialkenntnisse dafür nötig waren«, sagt Museumsleiterin Franziska Blum über die neue Ausstellung »Made in Mössingen«, die ab heute in der Kulturscheune zu sehen ist. Eröffnet wird sie um 19 Uhr. Handwerksbetriebe, die bis ins 19. Jahrhundert ihre Ursprünge hatten, ihre Waren und die Menschen dahinter werden vorgestellt.

Den regionalen Markt bedienten etwa die Bögeles-Rechen und Heugabeln. Aber auch Hemden der Firma Merk, Küchenmöbel von Hantzsche, sowie der Gauger Holzstuhl waren weithin beliebt.

Stoffe aus dem Pausa-Universum.
Stoffe aus dem Pausa-Universum. Foto: Nadine Nowara
Stoffe aus dem Pausa-Universum.
Foto: Nadine Nowara

Viele Produkte von kleinen Handwerksbetrieben werden zudem in der Ausstellung gezeigt. Hier lohnt sich ein genauer Blick. »Auf Tellern und Bechern der Zinngießerei Streib sieht man eine Art Qualitätssiegel in Form von drei Engeln. Damit wurde betont, dass nur wenig gesundheitsschädliches Blei verwendet wurde«, erläutert Blum. Das Logo der Messerschmiede Nill bestand aus einer gekreuzten Rose. Die Besteckgriffe aus Kunstharz muten dekorativ an.

1869 bekam Mössingen einen Eisenbahnanschluss. Das war die Geburtststunde für die Textilindustrie. »Die Textilindustrie war lange Zeit die Industrie in Mössingen«, sagt Blum. »Die Pausa-Stoffe sind weltbekannt. 600 Beschäftigte arbeiteten dort. Viele haben sich stark mit dem Unternehmen identifiziert.« Aber auch Sportkleidung vom regionalen Hersteller Grasshoppers ging über viele Ladentheken.

Dass auch die breite Gesellschaft von Mössinger Produkten profitieren konnte, war Bürgermeister Karl Jaggy ein Anliegen. Er setzte sich 1910 dafür ein, dass sich eine Genossenschaftsschreinerei mit sieben Schreinern gründete. »So konnten günstigere Preise für Wohnzimmermöbel angeboten werden«, sagt Blum.

Eine historische Spätzles-Presse.
Eine historische Spätzles-Presse. Foto: Nadine Nowara
Eine historische Spätzles-Presse.
Foto: Nadine Nowara

Alkohol gehört zur Mössinger Tradition: Um 1800 gab es in Mössingen 300 Branntweinbrenner. »Die Leute waren im Steinlachtal sehr arm und mussten kreativ werden.« Mössinger Branntwein floss auch durch russische Kehlen. Zwei Mössinger waren 1812 mit der Grande Armée von Napoleon unterwegs und versorgten als begleitende Händler die Soldaten mit ihrer flüssigen Stärkung. Weinfässer der Mössinger Firma Streib landeten in den 1970-ern in Amerika. Das sei über einen Zufall passiert, ein Reisender habe die Fässer gesehen als er aus einem Brauhaus-Fenster schaute. Er habe gleich bestellt. Die Handelsbeziehung hielt über viele Jahrzehnte, so Blum.

Die Zeiten ändern sich: Beruflich umdisponieren mussten etliche Handwerker als Mitte des 20. Jahrhunderts Kraftfahrzeuge Einzug hielten. Die Firma Brielmann aus Öschingen wechselte von der Wagnerei - der Herstellung von Geräten für die Landwirtschaft wie etwa Schubkarren - in die Leiterherstellung und fertigte später Garagentore an. »Da haben sie dann ihre Nische gefunden«, sagt Blum.

Schaukelpferde erfreuten sich hoher Beliebtheit. Der Wagner Rudolf Luz hatte sich darauf spezialisiert.
Schaukelpferde erfreuten sich hoher Beliebtheit. Der Wagner Rudolf Luz hatte sich darauf spezialisiert. Foto: Nadine Nowara
Schaukelpferde erfreuten sich hoher Beliebtheit. Der Wagner Rudolf Luz hatte sich darauf spezialisiert.
Foto: Nadine Nowara

Manche Produkte werden auch heute noch produziert; wie Fischers Bier oder Rossbergnudeln - der Gründer des Unternehmens Otto Schneider war in den 1920-er Jahren als 'Hausierer' auf der Alb unterwegs, um seine Nudeln zu verkaufen. Zunächst stellt er seine Nudeln im Schnuppen neben seinem Haus her. Der Vertrieb von Alkoholischem spielt in Mössingen immer noch eine Rolle, mit dem Birnen-Secco »Roter Mössinger« vom Netzwerk Streuobst - der mit seiner Farbe auf den Generalstreik verweist, sowie einem Mössinger Gin der »höchsten Klasse«.

Was Blum man vor allem an der Ausstellung erkennt: »Die Mössinger haben sich immer neu durch die Jahrzehnte erfunden und sich der Angst vor dem Wandel gestellt. Die Hoffnung: Es geht immer weiter.« (GEA)

Die Ausstellungsleiterin Franziska Blum.
Die Ausstellungsleiterin Franziska Blum. Foto: Nadine Nowara
Die Ausstellungsleiterin Franziska Blum.
Foto: Nadine Nowara

 

Führungen

Die Ausstellung ist vom 13. Februar bis 21. Dezember immer mittwochs von 14 bis 22 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr im Museum Kulturscheune geöffnet.

Führungen durch die Ausstellung: Mittwochs, 14 Uhr: 26. Februar, 19. März, 9. April, 25. Juni, 23. Juli, 10. September, 19. November, 10. Dezember

Sonntags, 16:30 Uhr: 6. April., 18. Mai, 28. September, 26. Oktober. Es gibt auch Gruppenführungen auf Anfrage. Verschiedene Veranstaltungen begleiten die Ausstellung. Um Anmeldung wird gebeten: museum@moessingen.de (now)