Logo
Aktuell Kunst

Ausstellung an der Bushaltestelle in Immenhausen: Sprachlos gegen Mauern

Die Mähringerin Christiane Haag stellt Kunstwerke an der Bushaltestelle in Immenhausen aus.

Christiane Haag hat sich mit der Geschichte des Pfullinger Klosters auseinandergesetzt.
Christiane Haag hat sich mit der Geschichte des Pfullinger Klosters auseinandergesetzt. Foto: Nadine Nowara
Christiane Haag hat sich mit der Geschichte des Pfullinger Klosters auseinandergesetzt.
Foto: Nadine Nowara

KUSTERDINGEN-IMMENHAUSEN. Durchlöcherte, kohlschwarze Muster bei den »Ortsbildern« im Schaukasten an der Immenhäuser Bushaltestelle. Was diese wohl bedeuten mögen? Hinter dem Abstrakten steckt Historie: Die Mähringer Künstlerin Christiane Haag hat sich für ihre Ausstellung mit der Geschichte des Klarissenklosters in Pfullingen auseinandergesetzt.

Die Nonnen lebten dort in strenger Armut. »Da der Ursprungsorden ein italienischer war, waren die Regeln im kalten Deutschland umso härter. So bekamen die Nonnen nur sehr dünne Betttücher. Es galt wegen des Schweigegelübdes ein Sprachverbot«, sagt Haag. »Das Kloster war von einer mehrere Meter hohen Mauer umgeben. Den einzigen Kontakt zur Außenwelt gab es über ein Sprechgitter. Blickkontakt sollte vermieden werden. Deshalb hing noch ein Tuch vor dem Gitter«, erläutert die Künstlerin.

Die Umrisse des Gitters hat sie mit einer Kohlefrottage auf Reisblätter übertragen und teils mit einem Bleistift durchbohrt. »Sprachlos« ist der Titel des Werks. »Ich stelle mir das schrecklich vor, mich nicht austauschen zu können. Man ist zwar in einer Gemeinschaft, hat aber keinen richtigen sozialen Kontakt.« Sprache sei für die Entwicklung essenziell. »Säuglinge mit denen nicht gesprochen wird, können deswegen sterben«, gibt sie zu bedenken. Bei ihren Recherchen habe sie unter anderem überrascht, dass viele Nonnen bereits im Kindesalter von knapp zehn Jahren aufgenommen worden waren.

Was das Kloster Pfullingen mit Immenhausen verbindet

Warum hat Haag ausgerechnet das Pfullinger Kloster als Motiv für die Immenhäuser Ortsbilder ausgewählt? »Ich bin nebenan im Friedrich-Schiller-Gymnasium zur Schule gegangen«, sagt die 55-Jährige. Ihre Vorstellung von einem Leben hinter den Klostermauern war »faszinierend, gruselig«. Vor einigen Jahren hatte sie auch Werke in der Klosterkirche ausgestellt. »Es gibt auch eine Verbindung von Pfullingen zu Immenhausen. Das Kloster war damals sehr einflussreich und hatte Ländereien von den Härten bis zur Schwäbischen Alb.«

Auf der anderen Seite des Schaukastens ist eine Nahaufnahme der Klostermauer. Eine Kreidezeichnung zeigt einen Mauerblock. Die Linien sind fein. Ist ein Durchbrechen der Mauer möglich? Haag hat sich gefragt, ob die Nonnen vielleicht doch ein glückliches Leben gelebt haben könnten. »Für manche hat das Kloster vielleicht eine gewisse Sicherheit bedeutet«, meint sie. Die Ausstellung ist noch bis Mitte Januar zu sehen. (GEA)