KREIS TÜBINGEN. »Überall in der Nachbarschaft ist das schon Standard«, hatte Freiherr Max-Richard von Rassler bemängelt. Der Kreisrat der FDP hat sich dafür eingesetzt, dass auch die Tübinger ihre Besucher, Menschen auf der Durchfahrt oder die eigenen Bewohner begrüßen.
Rassler denkt dabei auch ein bisschen an den Tourismus. Der Schlossherr auf der Weitenburg ist auch Vorsitzender des Tourismus-Ausschusses der Industrie- und Handelskammer Reutlingen. Mit den Schildern mache man etwas Werbung für den Kreis Tübingen, und für alle Bewohner sei das eine identitätsstiftende Maßnahme, fand der 62-Jährige.
Problem: Sicherheit und Kosten
Zunächst hatte es gar nicht so ausgesehen, als ob man ihm den Wunsch erfüllen würde. Erst musste ja die Sicherheitslage geklärt werden. Auch in den anderen Landkreisen hat man nicht immer genau die Grenze gewählt. Kurven oder der Abstand zu anderen Verkehrszeichen müssen jeweils berücksichtigt werden. »Vom Einsatz gestalteter Findlinge oder ähnlich massiven Kunstwerken wird aus Gründen der Verkehrssicherheit ausdrücklich abgeraten«, ließ das Tübinger Landratsamt vorsorglich verlauten.
Dann waren da die Kosten. Mit 25.000 Euro hatte Rassler ganz grob kalkuliert. Aus anderen Landratsämtern war zu hören, dass man für die Tafeln je nach Aufwand zwischen 1.700 und 8.000 Euro pro Stück ausgeben müsse. Der FDP-Kreisrat orientierte sich in seinem Antrag an der unteren Preiskategorie. »Das soll nicht inflationär sein. Der Hinweis muss nicht an jedem Feldweg stehen«, beschwichtigte der Antragsteller die Kreisräte, die da schon einen größeren Haushaltsposten befürchteten. An der Autobahn (A81) würden Schilder ohnehin nicht genehmigt werden. Aber zehn sollten es mindestens sein, fand er. Vor allem an den Bundesstraßen.
Günstigere Variante
25.000 Euro klingt nicht nach wahnsinnig viel. Andererseits hatten die Kreisräte einen Haushalt in der Größe von rund 350 Millionen Euro zu beschließen. Da noch mal etwas draufsatteln - und wenn's nur eine fünfstellige Summe ist? Lieber nicht, sagte sich die Mehrheit und verschob die Debatte. Rasslers Antrag verschwand in der Schublade - mit der vagen Versicherung, man könne ja am Ende noch mal drüber reden, bevor man den endgültigen Haushalts-Beschluss fasse.
Im Landratsamt hat man nachgerechnet und dann signalisiert, dass man auch mit 10.000 Euro hinkommt. Landrat Joachim Walter machte den Vorschlag, dass sich Schüler der Berufsschulen um die Tafeln kümmern und der Landkreis hauptsächlich Material bereitstellt. Daraufhin fand sich für Rasslers Antrag eine Mehrheit.
Nur neun statt zehn Alu-Tafeln
Die Gewerbliche Schule Tübingen hat daraufhin im Profilfach Gestaltungs- und Medientechnik unter Leitung des Lehrers Jochen Vogel in den Klassenstufen 11 bis 13 einen Wettbewerb ausgelobt. Als Bester wurde der Entwurf von Philipp Hess gekürt. Der Initiator war happy. Philipp Hess, Tamara Kanter und Nina Baur bekommen von Rassler ein Picknick auf Schloss Weitenburg spendiert.

Die Zusage, dass man noch 2024 die ersten Tafeln aufstellt, hat man im Landratsamt eingehalten. Und nicht zufällig hat man im Dezember als ersten Standort die Kreisgrenze an der Landesstraße L370 zwischen Starzach-Börstingen und - Weitingen ausgewählt. Der Freiherr hat das Schild also praktisch vor der Haustür.
Dass es nur neun statt zehn Alu-Tafeln wurden, hat der Initiator offenbar gut verkraftet. In seinem kurzen Statement zur Enthüllung ging von Rassler jedenfalls nicht darauf ein, dass man seine Untergrenze unterschritten hat, sondern ließ wissen: »Das ist Willkommenskultur für alle, die in unseren schönen Landkreis hineinfahren und vielleicht gar nicht wissen, auf welchem Terrain sie sich befinden. Nicht zuletzt werden Einheimische auf positive Weise an ihre Heimat erinnert.« (GEA)
Die Standorte
· L370 Kreisgrenze zum Landkreis Freudenstadt
· B27 Kreisgrenze zum Landkreis Reutlingen
· B27 Kreisgrenze zum Zollernalbkreis
· B28 Kreisgrenze zum Landkreis Freudenstadt
· B28 Kreisgrenze zum Landkreis Reutlingen
· B296 Kreisgrenze zum Landkreis Böblingen
· L1208 Kreisgrenze zum Landkreis Böblingen zwischen Dettenhausen und Waldenbuch
· L384 Kreisgrenze zum Landkreis Reutlingen zwischen Gomaringen und Ohmenhausen
· L391 Kreisgrenze zum Zollernalbkreis zwischen Hirrlingen und Rangendingen