OFTERDINGEN. Im kommenden Herbst erscheint das mit Spannung erwartete 41. Comic-Abenteuer von Asterix und Obelix. Eines steht jetzt schon fest: Das Duo bleibt nicht in seinem Heimatdorf, sondern verreist in die Ferne. Vor zehn Jahren tauchte die römische Villa von Hechingen-Stein in einem Album auf. Vielleicht agieren unsere Helden dieses Mal im Ofterdinger Rammert? Schließlich spielt der Wald bei den Galliern stets eine wichtige Rolle, er taucht in den Geschichten in mehr als 150 Bildern auf.
Über Tausend Baumsuchende
Der Hardtwald bietet viele Anknüpfungspunkte für die Autoren. Zunächst bezeugen die, einen Hinkelsteinwurf entfernt liegenden Grabhügel in den Bolwasen, dass es hier auch mal ein keltisches Dorf gegeben haben muss. Am Tag der Wintersonnwende fand am Samstag im Wald nun das 16. Jahrestreffen der Weihnachtsbaum-Sucher und -selber Schlagenden statt. Das erinnert natürlich an die Zusammenkunft der Druiden im Karnutenwald. Auch vorgestern reisten über 1.000 »Sehende« und »Wissende« aus der ganzen Region an, um für das höchste Fest im Jahreszyklus mit geübtem Blick den für ihre Zwecke und Räume passenden Baum im Unterholz auszusuchen. Die Baumnaturverjüngung auf den Weihnachts-Sturmwurfflächen von 1999 wächst weiterhin reichlich – wie im »Trabantenstadt«-Abenteuer.
Bewusstsein für Umwelt fördern
Daher hat der Forstrevierleiter und quasi Oberdruide Reinhold Gersterix abermals zum Ausmisten der jungen Fichten und Weißtannen, und nicht zum althergebrachten Ausmisteln der Eichen aufgerufen. Die Leute in Massen in den an sich »heiligen Ort« eines Försters zu locken, ist gewollt: Waldwissen ist Grundlage für Walderhaltung. Durch die Vielzahl an lebenden Anschauungsobjekten sei auch der Rammert ein idealer Ort des Erlebens. Er ist Ökosystem, Erholungs- und Wirtschaftsraum in einem. Die Erfahrung, den eigenen Weihnachtsbaum an seinem Ursprungsort aufzuspüren, fördere gerade bei jungen Menschen das Bewusstsein für einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt.
Gratis-Baum für Kinder
Goldene Sicheln aus dem antiken Lutetia sah man nur ganz wenige im Einsatz, vielleicht wars auch bloß der gelbe Kunststoffgriff einer Handsäge aus dem Land der Finnen. In einem Zeitraum von sechs Stunden fielen im kalten Schattenreich am Biberbach die Säge-Späne auf den kalten Boden und flogen, verborgen zwischen bereits hochgewachsenen Nadelbäumen, die Holz-Splitter bei kraftvoll geführten Axtschlägen.
Der Zaubertrank wird nach wie vor inmitten der rund 800 Meter großen Lichtung gebraut und ausgeschenkt. Ob in dem heißen Gebräu aus Wein, Zucker und Gewürzen auch Misteln sind, dürfen die Druidennovizen vom Ofterdinger Jugendhaus natürlich nicht verraten. Während die über dem Festbankett-Feuer gebratenen Würste vermutlich von Wildschweinen stammen. Denn die einzigen Tiere, die den an- und abreisenden Besucher begegneten, waren aus Holz geschnitzte Figuren. Zum Kurzweil der jüngsten, der meist in Familienstärke anrückenden Baumsucher, versteckt und zum Suchen zwischen den Bäumen.
Troubadix durfte ausnahmsweise aufspielen – und befreundete Forststudenten der Rottenburger Hochschule mitbringen. Fanfare und Lyras tauschten das »Haiss-Quartett« gegen Jagdhörner ein.
Zur Krönung des wohl bei allen in guter Erinnerung bleibenden Walderlebnisses, gabs für jeden kleinen Besucher einen Minibaum gratis obendrein. Eine Weisung aus dem Amts-Vermächtnis des Alt-Bürgermeister Joseph Otto Reichert: »Wir sind schließlich eine kinderfreundliche Gemeinde.«

Römer – erst im vergangenen Jahr konnte eine Siedlung beim Feuerwehrhaus freigelegt werden – oder vielleicht doch nur die Jugendfeuerwehr? Auf jeden Fall waren uniformierte Trupps am Waldrand gruppiert, um den Verkehr zu steuern. Indessen wagten sich nur selten Patrouillen in den Wald hinein, um Holz für die Feuer-Aufwärmstellen an den Zufahrtswegen zu sammeln.
Letztlich bleibt es unwahrscheinlich, dass »Asterix im Rammert« eine Geschichte wird. Denn der vierbeinige Begleiter des Gallier-Duos ist ja der einzige als umweltfreundlich bekannte Hund, der vor Verzweiflung losheult, wenn jemanden einen Baum fällt. Einmal fiel Idefix sogar in Ohnmacht. Nicht auszudenken, wie schwer das Maskottchen getroffen wird, wenn sie einen Wald aufsuchen, wo die Bäume zu Hunderten umgesägt werden. (GEA)