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Aktuell Lehrpfad

Allee mit Bäumen des Jahres in Nehren zu bestaunen

Alle Bäume des Jahres in einer Reihe. Eine super Idee. Schön ausgeführt. Aber die Macher in Nehren müssen immer wieder Rückschläge hinnehmen.

Eine lange Allee mit inzwischen fast 40 Stationen: Revierförster Reinhold Gerster am Beginn des Lehrpfads.
Eine lange Allee mit inzwischen fast 40 Stationen: Revierförster Reinhold Gerster am Beginn des Lehrpfads. Foto: Frank Pieth
Eine lange Allee mit inzwischen fast 40 Stationen: Revierförster Reinhold Gerster am Beginn des Lehrpfads.
Foto: Frank Pieth

NEHREN. Die Rotbuche: ein kümmerliches Zweiglein. Die Esche fehlt ganz, an ihrer Stelle steht nur ein leeres Plastikrohr. Auch die Lärche ganz unten in der Reihe hat nicht viel hergemacht, jetzt ist ihr Platz leer. »Sieht aus wie Schlamperei oder Vandalismus, ich weiß«, sagt Förster Reinhold Gerster. Haben sich hier ein paar Halbstarke ausgetobt? Oder werden die Bäume nicht gepflegt? Nichts davon trifft zu. »Wir haben einfach gegen die Natur gearbeitet«, lautet stattdessen die Erklärung des Revierförsters.

Nicht weit vom Schützenhaus und dem Schwanholz haben die Nehrener eine schöne Idee verwirklicht: Eine Allee mit allen Bäumen des Jahres als Anschauungsobjekte. Einmal der Baum in natura, daneben eine Tafel mit Jahreszahl und detaillierter Beschreibung. Mit einer Eiche (Baum des Jahres 1989) geht's los. In regelmäßigen Abständen folgen die weiteren bis hinunter zur Lärche (2012) kurz vor dem Waldrand. Mit dem Wildapfel (2013) gegenüber geht's wieder hinauf.

Jede Baumart braucht die passenden Bedingungen, damit sie gedeiht. »Einige kommen hier schlecht zurecht«, sagt Gerster. »Für sie ist das ein schwieriger Standort.« Beim Lehrpfad finden sie Boden aus schwerem Ton vor, der viel Wasser staut. Aber das gestaute Nass ist vergleichsweise sauerstoffarm. Bei manchen Arten können die Wurzeln den Sauerstoff schlecht aufnehmen, sie sterben ab.

Ob's hilft? Ein kleines Hochbeet soll den Bäumchen wie dem Wacholder, die hier schwierige Bedingungen vorfinden, den Start erlei
Ob's hilft? Ein kleines Hochbeet soll den Bäumchen wie dem Wacholder, die hier schwierige Bedingungen vorfinden, den Start erleichtern. Foto: Joachim Kreibich
Ob's hilft? Ein kleines Hochbeet soll den Bäumchen wie dem Wacholder, die hier schwierige Bedingungen vorfinden, den Start erleichtern.
Foto: Joachim Kreibich

Dazu kommt: Im Wald sind die Bäume geschützter. Hier stehen sie exponiert. Morgens womöglich Frost, am Nachmittag brütende Hitze und direkte Sonnen-Einstrahlung: »Das ist extrem«, weiß Gerster, an die Sprösslinge werden hohe Anforderungen gestellt.

Für die Eiche ideal - für andere nicht

Es gibt eben nicht den einen Boden, der für alle passt. In der Natur kommen auch nicht alle Arten nebeneinander vor. Beim Lehrpfad muss man daher erhebliche Rückschläge verkraften. Bergahorn und Buche fühlen sich hier nicht wohl. Die Esskastanie liebt sandige Böden und kümmert vor sich hin. Selbst die Lärche kämpft, obwohl man am Waldrand selbst einige Exemplare erkennt, die relativ groß sind und besser gedeihen.

Bei der Esche ist es ein Pilz, der auch anderswo die Triebe absterben lässt. »Das ist bestimmt schon die Sechste, die hier gepflanzt wurde«, sagt Gerster. Und die Eibe ist nahezu ein hoffnungsloser Fall. Bei einem Lehrpfad will man aber Lücken nicht einfach so akzeptieren und sorgt immer wieder für Ersatz. »Für die Eiche hingegen ist es hier genial,« sagt Gerster. Auch die Elsbeere und die Bergulme lieben ihren Platz in der Allee.

Wie aus dem Lehrbuch für angehende Förster

Vereinzelt hat man in Nehren zu Notmaßnahmen gegriffen. Der Wacholder mag trockene Standorte. Deswegen hat man ihm in der Allee ein kleines Hochbeet gebaut, 30 Zentimeter über dem Niveau der anderen. Damit seine Füße nicht so tief im Wasser stehen. An einigen Stellen wurden auch Drainagen gelegt. »Wir arbeiten mit allen Tricks«, scherzt Gerster und lobt die Jagdgemeinschaft und insbesondere Gerhard Braungardt, die sich sehr einsetzen, und auch den Obst- und Gartenbauverein.

Eigentlich ist es eine Situation wie aus dem Lehrbuch für alle, die sich für Zusammenhänge in der Natur interessieren. »Man sollte alle Forststudenten hierher schicken«, scherzt Gerster. Der 53-Jährige hat schon überlegt, ob er nicht eine zusätzliche Infotafel aufstellen soll. Damit die Besucher erfahren, dass die Umsetzung so ihre Tücken hat und dass man auch daraus etwas lernen kann. »Im Wald hätte ich schon längst aufgegeben«, hatte der Förster vor einigen Jahren schon erklärt.

Für gewöhnlich macht Gerster einmal im Jahr eine Pflanzaktion für den aktuellen Baum mit den Kindern der Gomaringer Schlossschule. Die Schüler lernen etwas dabei und sind stolz auf die Tafeln, die sie selber herstellen. Dieses Jahr fehlte ihm dafür die Vorbereitungszeit. Die Roteiche oder amerikanische Eiche wird vermutlich kein Problemfall. Auch für sie ist der Boden nicht ideal. »Aber sie wird einigermaßen zurechtkommen«, sagt der Fachmann. (GEA)

Jedes Jahr ein neues Exemplar

2008 hat man die ersten zehn Exemplare gepflanzt. Von der Eiche (Baum des Jahres 1989) bis Wildbirne (1998). Gerhard Ziersch von der Arbeitsgemeinschaft Heckenpflege war mit der Idee an den Revierförster herangetreten. Schüler der Kirschenfeldschule machten mit. Beim Obst- und Gartenbauverein und dessen Vorsitzenden Norbert Saur sowie der Nehrener Jagdgemeinschaft und Gerhard Braungardt stieß man auf tatkräftige Unterstützung. Im Jahr darauf wurden weitere zehn Löcher ausgehoben und Pfosten für die Schilderhäuschen mit den Beschreibungen neben den Bäumen in die Erde gerammt – von Silberweide (Baum des Jahres 1999) bis Walnuss (2008). Seither kommt jedes Jahr ein neuer Baum dazu. (-jk)