MÖSSINGEN. Am Eingang warteten Schaumküsse und E-Gitarren, auf der Bühnen lagen Bluejeans und Schallplatten zur Dekoration, dahinter hingen glitzernd goldene Sterne. Die beiden Konzerte der Chorgemeinschaft Mössingen am Samstagabend und am Sonntagnachmittag waren restlos ausverkauft. Insgesamt rund tausend Zuhörer erlebten zuweilen überraschend vorgetragene, rockige Lieder und eine große Bühnenpräsenz der knapp 70 Sängerinnen und Sänger unter Leitung von Johannes Söllner. Söllner hat seine Arbeit in Mössingen 2023 begonnen und arrangiert viele Lieder selbst.
Zwei Chöre, viele Spielarten
Mal alle zusammen, mal mitreißend im Duett: es waren ein kraftvoller Männerchor und ein frecher Frauenchor dort auf der Bühne. Die meisten waren in den Farben Schwarz, Rot und Weiß gekleidet. Manche trugen Sonnenbrillen. Auf den T-Shirts prangten Aufschriften wie Motörhead, Metallica oder AC/DC. Dazu wurden silberne Ketten getragen, Lederjacken, breite Gürtel mit schweren Schnallen, schwarze Schirmmützen oder Stirnbänder. Auf dem Programm standen bekannte Hits wie »Altes Fieber«, »Resistance« und »Zombie«, aber auch Klassiker der Neuen Deutschen Welle wie »Skandal im Sperrbezirk« der bayerischen Rockband Spider Murphy Gang. Die Beleuchtung wechselte immer wieder passend zu den Liedern. Bei James Hetfields »Nothing else matters« trug Söllner einige Passagen auf Deutsch vor. Begleitet wurde der Chor von den Musikern Andreas Lang (Flügel und Gitarre), Cedric Berner (Bass), Jonas Leuther (Drums) und Franz Trautmann (zweite Gitarre). Und offenbar haben sich die Proben im Humboldt-Jugendhaus in Bad Schussenried am vorangegangenen Wochenende gelohnt: Bei »Love rund out« von Ryan Tedder kam die Solostimme von Yvonne Holzäpfel zum Tragen. Nach der Pause schritt Söllner in einem blauen Glitzeranzug und roten Lackschuhen auf der Bühne. »Habt ihr Bock auf Rock?«, fragte er ins Publikum, das mit einem zustimmenden Grölen antwortete.
Bock auf Rock
Es folgten »Rock me Amadeus«, »Über sieben Brücken« mit Manuela Lang und Yvonne Holzäpfel im Duett und Marius Müller-Westernhagens »Freiheit«, gesungen nur von den Männern des Chores. Im Song »Resistance« begann Söllner erzählerisch eine pessimistische Zukunftsvision zu beschreiben, in die später der Chor einfiel mit dem Refrain »Love is our Resistance«. Umso besser wurde die Stimmung, als das von Söllner selbst komponierte »Rock it« vorgetragen wurde.
Im letzten Jahr war der Ansturm auf das Jahreskonzert der Mössinger Chorgemeinschaft so groß, dass einige Leute abgewiesen werden mussten. Darum gab es in diesem Jahr erstmals Aufführungen an zwei Tagen und die wurden ganz offenkundig auch nachgefragt. Das Publikum klatschte kräftig. (stb)