KIRCHENTELLINSFURT. »Alle Krippen sehen anders aus. Einige sind alt, manche modern, es gibt kleine und große, aber im Kern erzählen sie die gleiche Geschichte«, sagt Ruth Setzler. »Wir sollen uns an das Wunder im Stall erinnern und an die Friedensbotschaft, die davon ausgeht und uns Hoffnung gibt.«
Die Ideengeberin und Organisatorin des Kirchentellinsfurter Krippenwegs freut sich, dass sich in diesem Jahr besonders viele neue Teilnehmende gemeldet haben. Über 50 Krippen sind so zusammengekommen, die an über 40 Standorten zu sehen sind. »Es gibt also auch dieses Jahr wieder viel Neues zu entdecken.«
Etwa die Krippe aus Bethlehem im Garten der Familie Krahl in der Neuen Steige, deren Figuren aus Olivenholz sind. Dort im Fenster kann zudem eine Papierkrippe aus Prag besichtigt werden.

Auch die Krippe, die Puppenmacherin Barbara Krahl extra für den ersten Kirchentellinsfurter Krippenweg 2012 gestaltete, ist wieder ausgestellt. Sie ist im Rathaus am Fenster aufgebaut. Erstmalig dabei ist eine kleine Holzkrippe, die beim Bäcker am Rathausplatz steht und bei der die Figuren herausgenommen werden können. Setzler hat beobachtet, dass Kinder ganz versonnen mit ihnen gespielt haben. »Das passt in dem Fall ganz gut, Krippen sollen ja auch Nähe ausstrahlen.«
Gleich mehrere Krippen-Standorte befinden sich in der Dorfstraße. Dort in der Apotheke gibt es wieder eine Überraschung. »Ich freue mich jedes Jahr darauf, denn hier entsteht in jedem Jahr eine andere Krippenlandschaft.« Premiere hat die Erzgebirgspyramide in der Kreissparkasse. Die filigrane Laubsägearbeit ist von der Straße aus zu sehen.
»Übertrieben kitschig ist dann auch wieder schön«
Eine ganz andere Krippenvariante steht in der Billinger Allee, die Hauptakteure sind durchsichtig und in einem kleinen Karton platziert. »Diese Kristallanmutung mit Beleuchtung ist so was von übertrieben kitschig, dass sie schon wieder schön ist«, sagt Setzler lachend und drückt auf einen Knopf. Die Melodie von »Stille Nacht, heilige Nacht« erklingt aus dem Lautsprecher. Ebenfalls in der Billinger Allee steht die Krippe der Familie Reiff. Anette Reiff fertigte die Figuren nachhaltig aus Textilresten, ihr Mann Bertram machte den Stall.
»Es spricht für die Dorfgemeinschaft, dass jedes Jahr eine solch besondere Krippenausstellung in den Straßen und Wegen des Ortes zusammenkommt«, sagt Martina Kneißler aus Ludwigsburg. Sie besucht in Kirchentellinsfurt regelmäßig ihre Enkelkinder Theo und Sinja. »Wir wandern den schönen Krippenweg jedes Jahr in der Advents- und Weihnachtszeit ein Stück weit ab. Immer wieder bleiben wir bei den täglichen Spaziergängen um die Feiertage herum mit den Kindern bei ein paar Krippen stehen und schauen sie an. Die Vielfalt ist beeindruckend, die Darstellungen sind einfach schön und berührend.«
»Man kann sich wunderbar weihnachtlich einstimmen«
Viele der Krippen sind morgens und abends beleuchtet. »Die Schulkinder sehen sich das gerne an«, so Setzler. »Sie machen in dieser Zeit sogar kleine Umwege.« Die zahlreichen Darstellungen der Stallszene sind in Fenstern von Geschäften und Privathäusern, in Vorgärten und Garagen ausgestellt.
Setzler sucht für jede Krippe den passenden Standort. »Das ist eine meiner Hauptaufgaben. Inzwischen kann ich mich dabei auf sehr treue Krippenaufsteller verlassen und wenn mal ein Standort wegfällt, kommt ein neuer hinzu.« Der Krippenweg hat auch schon eine Krippe vererbt bekommen, die von ihr verwaltet wird.
Lohnenswert ist auch der Gang in die Sonnenhalde, wo Elsbeth Janzen ihre Krippe im Vorgarten ausgestellt hat, direkt unter einer Straßenlaterne. »Sie war von dem Motiv so angetan, dass sie es fotografiert hat und für ihre Weihnachtskarten verwendet hat«, erzählt Setzler. Sie empfiehlt, den Krippenweg vor und nach den Festtagen in kleinen oder auch größeren Etappen abzulaufen. Am besten in der Gruppe, aber auch gerne alleine und immer im eigenen Tempo und Umfang.
»Inzwischen ist der Krippenweg zu einer schönen Tradition für Kirchentellinsfurt geworden«, sagt Bürgermeister Bernd Haug. »Vor den allesamt liebevoll gestalteten Krippen kann man sich wunderbar weihnachtlich einstimmen.« Etwa bei Setzlers, wo sich die Stallszene hinter dem Haus in einem Aquarium abspielt. Passend zu den Figuren aus der Provence erklingt hier auf Knopfdruck eine »Farandole«. (GEA)
KRIPPENWEG IN KIRCHENTELLINSFURT
Mehr als zehn Kilometer Wegstrecke für Krippenfans
Der Krippenweg kann gut in Teilstücken begangen werden. Wer alle Krippen ablaufen möchte, ist mehr als zehn Kilometer unterwegs. Die Wegführung ist auf der Webseite des Krippenwegs zu finden, dort sind alle Standorte verzeichnet. Zur Orientierung wurden an den einzelnen Stationen Folien mit dem Ortsplan angebracht, mit Hinweis auf weitere Krippen. Neue Standorte sind mit einem Sternchen markiert. Die Krippen sind noch bis zum 6. Januar zu sehen. Am Freitag, 20. Dezember, gibt es bei Setzlers in der Krippengarage im Himmelreich ab 17 Uhr eine kleine Einführung zur dort ausgestellten Krippe aus der Provence, eine kleine Krippengeschichte sowie Suchspiel und Kinderpunsch. Am Freitag, 20., und Samstag, 21. Dezember, ist außerdem der Garagen-Weihnachtsmarkt bei den Krippen der Familie Krahl in der Neuen Steige 53 geöffnet, jeweils von 10 bis 19 Uhr. (raw) www.krippen-weg.de