MÖSSINGEN-ÖSCHINGEN. Es gibt Tage, da wünscht man sich seine Schulzeit zurück. Das mag am Wochenende auch vielen älteren Öschingern so ergangen sein, als sie erstmals die ansprechenden Räume der rundum neu sanierten Filsenbergschule bei Tag der offenen Türen betraten.
Die 1967 bezogene Grund- und Hauptschule der damals noch selbstständigen Gemeinde hatte sich, rein äußerlich, gut gehalten. Zusammen mit der Turnhalle und dem Hausmeistergebäude, umrahmt von einer parkähnlichen Landschaft am Ortsrand. Doch dann kam sie eben in ein Alter, wo sich, wie im wirklichen Leben, gewisse Mängel zeigten. Neuere Vorschriften taten ihr Übriges dazu bei: Erdbebensicherheit, Brandschutz, Fluchttreppenhaus, Wärmeschutz, Barrierefreiheit, Heizung. Die Auflistung von Architekt Walter Fritz lässt sich fortsetzen. Als er im Juli 2021 einen ersten Gang durchs Gebäude machte – der Gemeinderat hatte zuvor nach positiver Zusage eines 1,1 Millionen Euro-Förderzuschusses seine Einwilligung zur Sanierung gegeben – war er »fasziniert von der traumhaften Lage«. Diese, verbunden mit der Substanz des 60er-Jahre-Baus, zu erhalten, machte er sich in seinen Planungen zum Ziel.
Aus 5,75 Millionen Euro Kosten wurden, wen wundert's angesichts der Corona-Folgen und der Energie- und Facharbeiterkrise, am Ende 8,5 Millionen Euro - auch, weil einige nicht geplante Baustellen in der Baustelle auftauchten. Mit einem solchen, der fröhlichen Art, ging der Festakt am Samstagnachmittag los. Die komplette hundertköpfige Schülerschaft war zum Chorgesang auf der Bühne der Turnhalle angetreten. Oberbürgermeister Michael Bulander wurde es angesichts des proppenvollen Saals ein wenig bange: »Nicht, dass es jetzt heißt, wir brauchen auch noch eine neue Halle, die alte ist zu klein«.
Solche Forderungen seien nicht abwegig, angesichts »des wunderbaren Ergebnisses, das wir nach drei Jahren Bauzeit jetzt sehen«. Er dankte für die Geduld während den Unannehmlichkeiten durch Umzüge in Ausweichräume, Umwege, Baustellen, »Bohrmaschinen-Lärm und Bauarbeitern als neue Mitschüler«. Die Filsenbergschule sei nun nicht nur schick, sondern auch topmodern geworden. In den Klassenräume sind die Schiefertafeln mit White Boards ergänzt worden, es gibt WLAN-Anschlüsse für die entsprechenden Gerätschaften. Und alles in großzügiger zugeschnittenen Räumen, aufteilbar für Arbeitsgruppen. Es gibt einen Kunst- und Werkraum, einen Fachraum für Musik- und Sachunterricht und eine Küchenzeile.
Dass nicht nur beste Stimmung, sondern auch stets gute Luft und angenehme Wärme vorherrschen, wird der zentralen Lüftungsanlage mit Rückgewinnung und der Hackschnitzelzentralheizung zu verdanken sein, die auch Halle und Hausmeisterwohnung versorgen. Neu ist ein 130 Kubikmeter fassender Löschwasserbehälter, vom Regen gespeist, und für die Feuerwehr auch für die mögliche Brandbekämpfung im Wohngebiet gedacht.
Im Außenbereich fällt erst auf den zweiten Blick die Dachbegrünung und die neue PV-Anlage mit 55 Kilowattpeak auf. Zwischen Festhalle und Schule ist eine Veranstaltungsebene entstanden. In der Endphase ist der Bau eines Fahrrad- und Rollerschuppens, um den herum unter Mitwirkung der Vereine bereits groß gefeiert, gehockt und gespielt wurde.
Schulleiter Dirk Herrmann und sein Kollegium konnten sich bereits im Herbst »schnell wieder einleben«. Die moderne und geräumige Einrichtung habe man dankend angenommen. »Was sich bewährt hat, ist beim Alten geblieben. Wo Verbesserungen notwendig waren, wurde angepasst.« Im Zuge der Modernisierung hätte man, so der Rektor in einer humorvollen Darstellung, die kantigen Waschbetonplatten im Erdgeschoss und Eingangsbereich freilich auch austauschen können. Das Wort »unschön« fiel nicht. Architekt Fritz verteidigte die Beibehaltung der rutschfesten Raufasertapete der 60er-Jahre-Architektur: »Das Zusammenwirken von Außen- und Innenbereich über diese Bodenbeläge erzeugt einen besonderen Eindruck«, wohlwissend, dass in avancierten Designzirkeln Waschbeton wieder groß angesagt ist.
Schuldekan Joachim Ruopp erinnerte daran, dass die Schule »Teil einer großen Gemeinschaft ist, in der Kinder viel Lebenszeit verbringen«. Insofern brauche es jemanden, der darüber wacht, wie im Psalm 127: »Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen.«
Wolfgang Eißler, nicht nur Ortsvorsteher, sondern Viertklässler der ersten Stunde, erschien im damaligen Schuldress in knielanger Lederhose mit Original-Ranzen und Bestückung. Deutlicher konnte er den Schülern nicht zeigen, wie sich die Zeiten geändert haben. »Die Zeit der Provisorien ist vorbei, wir sind jetzt fit für die Zukunft.« (GEA)