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Neuer Radar: So oft blitzt es im Dußlinger Tunnel

Die zweite Radaranlage im Dußlinger B 27-Tunnel dokumentiert beständig Tempoüberschreitungen.

Bitte recht freundlich: Der Blitzer im B 27-Tunnel in Fahrtrichtung Tübingen wird von den Verkehrsteilnehmern rege angenommen.
Bitte recht freundlich: Der Blitzer im B 27-Tunnel in Fahrtrichtung Tübingen wird von den Verkehrsteilnehmern rege angenommen. Foto: Meyer
Bitte recht freundlich: Der Blitzer im B 27-Tunnel in Fahrtrichtung Tübingen wird von den Verkehrsteilnehmern rege angenommen.
Foto: Meyer

DUSSLINGEN/TÜBINGEN. Unfallgefahren minimieren und – weiterer positiver Effekt – nebenbei ein bisschen Geld einnehmen. Geht die Rechnung des Landkreises Tübingen auf? Eine erste Zwischenbilanz zehn Wochen nach Inbetriebnahme: Wie wird die jüngste der stationären Geschwindigkeitsmessstationen im Kreis Tübingen von den Verkehrsteilnehmern so angenommen?

Die Verkehrsüberwachungsanlage im Tunnel der Bundesstraße 27 bei Dußlingen in Fahrtrichtung Tübingen erfreut sich offenbar großen Zuspruchs bei den Fahrzeuglenkern. Ungewollt, wie man annehmen darf. Seit der Scharfstellung in den Osterferien Anfang April wird die Anlage im Durchschnitt ungefähr fast jede Stunde einmal ausgelöst. Das sind in der Woche rund 133 Verstöße oder, zusammenaddiert, bislang 1.330 erfasste Temposünder. Alle hielten die im Tunnel vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometer nicht ein. Oder sie bedachten nicht, dass die Blitzanlage mit den automatischen Tempo-Tafeln gekoppelt ist. Sprich: wenn beispielsweise wegen Wartungsarbeiten die Geschwindigkeitsobergrenze auf 60 km/h herabgesetzt wird, blitzt es eben schon bei Sechzig, statt bei Achtzig. Schwerere Unfälle, bis auf Auffahrunfälle, sind in den letzten Wochen nicht vorgekommen.

23.000 Fahrzeuge in 24 Stunden

Um diese Zahl in Relation zu setzen und zu verdeutlichen, dass nur ein Bruchteil von Verkehrsteilnehmern das monetäre Risiko von flottem Fahren eingeht, muss man wissen, wie viele Leute eigentlich durch den Tunnel fahren. Die letzte Zählung der Bundesverkehrswegeplaner von 2010 hat für Ofterdingen rund 23.000 Fahrzeuge in 24 Stunden ergeben (Prognose für 2025: 30.200, für 2035: 34.950). Die Zahlen dürften in Dußlingen ähnlich sein. In beide Richtungen wohlgemerkt. Bei täglich rund 11.500 Fahrzeugen, die in Richtung Tübingen unterwegs sind, fahren also etwa 0,12 Prozent der Leute zumindest im Tunnel zu schnell.

Auf GEA-Anfrage teilt die Pressestelle der Kreisverwaltung mit, dass sich die Verstöße im unteren Verwarnungsbereich zugetragen haben: Der Großteil der Tunnelquerer, nämlich 81,2 Prozent, fuhr maximal 15 Stundenkilometer zu schnell, also 95 km/h. Das Bußgeld bewegt sich demnach zwischen 20 und 40 Euro. Nun kann man hochrechnen, dass sich der Anschaffungspreis der rund 70.000 Euro teuren Blitzanlage inklusive Kamera bald amortisieren dürfte.

Acht Prozent, also 106 Tunnelfahrer, überschritten die Geschwindigkeit um mindestens 21 Stundenkilometer, was mit einem Punkt in Flensburg geahndet wird. Etwas tiefer in die Tasche greifen mussten »im niederen einstelligen Bereich« Verkehrsteilnehmer, die das Tempolimit um mindestens 41 km/h überschritten hatten. In der Regel sind damit ein einmonatiges Fahrverbot und zwei Punkte verbunden, was einen bekanntermaßen den mit acht Punkten belegten Führerscheinentzug für mindestens sechs Monate näherbringt.

Mit 189 Kilometern pro Stunde durch den Tunnel

Zu den Negativ-Gewinnern zählten in den vergangenen zwei Monaten auch zwei – und hier darf man von Rasern sprechen – Unverbesserliche: Eine Person war über 61 Kilometer pro Stunde zu schnell im Tunnel unterwegs. Was den zweiten Fahrer bewogen hatte mit 189 km/h in die Röhre hineinzubrettern, wird wohl ein Fahreignungsseminar ergründen.

Radio ein, Geschwindigkeit runter: Einfahrt in die südliche B 27-Tunnelröhre.
Radio ein, Geschwindigkeit runter: Einfahrt in die südliche B 27-Tunnelröhre. Foto: Meyer
Radio ein, Geschwindigkeit runter: Einfahrt in die südliche B 27-Tunnelröhre.
Foto: Meyer

Zum Vergleich noch die bereits im März in Betrieb genommene Schwester-Blitzanlage in Fahrtrichtung Hechingen. Dort fuhren im ersten Monat 1.157 Fahrer zu schnell, rund 83 Prozent mit bis zu 15 Kilometer pro Stunde. Fünf Prozent lagen mindestens 21 Kilometer darüber (100 bis 150 Euro plus Punkt). Einige wenige überschritten das Tempo um wenigstens 41 km/h (320 bis 480 Euro, einmonatiges Fahrverbot und 2 Punkte). Der Spitzenreiter Richtung Ofterdingen war mit 134 Sachen unterwegs. »Eine Häufung der Geschwindigkeitsüberschreitungen bezogen auf eine bestimmte Tages- oder Nachtzeit lassen sich in beide Fahrtrichtungen bisher nicht ableiten«, so die Verwaltung.

Die Anlage war bereits 2018 vom Kreistag beschlossen und installiert worden, doch der übliche unsägliche deutsche Genehmigungsprozess zog sich sechs Jahre hin, weil die Physikalische-Technische Bundesanstalt nicht in die Pötte kam. (GEA)