KIRCHENTELLINSFURT. Um halb sieben nahm Gabi von Kutzschenbach als erste im roten Lesesessel Platz. Sie las aus dem Bilderbuch »SchönenTag noch!« Zwischendurch hielt sie Ausdrucke der Illustrationen von Inga Maria Blinde (Texte: Jochen Mariss) zum Betrachten hoch. Ein Bär in menschlicher Umgebung geht eines Tages neue Wege. Nur um nach einer Weile festzustellen, dass er seine alten Gewohnheiten und Vorlieben neu entdeckt und zu ihnen zurückkehrt.
Danach las Birgit Zuresa aus Daniel Kehlmanns Roman »Lichtspiele«. Darin zeichnet der Autor das Leben von Georg Wilhelm Pabst nach, der in den 1920er-Jahren mit Stars wie Greta Garbo und Asta Nielsen drehte und heute zu den Regie-Größen des Kinos der Weimarer Republik zählt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten versuchte Pabst in Hollywood Fuß zu fassen. Doch er sprach schlecht Englisch und kam mit der amerikanischen Lebensart nicht zurecht. Nach dem Flop »A Modern Hero« kehrte in seine Heimat, das mittlerweile angeschlossene Österreich, zurück.
Argentinische Musik in der Pause
In der Pause musizierte das argentinische Duo »Teclas« Inchausti (Keyboards) und Gabriel Beltrame (Gitarre und Gesang), letzterer kam extra aus Berlin angereist. In ihrem Repertoire fanden sich Melodien aus ihrer Heimat, aber auch Pop-Perlen wie »Michelle«, ein Klassiker aus dem reichhaltigen Katalog der Beatles. Einige Zuschauer versorgten sich mit einem weiteren Viertele.
Nach der Pause lasen zwei Autorinnen aus eigenen Werken mit regionalem Bezug. Yasmin Mai-Schoger hatte ihren in diesem Jahr erschienenen Geschichtenband »Frau Wirbelwusch WirrWarr-Wunder« dabei, der »von kleinen Dingen« im Leben erzählte, so die Autorin. Ein paar kleine, feine Gedichte waren dazwischen gestreut: »Wer ein Lächeln übrig hat / der sollte es verschenken (…)« – das fiel an diesem Abend leicht.
Krimi-Kochbuch mit Lokalkolorit
»Eine angenehme Atmosphäre, aufgeschlossene Zuhörer«, freute sich Ulrike Wanner, die letzte Vorlesende an diesem Abend. Ihr »Neckar-Chutney«, war eine tolle Mischung aus Krimi, Kochbuch, schwarzem Humor und Lokalkolorit über ein Paar in Trennung. Derart raffiniert komponiert und spannend, dass an dieser Stelle nur so viel erwähnt sei: Einer der beiden treibt den anderen am Ende in den Tod. Ziemlich gemein und gleichermaßen echt lustig. (GEA)