TÜBINGEN. Gefäße, Schmuck und Kultgegenstände, die hunderte Jahre überdauert haben und denen man die Spuren der Zeit teils kaum ansieht. Die Pelling-Zarnitz-Stiftung hat dem Museum der Universität Tübingen am Dienstag 22 präkolumbianische Objekte geschenkt. Sie stammen vorwiegend aus der Maya-Kultur, sowie aus anderen südamerikanischen Kulturen, wie etwa den Chavin, den Paracas oder den Chimu. Das Alter der Objekte reicht von etwa 1.000 vor bis 1.000 nach Christus.
Die Stifter, das Tübinger Ehepaar Claus Pelling und Marie Luise Zarnitz, waren renommierte Sammler auf den Gebieten der Maya-Artefakte, der byzantinischen Bleisiegel, der altägyptischen Kunstgegenstände und der islamischen Numismatik (Münzkunde). In großen Auktionshäusern wie Christies oder bei Sotheby's wurden sie fündig. »Für manche Stücke spannten sie ihre finanzielle Situation bis zur Kreditaufnahme an«, sagte Thomas Finkenauer, Vorsitzender der Pelling-Zarnitz-Stiftung. Der materielle Wert, alleine der postum von Pelling an die Uni Tübingen vermachten neun Maya-Artefakte, liege etwa bei 200.000 Euro. »Die beiden Stifter hatten eine Faszination für die Ästhetik der Objekte dieser versunkenen Kulturen. Ihr Ziel war es, diese einem breiterem Publikum zugänglich zu machen.« Bei der Entzifferung der Maya-Schrift seien gerade Hieroglyphen auf Keramiken entscheidend gewesen, merkte Finkenauer an.
»Pelling und Zarnitz waren aber nicht nur Sammler, sie haben unter anderem das Fundament zur Gründung der Forschungsstelle für Islamische Numismatik gelegt und in die Forschungsförderung investiert«, sagte Sebastian Hanstein, Kustus dieser Sammlung. Mit tausenden Münzen haben sie sie bereichert. Inzwischen gehört sie mit etwa 90.000 Stücken zu den weltweit größten.
Unter den Artefakten befindet sich unter anderem eine kleine Schale, erläuterte Hanstein. Die Inschrift sei bereits entziffert. Der Name des Kalligrafen und die Funktion der Schale, die für das Auswaschen von Pinseln gedacht ist, sind vermerkt und auch nach Jahrhunderten noch deutlich zu lesen. Detailverliebt ist ein Maisgottkopf aus Jade aus der Zeit der Mayas. Auf einer Tonvase ist eine mythologische Szene verewigt worden. Es zeigt einen Jagdgott, im Kampf mit einer Schlange. Auch hauchdünner Goldblechschmuck, teilweise in Stachelrochenform, der etwa 300 bis 100 vor Christus angefertigt worden ist, befindet sich unter den Objekten. Ein großes Depotgefäß, in dem sich vermutlich Opfergaben befunden haben könnten, hatte das Stifterpaar in einer Vitrine im Wohnzimmer ausgestellt. Was es alles mit den Artefakten auf sich hat, werde in nächster Zeit an der Uni Tübingen erforscht.
Die Pelling-Zarnitz-Stiftung hat unter anderem Maya-Artefakte an das Berliner Ethnologische Museum – heute ausgestellt im Humboldt-Forum – geschenkt. Desweiteren wurden 100 byzantinischen Bleisiegeln an die Stiftung Niedersachsen sowie ägyptische Objekte an das Museum August Kestner in Hannover gestiftet.
Die Artefakte sollen mit einer Buchpublikation im Museum Alte Kulturen der Universität auf Schloss Hohentübingen der Öffentlichkeit präsentiert werden. Für etwa November ist eine Sonderausstellung angedacht, so Seidl. Später werden die Werke in der Dauerausstellung zu sehen sein. (GEA)