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Das waren die besten Acts auf dem Ract-Festival

Beim 20. Jubiläum des Tübinger "Umsonst & Draußen"-Festivals feierten die Besucher zu 90er Rock, Old School Rap und TikTok-Hits.

Vor den drei Bühnen gab es beim Ract-Festival zeitweise kein Durchkommen.
Vor den drei Bühnen gab es beim Ract-Festival zeitweise kein Durchkommen. Foto: Steffen Schanz
Vor den drei Bühnen gab es beim Ract-Festival zeitweise kein Durchkommen.
Foto: Steffen Schanz

TÜBINGEN. Das »Umsonst & Draußen«-Festival »Ract!« an der Kastanienallee ist schon längst fester Bestandteil des Sommerbeginns in Tübingen. Bei der diesjährigen Auflage am Freitag und Samstag feiert das Musikfestival unter dem Motto »Im Takt der Demokratie« einen ganz besonderen Anlass: Zum 20. Mal locken die ehrenamtlichen Veranstalter Besucher aller Altersklassen auf ihr Gelände. Fotoboxen und spezielle Shirt- Designs machen neben drei Live-Bühnen, Foodtrucks und den traditionellen Infoständen rund um Politik, Vielfalt und Toleranz auf den Geburtstag des Racts aufmerksam. »Wir wollten erreichen, dass für alle etwas dabei ist«, erklärt Fabrizio Weber aus dem Organisationsteam die Wahl der Künstlerinnen und Künstler für das Jubiläumswochenende: »Es soll eine gute Mischung sein.«

Die Vielfalt der Acts ist bereits zur Eröffnung am Freitagnachmittag bemerkbar, als der australische Folk-Sänger Blake Cateris von der Tübinger Rock- und Elektroband Blütenstaub auf der Westbühne abgelöst wird. Bei bewölkten, aber dennoch angenehmen Bedingungen macht es sich ein Großteil der Besucher zunächst auf den Wiesen vor den Bühnen gemütlich, wippt entspannt mit einem Bier in der Hand zur Live-Musik oder tanzt an der Electro-Stage zu den Trance-Beats des »Chaos macht Sterne«-Kollektivs. Wie auch in den vorherigen Jahren üblich, füllt sich das Gelände erst so richtig mit dem Sonnenuntergang. Beim Auftritt des jungen Tübinger Trios »Departure« sitzt dann kaum noch jemand. Stattdessen tanzen die Gäste zu den dröhnenden Bässen der Gruppe, die am diesem Abend die Veröffentlichung ihrer neuen EP mit dem Publikum feiert. Die deutschen und englischen Songs im 90er Stil sorgen trotz nun einsetzendem Regen für gute Laune vor der Rockbühne.

Ein Hauch von »Rock am Ring«

Währenddessen hat der Leipziger Künstler »HeXer« seine Fans auf der gegenüberliegenden Bühne mitgebracht, die textsicher seine bekanntesten Songs »Sommer in LE« und »Humble & Lowkey« mitrappen. Der selbsternannte »King of the East« sorgt für eine erfrischende Old-School-Stimmung mit simplen Beats und Fokus auf Reime und Texte. Immer wieder spricht sich der Leipziger im Rahmen seiner Performance gegen den Rechtsruck in seiner Heimat aus und kritisiert die steigende Misogynie in der Rap-Szene, wofür er lauten Beifall aus dem Publikum erntet.

Gemütliche Festival-Stimmung: Erst in den Abendstunden ging es vor den Bühnen so richtig zur Sache.
Gemütliche Festival-Stimmung: Erst in den Abendstunden ging es vor den Bühnen so richtig zur Sache. Foto: Steffen Schanz
Gemütliche Festival-Stimmung: Erst in den Abendstunden ging es vor den Bühnen so richtig zur Sache.
Foto: Steffen Schanz

Unter dem nun klaren Nachthimmel mischen sich die Mitglieder der Band »Schmutzki« für ihren Auftritt unter die Zuschauer und bringen einen Hauch von »Rock am Ring« an das Ract-Gelände. Beim gleichzeitig stattfindenden Festival am Nürburgring ist die dreiköpfige Gruppe zwar auch schon aufgetreten, »doch es geht nichts über das Ract«. Das findet auch die mitspringende Masse vor der Bühne, die für Lieder wie »Erinner dich mal« ihre Taschenlampen am Handy durch die Luft schwenken und gemeinsam das Finale des ersten Festivaltags feiern.

Kooperation mit dem CSD

Am Samstag ist sogar in den frühen Nachmittagsstunden einiges auf dem Gelände los: Der Demozug des CSD hält seine Abschlusskundgebung auf dem Ract. Für Fabrizio Weber war die Kooperation »selbstverständlich«, als er und sein Team hörte, dass der CSD noch nach einem Veranstaltungsort suchte. Der Tübinger »Mehrklangchor« begrüßte die bunte Menschenmenge mit Songs von Taylor Swift und eröffnete den finalen Abend des Jubiläumswochenendes.

Das Ract war gut besucht - am Samstag auch schon früher als sonst, da der CSD dort seinen Abschluss fand.
Das Ract war gut besucht - am Samstag auch schon früher als sonst, da der CSD dort seinen Abschluss fand. Foto: Steffen Schanz
Das Ract war gut besucht - am Samstag auch schon früher als sonst, da der CSD dort seinen Abschluss fand.
Foto: Steffen Schanz

Auf der Hip Hop-Bühne singt erst Karlsruher Rapper Sane auf 2000er Beats über seine Studentenzeit in den Tübinger Wohnheimen am Fichtenweg, worauf »Jolle« für den wohl größten Anlauf am Wochenende sorgt. Die Hamburger Künstlerin, deren Name immer wieder auf aktuellen Newcomer-Listen auftaucht, ist den meisten wegen ihres TikTok-Hits »Alle Märchen sind gelogen« ein Begriff und kann mit ihren liebevollen Worten zu den Tübinger Fahrradwegen und der Natur schnell die Herzen ihrer Zuhörer vor Ort gewinnen. Mit Autotune-Stimme und einem Mix aus Rap und Pop gibt Jolle der Ostbühne einen aktuelleren Touch, der für ein mitschreiendes und im Moshpit springendes Publikum sorgt.

Rückkehr bekannter Gesichter

Unter den vielen Neulingen auf den Bühnen befinden sich aber auch einige bekannte Gesichter: »Wenn man Geburtstag feiert, lädt man seine besten Freunde ein«, meint Organisator Fabrizio Weber, weshalb die Punkgruppe und ehemaliger Ract-Dauergast »The Savants« sechs Jahre nach ihrer Auflösung nochmal auf das Festival zurückkehrt. Auch die Ska-Band »Suit Up!« kommt traditionell für den Abschluss an der Kastanienallee auf die Bühne. In Anzug und Krawatte präsentiert die 10-köpfige Gruppe eine Mischung aus Funk, Reggae und Pop - mal auf deutsch, mal auf spanisch. Hier bleibt in den letzten Minuten der Veranstaltung keiner der Nachteulen auf dem Gelände noch ruhig stehen, auch wenn es für viele unter ihnen wohl nicht der letzte Besuch sein wird. Für die Mitglieder von Suit Up! soll es das vermutlich auch noch nicht gewesen sein: Sie verabschieden sich mit einem lauten »Bis zum nächsten Jahr... vielleicht!« (GEA)