OFTERDINGEN. Der Landkreis muss weiterhin Flüchtlinge auf die Gemeinden verteilen. In der Ofterdinger Gemeinderatssitzung stellte sich Daniela Hüttig, die erste Landesbeamtin, samt drei ihrer mit dem Thema befassten Mitarbeiter den Fragen der Räte und der Einwohner zu Migration und Unterbringung. Dabei kam ein heikles Thema auf den Tisch.
In Ofterdingen ging das Gerücht um, der Kreis plane, eine Erstaufnahme-Unterbringung im Ort zu errichten. FWV-Gemeinderat Hans-Otto Möck kritisierte die Form der Kommunikation: »Das war im Gemeinderat nicht bekannt. Das ist nicht gut!« Die Stimmung im Ort diesbezüglich sei problematisch. Daniela Hüttig reagierte verwundert: »Mir sagt der Vorgang gar nichts.« Gespräche über Erstaufnahme-Unterbringungen würden grundsätzlich zuerst mit den Bürgermeistern der jeweiligen Gemeinden geführt.
Gerücht um Erstaufnahme-Unterbringung in Ofterdingen
Zunächst stellte Carolin Ohler, im Ofterdinger Rathaus für die Unterbringung zuständig, die aktuellen Zahlen vor. Demnach leben derzeit 31 asylberechtigte Menschen im Ort. Dazu 41 aus der Ukraine stammende Menschen, die in 14 Unterkünften einquartiert wurden, in zwei gemeindeeigenen, der Rest sei vom Landratsamt Tübingen angemietet. Ofterdingen habe die Kapazitätsgrenze erreicht.
Laut Daniela Hüttig kommen zurzeit weniger Flüchtlinge ins Land. Für diese Menschen, für die sogenannte Erstunterbringung, ist der Kreis zwei zuständig. Nach zwei Jahren folgt die Anschlussunterbringung. Und die sorgt gerade für eine zahlenmäßig hohe Belastung für die Kommunen im Kreis. Für die Verteilung werde der Königsteiner Schlüssel angewendet, der Finanzmittel und Aufgaben der Bundesländer austariert. Als Nächstes werden die Einwohnerzahlen der Gemeinden berücksichtigt.
Anschlussunterbringung sorgt für höhere Belastung der Kommunen
Die Landesaufnahmestelle in Karlsruhe arbeite mit den Kreisen gut zusammen, versicherte die erste Landesbeamtin: »Wir können Wünsche äußern.« So schicke man Listen mit Wohnungen. Könnten etwa sieben Personen in einer Wohnung leben, schaue man nach einer Familie, die diese Zahl aufweise. Zwar könne man nicht immer voll belegen, aber »wir versuchen, die Fehlbelegungsquote niedrig zu halten. Sonst steigt uns das Land aufs Dach.«
Emily Schmuck, Leiterin des Sachgebiets Unterbringungsverwaltung im Landratsamt, ergänzte, dass keine Wohnung überbelegt werde: »Wir haben eine Maximalzahl.« Aktuell plane der Landkreis, eine Wohnung für zwölf Personen in Ofterdingen zu errichten. Für eine weitere Wohnung sei bereits ein Vertrag zur Untermiete geschlossen worden.
Das Land ersetzt die Kosten spät
Laut Carolin Ohler berechne die Gemeinde eine nivellierte Warmmiete von 375,53 Euro pro Wohnung. Im Jahr müssten rund 330.000 Euro umgelegt werden. Die Kosten, so Daniela Hüttig, schieße der Kreis vor, ehe er sie vom Land ersetzt bekomme – allerdings deutlich später: »Wir sind gerade bei 2021.« Der Landkreis übernehme auch Kosten für die Kinderbetreuung, ergänzte Isabell Wiedmaier, die für die Unterbringung im Steinlachtal zuständig ist.
Ihr Kollege Agim Iseni ist als Integrationsmanager vor Ort angestellt. Von seinem Büro in der Steinlachstraße 31 aus berät er Flüchtlinge, die in Ofterdingen ankommen und gewährt ihnen Unterstützung bei Arbeit und Sprache. Ursula Probst vom Arbeitskreis Integration in der Gemeinde lobte vor allem eine Einrichtung: »Wir haben ein geniales Haus zur vorläufigen Unterbringung in der Tübinger Straße. Das entspannt vieles.« (GEA)