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Streitthema Stellplätze beim Bauprojekt in Bästenhardt

Die Kreisbau möchte in Bästenhardt 20 geförderte Wohnungen bauen. Die Parksituation sorgte für Diskussionen.

Schon jetzt wird im Elbinger Weg auf der Straße geparkt. Der Druck wird steigen, wenn die Kreisbau ihr Projekt mit 20 Wohnungen
Schon jetzt wird im Elbinger Weg auf der Straße geparkt. Der Druck wird steigen, wenn die Kreisbau ihr Projekt mit 20 Wohnungen auf dem Grundstück im Hintergrund realisiert hat. FOTO: FÖRDER
Schon jetzt wird im Elbinger Weg auf der Straße geparkt. Der Druck wird steigen, wenn die Kreisbau ihr Projekt mit 20 Wohnungen auf dem Grundstück im Hintergrund realisiert hat. FOTO: FÖRDER

MÖSSINGEN. Ganz allgemein gesprochen hatte Matthias Sacher im Mössinger Gemeinderat gute Nachrichten. »Wir haben im Moment eine gute Phase bei der Baukostenentwicklung. Die Preise werden besser, wir erhalten wieder mehr Angebote. In der vergangenen Woche hatten wir einen Spatenstich in Ofterdingen. Es geht wieder los mit dem Neubau«, berichtete der Geschäftsführer der Tübinger Kreisbaugesellschaft. Um sich angesichts der Diskussion um ein geplantes Projekt am Elbinger Weg in Bästenhardt dann doch zu wundern: »Man sagt uns immer: Baut mehr Wohnungen. Und nicht: Baut mehr Stellplätze.«

Allerdings ist das Eine ohne das Andere oft nicht so einfach. »Als die Gemeinderatsunterlagen veröffentlicht wurden, haben sich bei mir gleich Anwohner gemeldet mit Bedenken wegen der Stellplätze«, berichtete Armin Dieter (FWV) und forderte: »Wir sollten diese zwei Parkplätze mehr auf jeden Fall auf dem Grundstück realisieren.«

»Diese zwei Parkplätze«: Keine Formulierung wurde an diesem Abend häufiger gebraucht. Und am Ende einer kontroversen Diskussion wurde der Kreisbau von FWV, CDU und SPD auch mit auf den Weg gegeben, diese zwei zusätzlichen Parkplätze zu schaffen. Was bei 20 Wohneinheiten bedeutet, dass jeder Mieter einen Zehntel Stellplatz mehr erhält.

Seit Jahren in der Beratung

An den Parkplätzen, darin waren sich immerhin alle einig, sollte das Projekt nicht scheitern, über das schon seit 2019 beraten wird. 2020 hatte die Kreisbau das Grundstück erworben und geplant, dort ein Gebäude mit 21 Wohnungen zu errichten, davon ein Viertel geförderte Wohnungen. Für die Autos war eine Tiefgarage vorgesehen mit einem Schlüssel von 1,25 Stellplätzen pro Wohneinheit.

Mittlerweile sind die Bau- und Finanzierungskosten allerdings deutlich gestiegen. »Ein Tiefgaragenstellplatz kostet etwa 50.000 Euro. Das würde bei den Baukosten rund 1,2 Millionen Euro ausmachen«, erklärte Matthias Sacher. Deshalb hat die Kreisbau umgeplant. Um vor allem bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, will sie nun 20 Wohnungen bauen, alle öffentlich gefördert. Dafür wird auf die Tiefgarage verzichtet. Statt dessen sind 22 oberirdische Parkplätze auf dem Grundstück und am Elbinger Weg vorgesehen. Was einem Schlüssel von 1,1 Stellplätzen pro Wohneinheit entspricht.

Dass dies in der Nachbarschaft keine Begeisterung auslösen würde, war Matthias Sacher klar: »Das Thema Stellplätze sehen wir etwas anders als die Anwohner.« Man wolle das Grundstück nicht bis zum Letzten ausmosten, sondern eine lockere Bebauung errichten und zugleich den alten Baumbestand erhalten.

Kai Buckenmaier (LiSt) plädierte dafür, sich mit dem von der Landesbauordnung vorgeschriebenen Mindestmaß von einem Stellplatz pro Wohneinheit zu begnügen: »Angesichts des Klimawandels können wir uns es nicht leisten, den Individualverkehr weiter zu fördern.« Und bei Bedenken wegen der Parksituation könne man ja die Einführung einer Parkraumbewirtschaftung ins Gespräch bringen. »Diese 20 geförderten Wohnungen sind eine ganz tolle Geschichte«, verteilte Arno Valin (SPD) zunächst ein großes Lob an die Kreisbau, bevor das Aber kam: »Der Verkehr ist die Krux. Die Autos sind da, und zusätzlicher Parkdruck wird kommen. Vielleicht können Sie im Rahmen der Freiflächenplanung mal schauen, ob Sie nicht noch Platz für zwei Stellplätze auf dem Grundstück finden. Das wäre gut für die Akzeptanz in diesem Gebiet.«

Grundsatzdiskussion angestoßen

Steffen Eissler (FWV) formulierte es mit mehr Nachdruck: »Dass bei geförderten Wohnungen eine Tiefgarage nicht möglich ist, ist mehr als verständlich. Ich bin aber sicher, dass Sie noch Platz für zwei Stellplätze finden, ohne dass die Bäume gefällt werden müssen.« Kosten dürften aus Sicht von Volker Gurski (FWV) dabei wohl keine Rolle spielen: »Wir reden über zwei Außenstellplätze, die wahrscheinlich relativ leicht herzustellen sind.« Die große Keule in Richtung Linke holte Dr. Eberhard Heinz (CDU) heraus: »An diesen zwei Parkplätzen soll es nicht scheitern. Ich möchte nicht, dass in Mössingen der individuelle Verkehr abgeschafft wird.« Was Kai Buckenmaier wiederum zu dem Hinweis veranlasste: »Wir wollen einen Stellplatzschlüssel von 1,0 und nicht von 0,0.«

Nicht ganz glücklich mit der Diskussion war Baubürgermeister Martin Gönner, der, unterstützt von Katharina Matheis von den Grünen, die Notwendigkeit sah, sich mit Blick auf die Zukunft von Bestehendem zu verabschieden: »Bei einer Investition von sieben Millionen Euro reden wir über zwei Stellplätze. Das kann doch nicht sein.«

Kann aber doch. Der LiSt-Antrag auf einen Stellplatzschlüssel von 1,0 wurde mit 19 Gegenstimmen abgelehnt, der Antrag der FWV auf einen Schlüssel von 1,2 bei sechs Gegenstimmen, unter anderem von OB Michael Bulander, angenommen. Matthias Sacher sah es gelassen: »Wenn wir zwei zusätzliche Stellplätze anbieten müssen, werden wir eine Lösung finden.« (GEA)