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Aktuell Himmelfahrt

Tausende zwischen Alb und Schönbuch auf Ausflugstour

Gut besucht waren die Hockete und Grillfeste zu Himmelfahrt von Mössingen bis Kirchentellinsfurt. Gefeiert wurde als wäre es das letzte Mal.

Vatertagshockete auf dem Bolberg mit dem Musikverein Talheim
Vatertagshockete auf dem Bolberg mit dem Musikverein Talheim Foto: Jürgen Meyer
Vatertagshockete auf dem Bolberg mit dem Musikverein Talheim
Foto: Jürgen Meyer

KREIS TÜBINGEN. Es könnte das letzte Mal gewesen sein: Mit dem Bollerwagen vergnügt über die Härten zu ziehen, zur Hockete beim TSV Ofterdingen zu radeln oder am Grillfeuer in der blühenden Natur zu sitzen. Aus und vorbei. Christi Himmelfahrt soll abgeschafft werden. Also gab es gestern tatsächlich das letzte Mal die Möglichkeit für einen Vatertagsausflug im Wonnemonat Mai?

Die Streichung des Feiertags steht ernsthaft im Raum. Namhafte Ökonomen sehen in einem zusätzlichen Arbeitstag die Möglichkeit, bis zu 8,6 Milliarden Euro zu erwirtschaften und Wachstum zu fördern. Den Arbeitgebern macht dieser Donnerstag sowieso schon immer ein Strich durch die Bilanz. Sie müssen ihre Beschäftigen trotz Feiertag bezahlen. Und – was schlimmer wiegt – am heutigen Freitag ist, Studien zufolge, nur mit zwei Dritteln der gewöhnlichen Wertschöpfung in Büro und Produktion zu rechnen. Was oftmals an den Folgen des Konsums geistiger Getränke am Vortag liegt oder an der halbherzigen Arbeits-Motivation dieses Brückentags.

Bollerwagen-Teamtreffen auf dem Härten zur Vitaminaufnahme.
Bollerwagen-Teamtreffen auf dem Härten zur Vitaminaufnahme. Foto: Jürgen Meyer
Bollerwagen-Teamtreffen auf dem Härten zur Vitaminaufnahme.
Foto: Jürgen Meyer

Zwar hadert die heimische Wirtschaft noch mit dem Aufschwung. Aber dass es durch einen Tag Mehrarbeit tatsächlich mehr Wachstum gibt, dürfte doch gerade bei uns nicht zu erwarten sein. Ganz im Gegenteil: Wir im Süden sind das leistungsstärkste Bundesland, obwohl oder gerade weil wir zwei gesetzliche Feiertage mehr als andere Bundesländer haben.

Und wer gestern auf den bierbankbrechend vollen Hocketen zwischen dem Schloß Einsiedel und den Veranstaltungen am Albrand unterwegs war, konnte mit eigenen Augen sehen: Weder auf dem Volksfest des Musikvereins auf der Mössinger Olgahöhe, dem vom Talheimer Musikverein gekaperten Bolberg oder bei der Kusterdinger Feuerwehr wird abgehängt und gechillt, sondern solide Wertschöpfung betrieben und die Wirtschaft spürbar angekurbelt. Hektoliterweise gingen nach zögerlicher Wetterbesserung Getränke über die Tresen, zentnerweise wechselten Würste, Steaks und Pommes vom Küchenzelt auf die Servierteller, wie beim Liederkranz Nehren.

Kuchen gingen allerorts weg wie warme Weckle. Bereits am Mittwoch mussten Bäckereien und Metzgereien Überstunden leisten. Selbst diejenigen, die nicht auf regionale Vatertagstour gingen, sorgten in vollen Biergärten und Cafés für klingende Kassen.

Die kirchliche Seite des Vatertags: Gottesdienst im Schloss Einsiedel.
Die kirchliche Seite des Vatertags: Gottesdienst im Schloss Einsiedel. Foto: Jürgen Meyer
Die kirchliche Seite des Vatertags: Gottesdienst im Schloss Einsiedel.
Foto: Jürgen Meyer

Sogar Kirchenmuffel stehen an diesem Tag, der vielerorts mit Gottesdiensten begonnen wurde, voll hinter der Bischofskonferenz, die von den Feiertags-Streichern »Respekt vor Traditionen« fordern und die »seelische Erhebung« und Erholung des Himmelfahrtstages hervorheben. Also: Alle, die gestern nicht arbeiteten, haben nichts falsch gemacht. (GEA)