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Lastenräder ergänzen Tübinger Teilauto-Portfolio

Über 200 Fahrzeuge und 6.000 Nutzer hat die Tübinger Teilauto-Genossenschaft inzwischen. Nun kommt ein neues Angebot dazu: Über den Carsharing-Anbieter können jetzt auch Lastenräder gemietet werden.

Martin Heer und Stefan Rickmeyer (rechts) präsentieren eine der »Teilkutschen«, die ab sofort das Angebot der Teilauto-Genossens
Martin Heer und Stefan Rickmeyer (rechts) präsentieren eine der »Teilkutschen«, die ab sofort das Angebot der Teilauto-Genossenschaft ergänzen. Foto: Alexander Thomys
Martin Heer und Stefan Rickmeyer (rechts) präsentieren eine der »Teilkutschen«, die ab sofort das Angebot der Teilauto-Genossenschaft ergänzen.
Foto: Alexander Thomys

TÜBINGEN. Das Kundenpotenzial könnte gerade in der Universitätsstadt groß sein - sind hier doch viele Menschen mit Fahrrädern unterwegs. Und spätestens beim Wocheneinkauf wünschte sich wohl so mancher Radfahrer schon, auch eine Getränkekiste sicher transportieren zu können. Künftig könnten die Radler dafür bei »Teilauto« ein Lastenrad mieten. Das bietet nicht nur jede Menge Stauraum, auch können Fahrer und Einkäufe gemeinsam immerhin 200 Kilogramm auf die Räder stellen. Für dieses Gewicht sind die 45 Kilogramm schweren Lastenräder ausgelegt. In den großen Transportkorb, der vor dem Lenker montiert ist, passen aber auch zwei Kinder rein: Für sie gibt es eine Rückenlehne und Dreipunktgute.

Im Gegensatz zu den Autos des Carsharing-Anbieters können die Lastenräder auch von Nutzern ausgeliehen werden, die keinen Pkw-Führerschein vorweisen können. Ansonsten läuft vieles gleich: Eines der aktuell vier Räder umfassende Flotte muss per App reserviert werden, über die App lässt sich dann auch das Fahrradschloß entriegeln. Bezahlt wird indes nicht nach Kilometern, sondern per Zeiteinheit: 1,50 Euro die Stunde. »Wir haben schon erste Reservierungen von Kunden, die damit sogar ihren Umzug stemmen wollen«, berichtet Martin Heer, Vorstand der Teilauto-Genossenschaft. Andere Kunden wechseln sogar vom Auto auf das Lastenrad - etwa ein rüstiger Rentner, der inwischen statt mit dem Kleinwagen, sein Gütle am Galgenberg mit dem Lastenrad ansteuert. Heer weiter: »Die Leute sehen, dass sie das Auto stehen lassen können - und haben Spaß beim Lastenrad-Fahren.«

Mobilität für die Uniklinik-Mitarbeiter

Die Idee zum neuen Angebot entstand, als die Uniklinik für ihr neues Mitarbeiter-Wohnheim am Breiten Weg nach neuen Mobilitätslösungen suchte. Dort werden nach der Fertigstellung des Gebäudes im Sommer diesen Jahres nicht nur vier Teilauto-Fahrzeuge stationiert, sondern auch zwei der neuen Elektro-Lastenräder. Die Tragen den Namen »Teilkutsche« - als Kombination von »Teilauto« und »Radkutsche«. Letzteres ist der Name der Nehrener Firma, die die Lastenräder herstellt. »Diese Regionalität passt gut zu uns«, sagt Martin Heer zufrieden. Die beiden weiteren Lastenräder werden an der Ballsporthalle im französischen Viertel und an der Alten Weberei in Lustnau stationiert, eines steht aktuell bereits in Weilheim. Wie bei den Teilautos gilt auch bei den Rädern, dass diese nach Gebrauch an ihre angestammten Plätze zurückgebracht werden müssen - einen Wildwuchs wie bei den Leihrollern verschiedenster Anbieter gibt es hier also nicht.

Die Lastenräder sind dabei durchaus gewöhnungsbedürftig im Handling, immerhin sind sie 2,40 Meter lang und 65 Zentimeter breit. Nach kurzer Zeit lassen sich die Räder aber gut fahren. Der 750-Wattstunden große Akku hilft dabei nicht nur beim Fahren, sondern bietet auch eine Schiebefunktion, etwa in den Anstiegen der Fußgängerzone, erklärt Stefan Rickmeyer, Gründer und Geschäftsführer der Radkutsche-Manufaktur aus Nehren. Ob sich die Lastenräder etablieren? »Wir werden, wie auch bei den Teilautos, einen langen Atem brauchen«, ahnt Martin Heer. Doch wenn die Lastenräder sich bewähren, denkt der Genossenschaftsvorstand auch schon über eine Ausweitung des Angebots nach, etwa in Reutlingen. Bis zur Wirtschaftlichkeit dürfte es aber ein Weilchen dauern, schließlich kosten die Räder, deren Anschaffung auch durch den E-Mobilitätsfond der L-Bank gefördert wurde, pro Stück rund 10.000 Euro (GEA)