NEHREN. Im Gebiet »Weihergarten«, am östlichen Rand von Nehren, liegt eine Burg begraben. Dem Archäologen Sören Frommer gehört ein Teil des Grundstücks, der Rest ist im Eigentum der Gemeinde. Das auf der Wiese geplante Picknick mit Lagerfeuer fiel am Wochenende allerdings wegen des stetigen Regens ins Wasser. So wurde aus dem festivalartig Burgfest ein Scheunenfest in der Kappelstraße.
Eingeladen hatte das Kulturforum Nehren. In der Scheuer verkauften Ehrenamtliche selbstgebackene Kuchen und Kaffee. Auf der zum Garten hin gewandten Seite wurden vegetarische und rote Würste gegrillt. Die Band »Cover all Bases« spielte Musik aus den 60er- und 70er-Jahren und sorgte damit für Unterhaltung. Für Frontsänger Oliver Berg war es ein Heimspiel – er wohnt gleich nebenan. Der Archäologe Sören Frommer führte eine Gruppe durchs Dorf und zurück zu seiner »Burg«. Nehren wurde von Ofterdingen aus gegründet. Es sei »auf dem ebenen Berg« an der Straße am Albtrauf entlang gut gelegen. Die Wurzeln reichen mindestens bis ins Frühmittelalter zurück. »Vielleicht sind auch schon die Römer bei uns entlanggelaufen«, sagte Frommer.
Burggraben 11 Meter breit
Von der ehemaligen Burganlage wurden während einer Grabung 1951 die Grundmauern eines rechteckigen Gebäudes, vielleicht eines Steinhauses oder Wohnturmes, freigelegt. Sie reichen mehr als meterdick auf den Schiefer hinab. Die Grundmauern befinden sich in der Mitte der Oberfläche des annähernd quadratischen Burghügels mit einem Durchmesser von 28 Meter in der Flur »Weihergarten«. Der Burggraben hatte eine Breite von 11 Meter. Der heutige Straßenname »Kappelstraße« weise auf die Kapelle hin, die einmal in der Nähe gestanden haben muss. Aus der ersten Besiedlungszeit hat Frommer eine Ofenkeramik eines Kachelofens gefunden, den damals nur ausgewählte und wohlhabende Menschen hatten. Der Kachelofen habe sich erst viel später verbreitet, so Frommer. Wie lange genau dort um 1100 jemand lebte, ist nicht sicher. Vieles deutet allerdings darauf hin, dass es mit eindringendem Wasser Probleme gab.
Im 12. und 13. Jahrhundert dehnten die Pfalzgrafen von Tübingen ihren Herrschaftsbereich aus. Um 1280 besiedelte eine Familie namens »Die Nehrener« die Burg. Sie waren nicht reich, eher eine Art Angestellte der Tübinger. Frommer vermutet, dass sie fast 100 Jahre dort wohnten. Allerdings eher in umliegenden Fachwerkbauten, die besser isoliert und im Winter leichter zu heizen waren. Um 1370 brannte die Burg ab. Der Schutt wurde vergraben und die Besiedlung endete. (GEA)