GOMARINGEN/TÜBINGEN. Gegründet wurde die Initiative, als im April 438.000 Stellungnahmen gegen die Pläne des Regionalverbandes Neckar-Alb zur Ausweisung von Windkraftflächen eingegangen waren. Einwände kamen aus dem gesamten Bundesgebiet und wurden kartonweise angeliefert in Mössingen abgeliefert. Florian Klebs (Reutlingen) und Tanja Leinweber (Tübingen) wollten nicht den Gegnern das Feld überlassen. »An einem Gartentisch in Reutlingen« gründeten sie daraufhin die Initiative Pro Windkraft Neckar-Alb. Schnell kam eine Ortsgruppe in Gomaringen dazu. Mittlerweile wird die Initiative von 27 Parteien, Organisationen und Einzelpersonen unterstützt. Vor allem grüne Gruppierungen sind darunter. Die Unterstützer reichen von der Härtenliste, über die Patavo GmbH Pliezhausen, die Grüne Liste Gomaringen, die AL Tübingen bis zu Fridays for Future Reutlingen.
Die Aktion der Windkraftgegner, möglichst viele Einwände beim Regionalverband abzugeben, torpediere das demokratische Verfahren, sagt Klebs. Jeder, egal welchen Alters und welchen Wohnorts, konnte sich zu den Plänen äußern. Die Windkraftgegner haben diese Möglichkeit genutzt und dazu aufgerufen bis zu 129 Schreiben per digitaler Unterschrift zu generieren. Die Initiativler hat das geärgert. Der Regionalverband habe einen »hochdemokratisches transparentes Verfahren« gestartet, sagt Klebs. Die große Zahl der Einwände suggeriere nun, dass die große Mehrheit der Bevölkerung gegen die Windkraftpläne sei. Außerdem erschwere das die Arbeit des Regionalverbands. Ernstgemeinte Einwände, die von der Initiative ausdrücklich begrüßt werden, könnten so in den Hintergrund treten, befürchtet die Mitglieder. Dem wollten sie entgegentreten und starteten deshalb eine Online-Petition. Über 2.400 Unterschriften kamen bisher zusammen. Gesammelt wird bis zum 10. Oktober. Bei der Sitzung des Regionalverbands im Oktober soll die Liste übergeben werden. Gesammelt wird nur in der Region Neckar-Alb. »Wir sammeln nicht die Stimmen an der Nordsee ein«, betont Klebs. »Wir wollen zeigen, dass es hier genügend Menschen gibt, die das Vorhaben unterstützen.«
Überaus aktiv ist auch die Gomaringer Ortsgruppe. Sie gründete sich, als Windkraftgegner erste Posts in der Gomaringer Facebook-Gruppe veröffentlichten, anschließend Flyer im Ort verteilten und Beiträge im Gemeindeboten erschienen. »Wir halten jede Woche dagegen«, erzählt Angela Schur aus Gomaringen. Sachlich wollen sie über die erneuerbaren Energien informieren. »Wir antworten mit Beiträgen auf wissenschaftlicher Basis«.
Jede Woche ein Beitrag im Gomaringer Gemeindebote
So erscheint nun seit Wochen in jedem Gemeindeboten ein Beitrag der Bürgerinitiative »MenschNatur Neckar-Alb Ortsgruppe Gomaringen« gefolgt von einem Beitrag der Initiative Pro Windkraft Neckar Alb. Während für erstere die Pläne des Regionalverbands reine Horrorszenarien sind, stehen die Windkraftbefürworter dem Ganzen mit großem Wohlwollen gegenüber. »Es geht nicht anders, wir brauchen diese Energie«, sagen Klebs und Schur. Außerdem sei der Umstieg von Kohle, Gas und Atom auf die Erneuerbaren mit vielen Vorteilen verbunden: Nur so könne günstig Strom gewonnen werden, von dem alle profitieren könnten. »Zum ersten Mal können wir über Bürgerstrommodelle daran teilhaben«, sagt Klebs.
Die Vorstellung, dass rund um Gomaringen künftig Windräder stehen könnten, schreckt die beiden nicht. Im Gegenteil. »Man kann sich das ansehen und stolz darauf sein«, sagt Schur. Schließlich sei es nur so der Umstieg auf eine klimafreundliche Zukunft möglich. Und der Eingriff in die Landschaft? Es sei zwar schade, dass Bäume gefällt werden müssen, aber »für die Braunkohle werden ganze Dörfer weggebaggert«, so Klebs. (GEA)