MÖSSINGEN. Ein Brückenschlag im doppelten Wortsinn: Vom betonlastigen Zentrum der Innenstadt in die grüne Oase des Mühlegärtle. Und von dort auf einem neu gebauten Steg über die Steinlach barrierefrei in die Falltorstraße.
»Ein Kleinod, ein Ort an dem sich Menschen erfreuen und entspannen können, an dem man sich wohlfühlen kann«, freute sich OB Michael Bulander bei der Eröffnung des neuen »Stadtparks«. Nach sieben Jahren Planung, davon einem Jahr Bauzeit und kontrovers diskutierten 1,5 Millionen Kosten wurde das »Herzensprojekt« vieler, aber eben nicht aller Mössinger am Samstag der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Man mag die hohen Kosten ein wenig verschmerzen, weil rund 747.000 Euro aus dem Bundesfördertopf »Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel« stammen, letztlich aber auch Steuergelder sind. Wie auch immer: »Heute wissen wir, dass es sinnvoll war, dieses Projekt umzusetzen«, so der OB vor rund 140 Gästen. »Mit diesem Park haben wir nicht nur ein Ort der Erholung geschaffen, sondern ökologischen Mehrwert, durch ein verbessertes Mikroklima in unserer Innenstadt.« Öffentliche Grünanlagen seien vor dem Hintergrund steigender Temperaturen von entscheidender Bedeutung
Das Mühlegärtle war 1993 als Erholungsraum zwischen historischen Ortszentrum und dem Steinlachufer errichtet worden. Boulebahn, Sitzbänke und Spielplatz waren in die Jahre gekommen. Die Randlage brachten auch soziale Probleme mit sich, führte mitunter zur Vermüllung, worunter die Attraktivität litt. Hand angelegt hatte bereits 2015 die evangelisch-methodistische Kirche, die das Ufergelände vor ihrer Christuskirche zum »Steinlachstrand« umwandelten: Ein beliebter Treffpunkt mit Natursteinstufen, Ruhebänken und einem Sandspielbereich. Jetzt mit Trittstufen mit dem Südufer verbunden.
Annette Widmann-Mauz (MdB, CDU) bestätigte die vom OB bemängelte Bürokratie, ohne ihre Intervention hätte es noch länger bis zur Mittelfreigabe gedauert. »Das Projekt war aber auch überzeichnet, viele Gemeinde wollten die Fördermittel.« Es müsse nicht immer eine Landesgartenschau sein, auch mit einer Nummer kleiner lasse sich ein wunderbares Kleinod schaffen: »Eine grüne Lunge, die das neue pulsierende Herz der Innenstadt wunderbar ergänzt.«
Architekt Jens Schmitt (Köber Landschaftsarchitekten, Stuttgart) bemerkte, dass man 2019 erkannte, dass es sich beim Mühlegärtle um »einen Rohdiamant handelt, der geschliffen werden muss«, ein Workshop brachte Ideen, das Gebiet erlebbar zu machen. Sichtbarste Neuerung des Parks ist der geschwungene Steg, der das Gärtle von der Falltorstraße zugänglich macht, eine neue Perspektive auf das Staubecken und das renovierte historische Wehr bietet. Ein Hingucker ist die am Steg vertäute sechs Meter lange Vegetationsinsel mit Wasserpflanzen.
Max Alber, Projektleiter, erläuterte die Anlage eines schwellenlosen 430 Meter langen Rundwegs. Der untere entlang des Flusses, der obere Teil wird von Waldenbucher Sandstein an der Seite begleitet. In der Bädergasse entstand eine Aussichtsplattform. Gepflanzt wurden klimaresistente Bäume und insektenfreundliche Blumen und Stauden.
Für jüngere Besucher und Familien dürfte der neue Spielplatz ein Anziehungspunkt werden. Der Wernauer Spielraumgestalter KuKuk hat ihn thematisch als Biberburg mit Treibholz verwirklicht. Benachbart das neue Boulodrome mit zwei Spielbahnen samt Flutlicht. Dahinter erstmalig eine Calisthenics-Station für die Muskelkoordination.
Selten, so der OB habe "die Stadt für ein Projekt so viel Lob von den Bürgern erhalten". Gleichwohl sei es "ein Geschenk an unsere Bürgerschaft zum 1250sten Jubiläum, Geschenk, "dass uns nachhaltig guttun wird, aber nur dann, wenn wir alle sorgsam und anständig mit unserem Mühlegärte umgehen". (GEA)