MÖSSINGEN. Die große Sause ist vorbei. Nachdem Mössingen 2024 mit vielen Veranstaltungen und Aktionen seine erste urkundliche Erwähnung vor 1250 Jahren und die Erhebung zur Stadt vor 50 Jahren gefeiert hat, ist nun der Alltag wieder eingekehrt, und dazu gehört, dass die Verwaltung dem Gemeinderat einen Abschlussbericht vorlegt. Dessen positive Bewertung des Festjahrs teilte der Gemeinderat uneingeschränkt, und Arno Valin (SPD) bedauerte: »Schade, dass es das nicht jedes Jahr gibt.«
Das könnte sich die Stadt allerdings kaum leisten, auch wenn selbst bei den Finanzen die Bilanz sehr erfreulich war. 497.000 Euro hatte der Gemeinderat als Budget bewilligt, rund 20.000 Euro weniger wurden benötigt. Verzichtet wurde zur Reduzierung der Kosten unter anderem auf einen zunächst geplanten Film über das Festjahr. Stattdessen hielten Fotografen die Veranstaltungen im Bild fest, und die Fotos waren anschließend nicht nur auf der Homepage der Stadt, sondern auch in vielen Schaufenstern von Mössinger Geschäften zu sehen.
Haushalt entlastet
»Außerdem haben wir viele großzügige Sponsoren gewonnen«, berichtete Silvia Maier, Leiterin des Sachgebiets Kultur, Sport und Freizeit im Rathaus. So kamen 50.000 Euro zusätzlich in die Kasse, weshalb der Haushalt unterm Strich um 70.000 Euro entlastet wurde. »Da ist gut gearbeitet worden«, lobte Oberbürgermeister Michael Bulander seine Truppe.
Geld ist aber nur eine Seite der Medaille, das gemeinsame Erleben ist die andere. Da spürte der OB »eine freudige Atmosphäre in der Stadt«. Dass das Wetter den Mössingern nicht immer wohl gesonnen war, schadete nicht: »Beim Jubiläumsfest im Sommer hat es geregnet, aber an dieses Fest werden sich viele Menschen erinnern.«
Wie viel Arbeit aber hinter so einem Festjahr steckt, verdeutlichte Silvia Maier: »Die ersten Ideen und Überlegungen für ein grobes Konzept gab es schon 2020.« Ein Jahr später begann mit der Suche nach Autoren und einem Verlag bereits die Arbeit am neuen Buch über die Stadt, das Steffen Eissler (FWV) »super« fand und das offensichtlich zu einem beliebten Geschenk wurde: »Ich habe mittlerweile vier.«
Extra-Stelle bereits ausgelaufen
Zum Budget für das Jubiläumsjahr zählten die Ausgaben für eine befristete 30-Prozent-Stelle in der Verwaltung, die mit Sylvia Beier besetzt wurde. Ihr Vertrag ist zwar schon im Februar ausgelaufen, aber sie fasste für die Gemeinderatssitzung das umfangreiche Programm doch noch einmal zusammen, angefangen von der offiziellen Auftaktveranstaltung am 5. Januar bis zum Herbst-Highlight im Oktober, dem »Traum-Stoff«-Wochenende im Pausa-Quartier, und der Ausstellung mit Karikaturen des früheren Bürgermeisters Erwin Kölle.
Von Juni bis Oktober erstreckte sich die Aktion »Buntes Mössingen«, die am 15. Juni mit vielen Beiträgen von Mössinger Vereinen eröffnet wurde. Für die Farbe in der Stadt sorgten unter anderem 600 von Schülern bemalte Holztafeln, die im Stadtgebiet verteilt waren, die überdimensionalen Blumentöpfe sowie die Stühle und Liegestühle, die aufgestellt wurden. »Hier haben viele Leute mitgeholfen, der Bauhof ebenso wie Hausmeister, welche die Liegestühle morgens rausgestellt und abends wieder reingeholt haben«, berichtete Silvia Maier. »Tatsächlich sind uns da aber ein paar abhandengekommen.«
Von Wiederverwertung angetan
Mit dem Programm haben es die Organisatoren gut getroffen. »Unser erstes Ziel war, Veranstaltungen für alle Mössinger zu bieten«, erklärte Silvia Maier auf Nachfrage von Katharina Matheis (Grüne). »Der Freitagabend am Festwochenende etwa war als Partyabend für Jugendliche gedacht, aber da war das ganze Altersspektrum bis 70 vertreten.«
Ein weiteres Ziel der Organisatoren war, Geld nicht nur für einmalige Veranstaltungen ausgeben, sondern auch für bleibende Aktionen zu verwenden. Mit Erfolg: »Was mir besonders gefallen hat, war der Nachhaltigkeitsgedanke mit den vielen Dingen, die uns weiter an das Jubiläumsjahr erinnern«, lobte Steffen Eissler. So werden die Stühle, die Liegestühle und auch die Blumentöpfe in diesem Jahr wieder für Farbe in der Stadt sorgen, und auch die bemalten Holztafeln sollen noch einmal aufgestellt werden. Auch Michael Bulander zeigte sich von dieser Form der Wiederverwertung angetan: »Da kommt einfach der Schwabe in mir durch.« (GEA)