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Leiter der Jugendmusikschule Steinlach Wolfgang Schnitzer verabschiedet

Zum Ausstand des Leiters der Jugendmusikschule Steinlach kamen über 200 Gäste in die Aula des Mössinger Quenstedt-Gymnasiums.

Zum Abschied als Leiter der Jugendmusikschule Steinlach bekam Wolfgang Schnitzer unter anderem dieses Werk von Kindern der Frühf
Zum Abschied als Leiter der Jugendmusikschule Steinlach bekam Wolfgang Schnitzer unter anderem dieses Werk von Kindern der Frühförderung. Foto: Michael Sturm
Zum Abschied als Leiter der Jugendmusikschule Steinlach bekam Wolfgang Schnitzer unter anderem dieses Werk von Kindern der Frühförderung.
Foto: Michael Sturm

MÖSSINGEN. Ihn eine Institution zu nennen, wäre eine massive Untertreibung: Wolfgang Schnitzer arbeitete 44 Jahre lang an der Jugendmusikschule Steinlach. 1996 wurde er stellvertretender Schulleiter, vor 21 Jahren Leiter. Am Samstag wurde Schnitzer mit Musik, Dankesreden und minutenlangem Applaus verabschiedet. Er gestand: »Ich kann kaum glauben, dass die Zeit vorbei ist.«

Mössingens Oberbürgermeister Michael Bulander bedankte sich, auch stellvertretend für die Bürgermeister der beteiligten Gemeinden. Er stellte die Frage aller Fragen: »Wer war eigentlich zuerst da? Die Jugendmusikschule oder Wolfgang Schnitzer?« Dieser antwortete: »Ich kam im Januar 1981, zwei Tage nach Gründung der Schule, als Gitarrenlehrer dazu.«

Vom eigenen Lehrer vorgeschlagen

Sein Vorgänger Manfred Pfisterer, der die Jugendmusikschule Steinlach aufbauen wollte, suchte Ende 1980 an der Musikschule Tübingen nach Personal. Der Gitarrenlehrer Jacques Cavert schlug seinen Zögling Wolfgang Schnitzer vor und begleitete diesen zum Vorspielen in Pfisterers Wohnzimmer. »Die Gitarre war ihm etwas suspekt, aber er hat sich erbarmt«, so Schnitzer.

Mit diesem Instrument schloss Schnitzer früh eine Verbindung. Ein Nachbar des Geschäfts seiner Eltern im Tübinger Pfleghof war der Geigenbauer Stieber. Dieser baute dem Buben eine Kindergitarre. »Da war ich acht oder neun. Fast gleichzeitig habe ich mit der Klarinette begonnen.« Die landete in der Ecke, als Schnitzer von der Welle der Rockmusik ergriffen wurde. Er hörte Jimi Hendrix - es musste die Gitarre sein.

An der Musikhochschule in Trossingen studiert

Schnitzers Grundschulfreund Ralf Wetzel hatte ein Schlagzeug und einen Proberaum in der Garage der Tankstelle seiner Eltern in der Tübinger Schaffhausenstraße. Mit Bernd Gerhardt am Bass waren sie ein Power Trio. Parallel dazu lernte Schnitzer klassische Gitarre. Später ergatterte er einen Studienplatz an der Musikhochschule in Trossingen und begann in Tübingen als Gitarrenlehrer.

Wie Schnitzer sein zweimonatiges Studium in den USA ergatterte und was er dort erlebte, ist eine eigene Geschichte. Was er aus dieser intensiven Zeit an die Jugendmusikschule Mössingen mitnahm, jedoch eine andere. Daran erinnerte der damalige Klavierschüler Rainer Tempel am Samstag: »Er ließ uns ‚Spain‘ von Chick Corea spielen. Ein ziemlich anspruchsvolles Stück.« Darüber, so Schnitzer, habe er sich damals gar keine Gedanken gemacht.

Heutige Professoren an der Schule ausgebildet

Tempel – zwischendurch Mitglied der Band von Dieter Thomas Kuhn, heute Professor für Jazzkomposition in Stuttgart – und Kontrabassist Florian Dohrmann (David Orlowski Trio) sind die heute bekanntesten Musiker der bemerkenswerten ersten Schülergeneration der Jugendmusikschule Steinlach. »Ich hatte immer wieder solche Schüler: Freundlich, wissbegierig, talentiert. Das ist der Grund, warum ich so lange hier war«, resümierte Schnitzer.

2001 wurde er Schulleiter. Seine Kollegen schätzen Schnitzers Fähigkeit zu Improvisation, Kooperation und Motivation, seine Überzeugungskraft, seine Geduld. Nicht zuletzt, weil vor jedem neuen Schuljahr ein Puzzle zusammengesetzt werden musste: Wer probt wann neben wem – und in welchem Gebäude?

Stücke für Lindenhof-Programme komponiert

Die ersten Räume fanden sich im Mössinger Quenstedt-Gymnasium. Später verteilte sich die Jugendmusikschule Steinlach auf verschiedene Gebäude in verschiedenen Orten. Bis heute ist das so. Dass sich Raum in der ehemaligen Textilfabrik Pausa fand, hat etwas mit dem Stefan Hallmayer zu tun: Zum ersten Mössinger Kulturherbst 2007 initiierte der Mitgründer des Theaters Lindenhof eine Kooperation zwischen seinem Haus, der JMS Steinlach und der Pausa.

Hallmayer, der am Samstag als Moderator durch das Programm führte, erinnerte daran, dass er und Schnitzer damals bei einer Nummer mittanzen wollten. Aus Gründen mangelnder Beweglichkeit ließen sie es dann doch sein. Die Verbundenheit blieb: Schnitzer komponierte für Lindenhof-Programme Stücke mit elektronischer Musik.

Was nimmt Schnitzer vom Samstag noch mit? Jede Menge Geschenke, darunter zwei Reisen für seine Frau Jutta und ihn. Am meisten freute er sich aber über ein selbstgemachtes Tiergemälde von Kindern der Frühförderung. Die Ausbildung der Jüngsten lag ihm immer besonders am Herzen. (GEA)