MÖSSINGEN. Als die Feuerwehr am Donnerstag gegen 14.30 Uhr von der Leitstelle alarmiert wurde, hieß der Einsatzauftrag noch »Rettung einer abgestürzten Person aus unwegsamen Gelände«. Beim Eintreffen der Helfer am Farrenberg stellte sich die Situation dramatischer dar: Die verunglückte Person, ein Deltasegler-Pilot musste reanimiert werden. Doch die Bemühungen von Ersthelfern, die dann von Feuerwehrkräften übernommen wurden, waren vergebens: Der 68-jährige Mann starb noch vor dem Eintreffen weiterer DRK-Helfer der Bereitschaft, des Rettungsdienstes und eines mittels Rettungshubschrauber eingeflogenen zweiten Notarztes am Unglücksort.
Wie berichtet, war der umgangssprachlich »Drachenflieger« genannte Pilot am Nordrand des Farrenbergs am berüchtigten »Ziegelrutsch« zu einem Flug ins Albvorland gestartet. Doch das motorlose Luftsportgerät, auch Hängegleiter genannt, kam vom beliebten Aussichtspunkt nicht weit. Nach rund fünfzig Metern Luftlinie stürzte der Mann offenbar plötzlich in den bewaldeten Abhang.
Filmteam als Augenzeugen
Augenzeuge des Absturzes war ein Filmteam, das Berichten zufolge mit dem Piloten einen Werbefilm drehen wollte und das Unglück unfreiwillig mit der Kamera dokumentiere. Von den Medienleuten kam auch der Notruf, die sich sofort um den Verunglückten kümmern wollten. Um an den von der Hochfläche lokalisierbaren Unglücksort zu gelangen, mussten sie jedoch mit dem Auto vom Berg runterfahren und über den unterhalb verlaufenden Hangwaldweg zur Fußseite des »Ziegelrutsches« gelangen, eine rund zwei Kilometer lange Strecke.
Als die Abteilungen Talheim und Mössingen-Mitte auf dem Farrenberg-Nordplateau eintrafen, suchten sie zunächst die Unglücksstelle. »Durch Hilferufe aus dem Abhang konnten wir den Ort lokalisieren«, so Einsatzleiter Bernd Strohmaier. Woraufhin ein Teil der Rettungskräfte ebenfalls auf den Hangweg hinabfuhr. »Etwa zwanzig Meter oberhalb des Schotterweges trafen wir auf die Ersthelfer«, die eine Wiederbelebung versuchten, so der Feuerwehr-Leiter. »Wir haben sie sofort abgelöst und den nachfolgenden DRK-Kräften zur Betreuung zugeführt.«
Der Pilot befand sich nicht mehr in seinem Fluggerät, das in einiger Entfernung im Wald hing. Vermutlich wurde der Mann beim Aufprall in die Baumkronen aus seinem Gurtzeug geschleudert. Die Bergung des Toten übernahmen Helfer der Bergwacht Pfullingen.
Verstorbene ist bekannte Persönlichkeit in Mössingen
Wie es zum Unglück kam, bleibt rätselhaft. Ein Erklärungsversuch: Zum Zeitpunkt des Absturzes soll ein Südwest-Wind vorgeherrscht haben. Ideal sei aber Nordost-Wind, denn der führt am Farrenberg-Nordrand zu Aufwinden. Der Verstorbene ist eine bekannte Persönlichkeit. Der Bästenhardter war seit sieben Jahren der einzige noch aktive Drachenflieger beim Flugsportverein Mössingen. »Er war ein fröhlicher und beliebter Vereinskamerad«, so Segelflieger-Pilot Klaus Franke. Beruflich arbeitete er als Lehrer an der Dußlinger Anne-Frank-Schule. In einem Interview hatte er einmal gesagt: »Das ist ein relativ schwieriger Startplatz. Ein bisschen Vorwind muss schon sein. Bis auf einen Sturz mit einem Schwerverletzten gab es bisher nur Baumlandungen.« (GEA)