MÖSSINGEN. Eugen Höschele fiel ein Stein vom Herz. Einstimmig war der Baubeschluss für das Haus der Region in der Sitzung des Zweckverbandes Regional-Stadtbahn Neckar-Alb am Freitagmorgen. Der Verbandsvorsitzende bedankte sich dafür gleich mehrfach beim Gremium. Damit war die erste Hürde genommen. Wenig später votierte auch der Regionalverband für das Vorhaben. Das Ergebnis dort war allerdings nicht ganz so eindeutig: Fünf Mitglieder der AfD stimmten gegen den Neubau. Ein Verbandsmitglied enthielt sich.
Beide Behörden sollen künftig zusammen mit der Regional-Stadtbahn Neckar-Alb GmbH unter dem gemeinsamen Dach eines neuen Verwaltungsgebäudes in der Nähe des Mössinger Bahnhofs zusammenkommen. Ein Wunsch des Mössinger Oberbürgermeisters Michael Bulander wurde auch erfüllt: Der Bau wird nicht die Höhe des nebenliegenden Rathauses übersteigen. In der Regionalverbandssitzung hob Bulander noch einmal die Bedeutung des Neubaus für die Stadt Mössingen hervor. Er sei der Auftakt für die weitere Umgestaltung des Gebietes am Bahnhof, der künftig die Mobilitätsdrehscheibe der Regionalstadtbahn sein wird. Dußlingens Bürgermeister Thomas Hölsch wies darauf hin, dass ein 2,1 Milliarden schweres Projekt wie die Regionalstadtbahn auch eine entsprechende Infrastruktur benötige. Urachs Bürgermeister Elmar Rebmann betonte, dass die regionalen Aufgaben immer wichtiger werden. Das Haus der Region sei ein Ausdruck davon.
Regionalverband und Zweckverband Regional-Stadtbahn teilen sich die Finanzierung
Die Planungs- und Bauarbeiten wurden an die Georg Reisch GmbH Co. KG zum Pauschalfestpreis von 24,8 Millionen Euro vergeben. Das Unternehmen aus Bad Saulgau hat auch das Reutlinger Landratsamt, die IHK und das Tübinger SWR-Gebäude gebaut. Insgesamt 16,5 Millionen Euro übernimmt der Zweckverband Regional-Stadtbahn, die verbleibenden rund 8,3 Millionen Euro finanziert der Regionalverband. Der Regionalverband hatte das Grundstück mit dem ehemaligen Kreissparkassen-Gebäude von der Tübinger Kreissparkasse im Jahr 2022 erworben.
»Wir schaffen hier Vermögen an einem sehr zentralen Ort in Mössingen«, warb Höschele für den Neubau. Aus heutiger Sicht sei das zwar eine schwierige Entscheidung, spielte der Verbandsvorsitzende auf die knappen Kassen an, aber »wir sind uns der Verantwortung bewusst.« Neben dem Mössinger Rathaus soll ein qualitätsvolles Gebäude mit modularen Büroräumen entstehen.
Haupteingang am Rathausplatz
Fünf unterschiedliche Entwürfe gingen beim Architekturwettbewerb ein. Jurymitglied Architekt Peter Cheret aus Stuttgart stellte das Gebäude den Zweckverbandsmitgliedern vor. Ein »einfaches und unprätentiöses Gebäude« wird neben dem Mössinger Rathaus entstehen. In der Gebäudemitte hat es einen Versatz. Dort ist der überdachte Haupteingang direkt am Rathausplatz. Barrierefrei geht es in das Haus. Im Erdgeschoss gibt es ein Foyer mit Sitzmöglichkeiten und eine Cafeteria. Erschlossen wird das Haus über zwei Treppenhäuser. Durchgehende Flure sollen die Orientierung erleichtern und sind außerdem Sichtachsen in die freie Landschaft. Insgesamt 85 Arbeitsplätze sind im Haus der Region geplant. Dazu kommt ein Sitzungssaal für bis zu 65 Personen, der sich dreifach unterteilen lässt.
Ein wichtiges Kriterium für den Bau war ein respektvoller Umgang mit der Nachbarbebauung, sagte Cheret. Das Haus der Region sollte auf keinen Fall dem Mössinger Rathaus den Rang ablaufen. Deshalb rückt es so weit wie möglich nach Norden und gibt so den Blick auf das Rathaus frei. Das oberste Geschoss ist teilweise zurückversetzt. Dort ist eine Dachterrasse vorgesehen, die einen weiten Blick über Mössingen hinweg ins Grüne bietet.
Hervorragender Energiestandard
Aus architektonischer Sicht sei es ein »sehr gutes Gebäude«, so Cheret. Dazu komme ein hervorragender Energiestandard. Sechzig Prozent seiner Energie kann es selbst produzieren. Es hat eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, einen Batteriespeicher und eine Wärmepumpe mit Erdsonde. Geplant war es ursprünglich als konventioneller Massivbau. Im Gespräch mit der Jury ließ sich die beauftragte Firma darauf ein, das Gebäude in Holzhybridbauweise zu erstellen. Baubeginn soll im Januar 2026 sein, Fertigstellung ist für den Jahresbeginn 2028 geplant. (GEA)