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Aktuell Kreistag

Palmer bringt FWV wieder ganz nach vorn

Tübinger OB glänzt als Stimmenfänger. Nur Lisa Federle kann da einigermaßen mithalten. Grüne verlieren drei Sitze.

Überall gut gefüllte Kisten mit Stimmzetteln:  Die Wahlbeteiligung lag bei 66,8 Prozent - um 2,4 Prozentpunkte höher als vor fün
Überall gut gefüllte Kisten mit Stimmzetteln: Die Wahlbeteiligung lag bei 66,8 Prozent - um 2,4 Prozentpunkte höher als vor fünf Jahren. Die Bekanntgabe des Ergebnisses war auf Mittwoch verschoben worden, weil die Berechnung der Sitze höchst kompliziert ist. Foto: Meyer
Überall gut gefüllte Kisten mit Stimmzetteln: Die Wahlbeteiligung lag bei 66,8 Prozent - um 2,4 Prozentpunkte höher als vor fünf Jahren. Die Bekanntgabe des Ergebnisses war auf Mittwoch verschoben worden, weil die Berechnung der Sitze höchst kompliziert ist.
Foto: Meyer

KREIS TÜBINGEN.. Palmers Skepsis war groß. »Finden mich die Wähler, wenn ich auf dem Stimmzettel bloß auf Platz elf stehe?«, fragte sich der Ex-Grüne, der jetzt für die FWV antrat, vor der Wahl. Doch die Sorge erwies sich als völlig unbegründet. Mehr als 33.000 Stimmen für den Tübinger OB. So viele hat noch niemand gesammelt. Palmer hat seinen Anteil am Erfolg der FWV, die nach Sitzen wieder stärkste Kraft ist.

Schaut man auf das Bewerberfeld, konnte nur eine einigermaßen mit Palmer mithalten. Lisa Federle, Deutschlands bekannteste Notärztin, trat wie gehabt für die CDU an und bekam fast 26.500 Stimmen. Insgesamt verzeichnen die Christdemokraten nur ein leichtes Stimmenplus. Aber ein Sitz kam dazu, die CDU hat damit fast zu den Grünen aufgeschlossen. Der Vorsitzende des Regionalverbands, Eugen Höschele, und der Rottenburger OB Stephan Neher erwiesen sich erneut als Zugpferde. Das Fehlen des Klinikchefs Michael Bamberg kompensierte der ehemalige Uni-Rektor Bernd Engler. Schmid???

FWV und CDU haben zusammen keine absolute Mehrheit

Auch wenn nach reinen Prozentzahlen die Grünen vorne sind: Ihnen gingen drei der vier bei vorigen Mal dazugewonnenen Sitze verloren. Und wer sich daran gewöhnt hatte, dass die Grünen auch stets die Stimmenkönige stellen: Asli Kücük hat 3.000 Stimmen weniger gesammelt als CDU-Frau Lisa Federle. Palmer ist da weit enteilt.

Bis 2019 hieß es stets: FWV und CDU haben zusammen eine absolute Mehrheit und können im Zweifel jeden Antrag gemeinsam durchdrücken. Das ist in dem bunter gewordenen Gremium nicht mehr der Fall. Schon 2019 brachte der Erfolg der Grünen den Verlust der Mehrheit. Jetzt sind Klimaliste und die nur in Rottenburg angetretene Bunte Liste ganz neu mit je einem Sitz vertreten. Die AfD hat die Zahl der Sitze von zwei auf vier verdoppelt. Die FDP gab einen ab, die Linke ebenfalls. Nur wer mindestens drei hat, darf eine Fraktion bilden und eigenständig Anträge stellen. Aber bei den Debatten kann sich jeder zu Wort melden.

Alle Bürgermeister drin, die angetreten sind

Die SPD blieb fast stabil nach Prozentpunkten und behält ihre acht Sitze. Daniela Harsch, inzwischen im Klinikums-Vorstand ist wieder dabei. Neu sind unter anderem Osianderchef Heinrich Riethmüller, der lange Präsident des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels war, Desiree Sallwey, die in Ofterdingen bei der Bürgermeisterwahl in die Endentscheidung kam, und der Gomaringer Maximilian Föll. Auch hier wirkt sich die Aufteilung auf fünf unterschiedlich große Wahlbezirke und die Tatsache, dass immer ein Gesamtverhältnis gebildet werden muss, aus. Arno Valin verliert seinen Platz, obwohl er in Mössingen/Bodelshausen/Ofterdingen fast 400 Stimmen mehr bekam als Föll im Gebiet Steinlach-Wiesaz/Härten.

Extrem wichtig ist die Kreistagswahl für die Bürgermeister, die sich bei der Aufstellung der Listen oft die besten Plätze sichern: Aus dem Wahlkreis Steinlach-Wiesaz/Härten haben es Thomas Hölsch (Dußlingen), Steffen Heß (Gomaringen) und Jürgen Soltau (Kusterdingen) locker geschafft, Egon Betz (Nehren) holte einen der Ausgleichssitze. OB Michael Bulander (Mössingen) schnitt komfortabel im Mössinger Wahlkreis ab. Die Reihen der FWV komplettieren Gunter Schmid (Neustetten), Simon König (Hirrlingen) und Thomas Noé (Starzach).

Ein doppelter Sieger mit zwei Mandaten

Wer Ofterdingen sucht, erinnert sich, dass Joseph Reichert sich neuerdings im Ruhestand befindet. Sein Nachfolger Simon Wagner kam auf CDU-Ticket noch von Platz acht aus in den Kreistag. Ebenso von besserer Position bei der CDU Christel Halm (Ammerbuch) und Thomas Engesser (Dettenhausen). Die Bürgermeister von Kirchentellinsfurt und Bodelshausen durften sich nicht aufstellen lassen, weil sie nicht in Nachbar-Landkreisen wohnen.

Die Entscheidung der Wähler hat auch einen doppelten Sieger produziert, der sich jetzt ein bisschen wie ein Verlierer vorkommt. Ulf Siebert hatte sich bei der FWV auf Platz eins der Kreistagsliste nominieren lassen und wurde gewählt. In der Stadt Tübingen kandidierte er auf dem 40. und letzten Platz für die Tübinger Liste für den Gemeinderat und bekam so viele Stimmen, dass er jetzt doppelte Arbeit haben wird: als Kreisrat und als Gemeinderat. (GEA)

Die Sitzverteilung

Grüne 15 (-3)

FWV 16 (+-0)

CDU 13 (+1)

SPD (8 +-0)

Linke 4 (-1)

FDP 3 (-1)

Die Partei 2 (+-0)

AfD 4 (+2)

Klimaliste 1

Bunte Liste 1