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Modellflieger tummeln sich über Kusterdingen in der Luft

Modellflieger zeigten bei schwierigen Windbedingungen am Wochenende in Kusterdingen ihr Können

Wegen der Hitze drehten sich einige Propeller nicht sofort.  FOTO: STRAUB
Wegen der Hitze drehten sich einige Propeller nicht sofort. FOTO: STRAUB
Wegen der Hitze drehten sich einige Propeller nicht sofort. FOTO: STRAUB

KUSTERDINGEN. Zwischen Kusterdingen und Wannweil gingen am Wochenende die Blicke gen Himmel: Zahlreiche Flugbegeisterte vom Modellflugclub Kusterdingen und von befreundeten Vereinen zeigten ihr Können mit ihren ferngesteuerten Modellen in der Luft. Trotz großer Hitze kamen Hunderte Besucher am Samstag und am Sonntag aufs Vereinsgelände. »Der Ostwind sorgt für schwierige Bedingungen«, erklärte Flugleiter Dieter Rühle. Denn über den Wald hinweg kommen die Wirbel abwärts in den Platz hinein. Was vor dem Hintergrund der Alb leicht aussah, war deshalb insbesondere für die Gäste schwierig.

Startschwierigkeiten

Außerdem wollten einige Flugzeuge nicht anspringen. »Bei den kleinen Motoren sind die Einstellungen oft zuletzt bei 15 Grad vorgenommen worden«, sagte Rühle. Bei 40 Grad in der Sonne seien diese völlig verändert. Daher mussten die Propeller oft mit Hilfsmotoren in Schwung gebracht werden. »Beim elektrischen Flieger ist das natürlich einfacher, der läuft sofort«, erklärte Rühle. Etwa die Hälfte der Modelle sei noch mit Benzin betrieben, die Hälfte elektrisch.

Der Einstieg ins Hobby wird immer günstiger. »Inzwischen kommen gute Sperrholz-Modelle aus China«, sagte Rühle. Ein gutes Anfängermodell gebe es schon für 100 bis 150 Euro. Selbst baue die Flugzeuge fast niemand mehr. Hinzu kommt eine Fernsteuerung, die allerdings für alle Flieger benutzt werden kann. Die jüngsten Flugbegeisterten im Verein beginnen mit sieben bis acht Jahren und üben mit Jugendleiterin immer am Montagnachmittag. »Im Verlauf der Jahre kommen bei den meisten Hobbyfliegern einige Modelle zusammen«, so Rühle. Genaue Zahlen zu seiner eigenen Flotte wolle er nicht nennen, aber um die 30 dürfte er schon besitzen. »Die stapeln sich im Keller und in der Garage.«

Am Eingang des Festgeländes bastelte Andreas Aichner aus Südtirol mit Kindern einfache Modellflieger mit Laubsäge und Klebstoff. »Gute Modellflieger sind die zukünftigen Piloten«, sagte Aichner. Er war erstmals in Kusterdingen und hatte eher durch Zufall von der Hockete erfahren. Regelmäßig nimmt er an solchen Events und beispielsweise demnächst an der Messe in Friedrichshafen teil.

»Diese Gegend hier ist infiziert vom Modellbau«, sagte Aichner. In der Umgebung gebe es viele Bastler, Hobbyflieger und Vereine. Beim Basteln entwickelten die Kinder motorische Fähigkeiten. Später lernten sie Löten und wie ein Motor funktioniert. »Disziplin und Gaudi kommen zusammen«, sagte Aichner. Die gebastelten Modellflieger unterlagen sogleich dem Wurftest: Fliegen sie gerade? Und auch bei den Fortgeschrittenen bedarf es zuweilen nur indirekt eines Motors. Der Schulgleiter SG 38 zum Beispiel wurde von einem motorisierten Flieger steil hinaufgezogen, von der Leine gelassen und setzte sodann zum gemächlichen Sinkflug an. Mit 20 Stundenkilometern schwebte der Modellflieger hinab.

Zusammengebaut aus vielen Holzeinzelteilen war dieser Nachbau besonders aufwendig, erklärte Jürgen Rühle, Zweiter Vorsitzender des MFC. Der Schulgleiter SG 38 ist das meistgebaute Flugzeug der Alleinflugausbildung der 1940er-Jahre. Auch im Modell sitzt ein Mann am Steuer. Dieses Gleitflugzeug wurde ab 1936 entwickelt und ab 1938 in großer Stückzahl sowohl im Amateur- als auch im Industriebau hergestellt. Der SG 38 wurde hauptsächlich zur Anfängerschulung eingesetzt. Die Abkürzung »SG« bezieht sich ursächlich nicht auf die Bezeichnung Schulgleiter, sondern auf »Schneider« in »Grunau«. »38« steht für das Einführungsjahr 1938.

Spaß steht im Vordergrund

Neben Segelfliegern waren auch Doppeldecker, kerosinbetriebene Jets und Hubschrauber zu sehen. Darunter waren kleine Nachbauten ebenso wie Flugzeugmodelle mit einer Spannweite von fast sieben Metern. Dabei ging es nicht um einen Wettbewerb. »Wir fliegen alle frei und jeder wie er mag«, sagte Rühle. Der eigene Spaß und die Unterhaltung für die Zuschauer standen im Vordergrund. Bewirtet wurde vom MFC Kusterdingen mit verschiedenen Speisen sowie Kaffee und Kuchen. Vom Aufbau am Freitag bis zum Festende übernachteten auch einige der Gastpiloten zusammen mit Vereinsmitgliedern auf dem Gelände. Am Lagerfeuer verbrachten sie gesellige Stunden. »Der Modellflug ist ein Hobby, das verbindet«, sagte Rühle. (stb)