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Kusterdinger Räte fühlen sich überrumpelt

Erweiterung der Härtenschule: Bedarf ist da, Gemeinderäte drücken auf Bremse. Sondersitzung im September

Im Foyer, rechts vom Eingang, essen die Schüler derzeit mittags im Schichtbetrieb. FOTO: STB
Im Foyer, rechts vom Eingang, essen die Schüler derzeit mittags im Schichtbetrieb. FOTO: STB
Im Foyer, rechts vom Eingang, essen die Schüler derzeit mittags im Schichtbetrieb. FOTO: STB

KUSTERDINGEN-MÄHRINGEN. Seit Jahren ist in Kusterdingen die Erweiterung der Härtenschule Mähringen im Gespräch. Der Ganztagsbetrieb soll mit eigener Mensa ausgebaut werden. Am Mittwoch sollte der Gemeinderat einen Architektenwettbewerb beauftragen – doch daraus wurde nichts. Bereits vor der Diskussion grätschte Elvira Hornung (FWV) dazwischen: »Wir brauchen mehr Zeit.« Es werde mit kurzfristig zu beantragenden Fördermitteln Druck aufgebaut – wie schon beim Feuerwehrhaus. »Wir wissen nicht, wie sich die Zahlen entwickeln und wir haben die Mittel für den Architektenwettbewerb für dieses Jahr im Haushalt nicht beschlossen«, sagte Hornung. Sie brauche mehr Informationen und wolle erst nach der Sommerpause entscheiden.

Seit Jahren in Warteschleife

»Das Projekt ist seit Jahren in der Warteschleife und musste leider wegen anderer Prioritäten immer wieder zurückgestellt werden«, entgegnete Bürgermeister Jürgen Soltau. Nun gebe es die Chance, dass der Bund 70 Prozent der Kosten beim Ausbau zur Ganztagesschule übernehme. »Das bringt uns 4,1 Millionen Euro zusätzlich, allerdings muss das Projekt bis Ende 2027 dafür fertig und abgerechnet sein.« Den Druck mache der Gesetz-geber.

Bedarf sehr groß

Soltau erklärte den Bedarf: Von den derzeit 176 Schülern seien 112 in der Schulkindbetreuung. »Gut die Hälfte davon isst im Dreischicht-Betrieb im Foyer auf 27 Quadratmetern«, so Soltau. In den nächsten Jahren sei mit steigenden Schülerzahlen auf 220 zu rechnen. Durch die wachsende Berufstätigkeit von Eltern und den künftigen Rechtsanspruch werde das Betreuungsangebot in Zukunft vermutlich noch stärker in Anspruch genommen. Annett Kirchmann von der Schulkindbetreuung unterstrich das. Ein extremer Lärmpegel und kein Rückzugsort für die Kinder seien die Folge des Platzmangels: »Wir sind oft Polizisten, die für Ruhe sorgen müssen.« Lieber würde sie kreative und bewegungsorientierte Angebote machen, für die allerdings der Platz fehle.

Dass der Platz auch im Unterricht zu knapp ist, erklärte die stellvertretende Schulleiterin Viviane Glora. Heute sitzen Kinder nicht mehr nur in einer Reihe, sondern arbeiten oft in Gruppen. Zudem sei die Härtenschule nicht barrierefrei.

Schule nicht barrierefrei

Die erste Machbarkeitsstudie hat das Stuttgarter Architekturbüro Kilian und Partner bereits 2017 verfasst und nun aktualisiert. Dieses Konzept sieht eine zusätzliche zweigeschossige Bebauung im Norden des Grundstücks vor. Damit ergibt sich ein Ringschluss des Schulgebäudes um den Hof. Architekt Hans-Ulrich Kilian bezifferte die aktuellen Kosten für Neubau und Modernisierung auf rund 10 Millionen Euro. Er empfahl, die aktuelle Förderung zu nutzen und eher größer zu bauen (»klotzen statt kleckern«), was aber im Gremium wenig Zuspruch fand. Am Ende war klar: Das geht den Räten zu schnell, sie brauchen mehr Zeit. Im September soll es eine Sondersitzung zur Härtenschule geben. (stb)