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Ein Treffpunkt für die Kusterdinger Jugend

Vier Eltern wollen ein neues Angebot für Kinder und Jugendliche in Kusterdingen schaffen. Dazu holen sie die Jugend mit ins Boot: Und bekommen auf eine Umfrage mehr als 280 Rückmeldungen. Nun hoffen sie auf ein Grundstück.

Eine mögliche Option für die »Multifunktionsanlage«: Die Freifläche bei den Motorradfreunden und dem Jugendclub Milchhäusle. Ebe
Eine mögliche Option für die »Multifunktionsanlage«: Die Freifläche bei den Motorradfreunden und dem Jugendclub Milchhäusle. Ebenfalls geprüft wird eine unbebaute Fläche in der Jahnstraße. Foto: Alexander Thomys
Eine mögliche Option für die »Multifunktionsanlage«: Die Freifläche bei den Motorradfreunden und dem Jugendclub Milchhäusle. Ebenfalls geprüft wird eine unbebaute Fläche in der Jahnstraße.
Foto: Alexander Thomys

KUSTERDINGEN. Vier engagierte Eltern aus Kusterdingen haben sich auf den Weg gemacht, in ihrer Gemeinde etwas für die Jugend auf die Beine zu stellen. Jüngst führte sie ihre Initiative ins Kusterdinger Rathaus, um ihr Projekt einer »Multifunktionsanlage« dem Technischen Ausschuss des Gemeinderates zu präsentieren. Zur Gruppe gehören Natailie Beck, Verena Djuric, Florian Wagner und Sprecher Stefan Hildenbrand, gemeinsam haben sie zehn Kinder im Alter von fünf bis 18 Jahren. »Und wir alle haben den Eindruck, dass es in Kusterdingen zu wenig Angebote für Kinder und Jugendliche gibt«, sagte Hildenbrand einleitend.

Zwar gebe es mit den Spielplätzen, dem Bolzplatz am Festplatz, dem Jugendclub Milchhäusle und den Vereinsangeboten schon ein breites Spektrum, "aber für die Altersgruppe zwischen zehn und 16 Jahren gibt es wenig", so Hildenbrand. Das Milchhäusle werde eher von "jungen Erwachsenen besucht", der Basketballplatz am Blaulachgymnasium sei oft abgeschlossen - und wenn nicht, "wird es der Nachbarschaft dort schnell zu laut". Angebote in den anderen Teilorten, wie etwa der Pumptrack in Mähringen, seien für einen spontanen Besuch zu weit weg. Das Fazit der vier Eltern: "Wir brauchen etwas in Kusterdingen, das macht auch den Ort attraktiver.

»Da hat sich keiner einen Spaß draus gemacht. Wir haben den Eindruck, dass die Umfrage ernsthaft beantwortet wurde.«

Der Elterninitiative schwebte ebenfalls ein Pumptrack vor, also ein befestigter Rundkurs mit Hindernissen, der beispielsweise mit dem Mountainbike befahren werden kann. »Wir wollen einen relativ geringen Wartungsaufwand«, begründete dies Hildenbrand. Als Vorbild dient der Gruppe eine Pumptrack-Anlage in Pfrondorf, die der dortige Turn- und Sportverein bauen ließ. Der TSV ließ sich die Anlage 120.000 Euro kosten, profitierte dabei aber auch von Fördermitteln des Württembergischen Landessportbundes (WLSB). Eine solche Förderung könnten sich auch Hildenbrand und seine Mitstreiter vorstellen: »Wir wollen nicht alles auf die Gemeinde abwälzen.« Denkbar sei deshalb auch eine Spendenkampagne. »In Pfrondorf konnten so 50.000 Euro eingesammelt werden«, berichtet Hildenbrand.

Bisher 280 Rückmeldungen auf Umfrage

Doch bevor eine solche Summe gesammelt werden soll, wollten die Eltern ihre Vermutung von den Jugendlichen selbst bestätigt wissen. Sie starteten deshalb eine Umfrage, teilten sie in den Sozialen Medien, platzierten Aushänge an Schulen und Bushaltestellen sowie im Gemeindeboten. »Bisher haben wir 280 Rückmeldungen erhalten«, freut sich Hildenbrand. 82 Prozent der Befragten stammten direkt aus Kusterdingen, sodass die Zielgruppe getroffen wurde. »Da hat sich keiner einen Spaß daraus gemacht. Wir haben den Eindruck, dass die Umfrage ernsthaft beantwortet wurde«, sagt der Elternsprecher und nennt dafür ein konkretes Beispiel: »Die offenen Fragen wurden häufig sehr ausführlich beantwortet.«

Der Grundtenor: Den Jugendlichen fehlt tatsächlich ein entsprechendes Bewegungsangebot in Kusterdingen. Und eine Treffmöglichkeit, die möglichst auch keine Anwohner stört. Am Bonus-Markt, am Festplatz, aber hauptsächlich auch auf den Schulhöfen würde sich die Kusterdinger Jugend aufhalten. »Angebote in Mähringen sind im Alltag oft schon zu weit weg«, berichtet Hildenbrand. Gewünscht worden sei auch häufig eine überdachte Sitzgelegenheit. »Viele wollen auch nur einfach einen Treffpunkt, um mal ungestört zu sein, ohne gleich die Nachbarschaft zu stören.«

»Auch wir haben uns damals als Jugendliche am Schulhof getroffen. Und schon damals wollte uns dort keiner haben.«

Bevor die Gruppe aber weiter aktiv werden will, muss ein Grundstück gefunden werden. »Das ist das A und O«, stellt Hildenbrand fest. Deshalb lud Bürgermeister Jürgen Soltau die Eltern jüngst in den Technischen Ausschuss ein. Nach einigen Diskussionen blieben dann zwei mögliche Flächen für die - im Idealfall 30 mal 60 Meter große - Anlage übrig: Eine Freifläche beim Milchhäusle, sowie eine Fläche an der Jahnstraße. Erstere ist allerdings derzeit an den Jugendclub und die Motorradfreunde verpachtet, letztere besteht aus drei Flurstücken, von denen das mittlere nicht der Gemeinde gehört. Bürgermeister Soltau versprach, nachdem der Gemeinderat seine grundsätzliche Zustimmung erteilt hatte, mit den Vereinen zu sprechen, ebenso mit dem Besitzer des Privatgrundstückes. Sei dieser zumindest zu einem Flächentausch bereit, könnten die beiden gemeindlichen Grundstücke gerade ausreichend groß sein.

Noch keine Aussage zu Betreibern

Susanne Bailer (FWV) bestätigte, dass die Pumptrack-Anlage in Mähringen bei der dortigen Jugend »bestens ankomme«. Auch zeigte sie sich positiv überrascht vom großen Rücklauf der Umfrage. Vera Ambros (Härtenliste) interessierte sich für ein mögliches Betreiberkonzept und die Haftungsfrage. Hier konnte Hildenbrand Entwarnung geben: Bezüglich der Haftung würde ein Schild mit den wichtigsten Regeln, wie in Pfrondorf, grundsätzlich ausreichen. Zu den Betreibern könne er indes noch nicht viel sagen, mit dem TSV Kusterdingen und dem örtlichen Tennisclub gab es zwar erste Gespräche, finalisiert wurde hier aber noch nichts. »In diesem Bereich müssen wir dringend was machen. Wir haben aktuell keine Räume für die Jugend«, befand Johannes Weber (Neue Liste) und erzählte aus seiner Jugend: »Auch wir haben uns damals am Schulhof getroffen. Und schon damals wollte uns dort keiner haben.«

Auch Adam Dürr (FWV) bekräftige, dass der Jugendclub eher den Älteren vorbehalten sei. »Bevor wir 15 waren, war das Jugendhaus für uns auch noch kein Thema.« Allerdings sei nun die Platzfrage entscheidend. »Wir müssen schauen, dass wir uns da nichts verbauen«, sagte Dürr. Weshalb auch die Fläche zwischen dem Sportplatz und den Tennisplätzen aus dem Rennen genommen wurde. Das Grundstück dort spielt eine zentrale Rolle bei der Wärmeplanung, um die »uralte Heizungsanlage«, so Bürgermeister Soltau, des Schulzentrums zu ersetzen. Ambros brachte noch ein Gelände an der Jugendfarm ins Gespräch, das für Hildenbrand allerdings zu weit entfernt wäre. Dem widersprach Bailer. Am Ende war die Einigkeit aber groß, zunächst die beiden Optionen am Milchhäusle und in der Jahnstraße zu prüfen. (GEA)