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Baugesuche in Kusterdingen: Gleiches Recht für alle?

Baugesuche sorgen bei Kommunalpolitikern regelmäßig für Diskussionen. Manche Argumente wirken dabei vorgeschoben, kommentiert GEA-Redakteur Alexander Thomys. Ein Plädoyer für weniger Bürokratie und Regulierungswut.

Auf den Härten wird gebaut. Nicht immer machen es sich Gemeinde und Bauherren dabei einfach.
Auf den Härten wird gebaut. Nicht immer machen es sich Gemeinde und Bauherren dabei einfach. Foto: Alexander Thomys
Auf den Härten wird gebaut. Nicht immer machen es sich Gemeinde und Bauherren dabei einfach.
Foto: Alexander Thomys

KUSTERDINGEN. Gefühlt kommt kein Baugesuch heute ohne Befreiungen aus. Beantragt werden Befreiungen von Regelungen, die in Bebauungsplänen festgesetzt sind. Die deutsche Sprache erreicht dabei ihre Höhepunkte: die Erdgeschossfußbodenfertighöhe ist da nur ein Beispiel. Dachneigungen, Traufhöhen, Baulinien und -grenzen - so gut wie alles wird geregelt. In Kusterdingen zum Teil auch, welchen Anteil an der Länge des Daches Dachgauben haben dürfen.

Manches ist so unsinnig, dass Immenhausens Ortsvorsteher Siegfried Maier selbst sagte, dass die Regelung so »keinen Sinn mache«. Deshalb wird befreit. Da hat es dann ein »Geschmäckle«, wenn in einem Fall alle beantragten Befreiungen abgelehnt werden. Gleiches Recht für alle? Auch wenn einstmals auf starre Regeln gepocht wurde - darf man daraus nicht lernen? Oder fürchtet man den Neid derjenigen, die bereits gebaut haben? Ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen abzulehnen, weil die Erdgeschossfußbodenfertighöhe um 15 Zentimeter überschritten wird?

Zehn Stellplätze hatte der Bauherr vorgesehen - was noch oberirdisch erlaubt wäre. Doch Ortsvorsteher Maier hat genau hingeschaut: Eine Wohnung hat 80,39 Quadratmeter. Und braucht deshalb wegen 0,39 Quadratmetern Wohnfläche einen Stellplatz mehr. Und ab elf Stellplätzen fordert der Bebauungsplan den Bau einer kostspieligen Tiefgarage. Sind solche starren Regeln gerecht oder nicht eher überbordende Regulierungswut? Es darf aber auch die Frage erlaubt sein: Weshalb ignorieren Bauherren die Bebauungspläne? Es ist die müßige Frage nach der Henne und dem Ei. Weil schon immer ausnahmsweise befreit wurde. Nur eben nicht immer.

Am Mittwochabend blieb der Eindruck: Das geplante Mehrfamilienhaus in Immenhausen hat einfach keine Freunde im Gremium. Vielleicht ist das Gebäude zu groß, oder die Nachbarschaft zu kritisch?

alexander.thomys@gea.de