KIRCHENTELLINSFURT. Wechsel im Kirchentellinsfurter Gemeinderat: Fünf von 14 Ratsmitgliedern sind nicht wieder angetreten, darunter zwei, die auf eine sehr lange Amtszeit zurückblicken. Bürgermeister Bernd Haug würdigte die Ausscheidenden, unter denen sich auch Werner Rukaber (SPD) befand: »Er wurde 1984 zum ersten Mal gewählt. Einige, die heute dabei sind, waren da noch gar nicht geboren.« Insgesamt bringen es die Fünf auf 111 Amtsjahre.
Haug hat Rukaber als »Mann des Ausgleichs« kennengelernt und als »überzeugten Vereinsmenschen«. Der SPD-Mann, der vier Jahrzehnte Gemeinderat war, gehört mehreren Vereinen an und hat auch dort Aufgaben übernommen. Skifreunde, THW, Turnerbund und Tennisverein gehören dazu. Bei der Partnerschaft mit Illmitz in Österreich war Rukaber einer, der die Kontakte stets gepflegt hat. Parteikollegin Petra Kriegeskorte wunderte sich über die »unschlagbare Ortskenntnis« des Sitznachbarn– »gefühlt kennst du jeden im Ort.«
Alle legen zusammen
Zur Überraschung des Scheidenden haben alle Ratsmitglieder zusammengelegt und ein Bild erworben. Eine Darstellung der Tübinger Schokoladenseite, gemalt von Günter Hildebrand. Der war wie Rukaber in der SPD, lange politisch engagiert und hat seinen Nachlass seiner zweiten Heimat Kirchentellinsfurt vermacht.
Rukaber dankte für die Staffelei, die verpackte Leinwand und die Mal-Utensilien und wunderte sich nicht schlecht, als beim Auspacken schon ein fertiges Bild zum Vorschein kam. Hildebrand-Experte Johannes Krause, der zur Sitzung gekommen war, lieferte live eine detaillierte Einschätzung des Werks.

Hans-Peter Heinzel bringt es auf drei Jahrzehnte im Rat. Allerdings in zwei getrennten Phasen. Erst 25 Jahre für die CDU. 2014 schied er aus, trat aber 2019 für die neue Liste Kompetenz für Kirchentellinsfurt (KfK) an. Als Einzelner war er im Gemeinderat nicht antragsberechtigt.
Haug und Ratskollegen haben mitbekommen, dass Heinzel in seiner ersten Periode streitlustiger war. Der Rechtsanwalt verkündete bei seinem Abschied, alles Alte habe er längst vergessen und schob eine kleine Spitze nach, die sich auf sein KfK-Mandat bezog. An den Bürgermeister gewandt, äußerte er: »Dafür, dass Teile des Rates Sie genauso wenig mochten wie mich, haben wir uns gut gehalten.«
Zwei fehlten
Petra Kriegeskorte war 20 Jahre im Rat, dazu Kreisrätin, Vorsitzendes des SPD-Ortsvereins und 2014 auch Bürgermeister-Kandidatin. Haug betonte, die frühere Rivalin habe danach sehr konstruktiv mit ihm zusammengearbeitet. Sie selber betonte, den Wahlkampf um den Chefposten im Rathaus habe sie nicht bereut und lobte Rukaber als guten Ratgeber (»wir waren ein richtig gutes Team«). Vom starken Duo sei die SPD zum schlagkräftigen Trio geworden und nun wieder zum Duo. »Der Flecken« habe bei Corona und der Flüchtlingskrise bemerkenswerten Zusammenhalt demonstriert.
Die beiden FWV-Räte Heiko Stoll (2016 Nachrücker und dann ab 2019 regulär, aktiv auch im Obst- und Gartenbau) sowie Andreas Heusel (seit 2010) fehlten beide entschuldigt. Heusels Synonym für Kirchentellinsfurt wurde an dem Abend auch von anderen zitiert: SODW steht beim bisherigen Vorsitzenden der Fraktion für »schönster Ort der Welt«. Sein Buch über den Einsiedel ist eine umfassende Darstellung des historisch bedeutsamen Gebiets am Schönbuchrand.
Rukaber, Heinzel und Kriegeskorte wurden doppelt geehrt: Für runde Jahreszahlen gab es auch noch eine Stele des Landes. Martin Hornung (10 Jahre, CDU) und Marie-Luise Bausch (20 Jahre, GAL) bekamen die Stele, sind aber weiter im Gremium dabei. (GEA)