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Aktuell Gewerbepark

Vor 125 Jahren wurde der heutige Gewerbepark Schirm in Kirchentellinsfurt gegründet

Die ehemalige Textilfabrik Carl Schirm siedelte im Jahr 1900 in Kirchentellinsfurt an. Heute beherbergt der Industriekomplex, seit 1983 Gewerbepark Schirm, 19 Firmen.

Schirm-Geschäftsführer Florentin Krämer und Bürgermeister Bernd Haug im historischen Kesselhaus.
Schirm-Geschäftsführer Florentin Krämer und Bürgermeister Bernd Haug im historischen Kesselhaus. Foto: Foto: Michael Sturm
Schirm-Geschäftsführer Florentin Krämer und Bürgermeister Bernd Haug im historischen Kesselhaus.
Foto: Foto: Michael Sturm

KIRCHENTELLINSFURT. Gut 200 Besucher waren am Samstag bereits mittags im Gewerbepark Schirm, als Bürgermeister Bernd Haug seine Festrede hielt. Zunächst blickte er auf die Geschichte des Betriebs zurück: Firmengründer Stefan Schirm siedelte seinen Betrieb, von Wannweil kommend, auf der Kühnenwiese an, in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Kirchentellinsfurt und gegenüber dem damaligen Gasthof Adler, an dessen Stelle viele Jahre später die Tankstelle am Ortseingang gebaut wurde.

Stefan Schirm starb bald darauf. Sein Sohn Carl, vorher bereits Teilhaber, übernahm, was auch im Firmennamen deutlich wurde. Dessen Sohn starb während des Ersten Weltkriegs. Carl Schirm setzte seine beiden Schwiegersöhne als Nachfolger ein. Dies alles und noch viel mehr stellte Magali Laub, eine von Carl Schirms Ururenkelinnen in einer zweibändigen Chronik zusammen: »Ich wollte wissen, warum wir Krämer heißen und nicht Schirm!«

Die heutige Inhaber Familie heißt nicht Schirm, sondern Krämer

»Es war mir eine Herzensangelegenheit«, sagte Magali Laub, die Aufzeichnungen ihres Großvaters Hans Krämer nutzte, dem Enkel von Carl Schirm und Stammvater der heutigen Dynastie. Ihre Zwillingsschwester Vivika Andige zeichnete für die Zusammenstellung des Kinderprogramms verantwortlich. Unter anderem entwarf sie die Figur »Carlino« dafür.

Florentin Krämer, Co-Geschäftsführer des Gewerbeparks Schirm zusammen mit seinem Vater Steffen Krämer, begrüßte die Gäste zum kleinen Festakt. Die Blechbläser des Sinfonieorchesters Neckar-Alb streuten bekannte Melodien, etwa Mozarts »Kleine Nachtmusik«, in ungewöhnlicher Besetzung ein. Auch Florentin Krämer ging in seiner Rede auf die Geschichte des Betrieb ein, der bis in die 1960er Jahre ein stetes Wachstum erlebte.

Der Gewerbepark Schirm bietet Raum für derzeit 19 Firmen

In den 1980er Jahren brach die Textilproduktion ein. 1987 wurde das Werk stillgelegt. Hans Krämer hatte das Gelände vorher schon für andere Firmen geöffnet, die einen Teil der Räume nutzten. 1984 entstand der Gewerbepark Schirm. Heute beherbergt das Gelände 19 Firmen. »Manche unserer Mieter sind bereits seit über 30 Jahren hier«, sagte Florentin Krämer nicht ohne Stolz. Die erfolgreichste Firma sind die Bergfreunde, die einst mit der Produktion von Plastikschuhen, Crocs, begannen.

Am Samstag fühlte es sich wie auf einem Dorffest an. Die Fischerkameradschaft Kirchentellinsfurt servierte Fish & Chips. Abends spielte die überregional erfolgreiche Blues-Rock-Band Black Cat Bone. Das Wetter lockte viele Besucher. Nicht zuletzt gewährten viele der Firmen, aber auch das hier ansässige das Gustav-Mesner-Archiv, einen Einblick in ihre Räume. Etwa die Firma Faber, die Uniformen herstellt. Viele Musikvereine aus weit und fern lassen sich hier ihre Konzert- und Galabekleidung schneidern. Zu den Kunden gehört auch der schrille Modedesigner Harald Glööckler.

Harald Glööckler kauft bei der Uniformen-Schneiderei Faber ein

Bei der Firma Faber spielte sich ein bedeutender Teil des Kinderprogramms ab: Die Mädchen und Jungen bekamen eine große Einkaufstasche, die sie selbst gestalten durften. In einer Ecke gab es die Möglichkeit, die Taschen mit Strass-Steinen zu bekleben. Mittendrin saßen Näher der Firma, die den Kindern halfen, Stoff-Streifen aufzunähen, etwa Buchstaben, die sich zu Namen verbanden.

Der Gewerbepark Schirm umfasst eine Fläche von 17.000 Quadratmetern. »13.000 sind vermietet, darunter auch vier Wohnungen, 2.000 sind Verkehrsfläche«, erklärte Florentin Krämer während eines Rundgangs. Zum Rest der Fläche, die zuletzt keine direkte Funktion hatte, gehört das Kesselhaus. Pläne, darin ein Restaurant anzusiedeln, lägen bereits seit Jahrzehnten in der Schublade. Als Ort zu speisen würde es den alten Straßenbahnwaggon hinter der Shedhalle ersetzen, den Florentin Krämers Onkel Hans-Hubert einst aus der Konkursmasse der Reutlinger Firma Haux loseiste.