KIRCHENTELLINSFURT. Rund 80 Prozent der Kirchentellinsfurter heizen mit Öl und Gas. Bis zur klimaneutralen Wärmeversorgung ist es also noch ein langer Weg. Die Gemeinde steht damit nicht alleine da. »Landauf, landab sehen wir das«, sagte Tobias Nusser. Der Energieplaner stellte in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats den Zwischenstand zur kommunalen Wärmeplanung vor. Ist der Plan fertig, löse er keine Verpflichtungen aus dem Gebäudeenergiegesetz aus. »Niemand wird gegängelt«, schickte Nusser seinen Ausführungen voraus. Kritische Anmerkungen über den Sinn des Ganzen kamen aus der CDU.
Die Energieplaner haben nun den Bestand in Kirchentellinsfurt analysiert. Die Ergebnisse präsentierte Nusser dem Gremium. Für die Analyse stellten die Energieunternehmen und Bezirksschornsteinfeger ihre Daten zur Verfügung. Insgesamt 3.800 Gebäude gibt es in Kirchentellinsfurt, 1.500 davon werden als Wohnungen genutzt und müssen beheizt werden. Dabei überwiegen die fossilen Energieträger deutlich. Ein großer Teil der Heizungen ist außerdem mehr als 20 Jahre alt. Jährlich werden rund 12.000 Tonnen CO2 in Kirchentellinsfurt freigesetzt, berichtete Nusser. Das koste jährlich 4,5 Millionen Euro. Geld, das in erneuerbare Energien umgelenkt werden könne, so der Energieberater.
26.000 Meter Gasnetze
Immerhin 20 Prozent der Kirchentellinsfurter Gebäude werden schon mit erneuerbaren Energien beheizt. Mit dabei ist das Kirchentellinsfurter Rathaus, das mit Erdwärme versorgt wird. Am kommunalen Wärmenetz mit einer Länge von 300 Metern rund um die Schule sind fünf Gebäude angeschlossen. Deutlich länger sind die Gasnetze. Die gesamte Leitungslänge im Ort beträgt 26.000 Meter.
Nach der abgeschlossenen Bestandsanalyse werden nun die möglichen Potenziale von erneuerbare Energien und Wärmenetzen in Kirchentellinsfurt untersucht. Die Ergebnisse werden in einer Bürgerinformation vorgestellt. Geplant ist sie im September.
Im Gremium war der Wärmeplan umstritten. So hält Peter Beckert zwar die Grundidee, nämlich den Umstieg auf erneuerbare Energiequellen, für gut, störte sich aber am Plan. »Wir können nur mit dem Zeigefinger vorne stehen«, sagte der CDU-Gemeinderat. Da vor allem die privaten Eigentümer gefragt seien, wisse er nicht, ob die Kommune der richtige Ansprechpartner ist. Der Wärmeplan koste vor allem viel Geld. »Ich weiß nicht, wo der große Mehrwert für uns ist.«
Eine Steilvorlage für Nusser: Die Kommune könne damit vieles anstoßen, Ideen und Strategien auf den Weg bringen. Außerdem sei die Wärmewende eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, betonte der Energieberater. »Bei uns rufen schon jetzt Bürger an und fragen nach Wärmenetzen«, fügte Bauamtsleiter Martin Lack hinzu. GAL-Gemeinderätin Marie-Luise Bausch sah es ganz anders als Beckert: »Ich bin froh, wenn wir das als Kommune in die Hand nehmen.« (iwa)