KIRCHENTELLINSFURT. Ein Eichhörnchen auf einem Baum retten? »Wo sonst würde man ein Eichhörnchen vermuten«, bewertete Markus Appenzeller einen der insgesamt 46 Einsätze der Kirchentellinsfurter Feuerwehr im vergangenen Jahr als durchaus kurios.
Neben dem geretteten Eichhorn fiel ein weiterer, 20 Sekunden dauernder Einsatz unter die Sparte seltsam und skurril: Ein Kind befand sich in einem Dornenbusch, das Reichen einer Hand und das Herausziehen des Kleinen – das hätten auch andere machen können, »anstatt die Feuerwehr zu alarmieren«, so der Kfurter Feuerwehrkommandant.
Zusammen mit Thomas Walker stellt Appenzeller immer noch interimsmäßig das Leitungsduo der Feuerwehr im Ort. »Wir machen das noch ein Jahr so – voraussichtlich werden 2026 wieder Wahlen anstehen«, so der Kommandant. Und vielleicht kandidiere er ja selbst – »mal sehen, die Aufgabe macht auf jeden Fall Spaß«, verriet er kurz vor Beginn der diesjährigen Hauptversammlung.
Ein weniger kurioser Einsatz in 2024 war ein umgestürzter Lkw, »glücklicherweise war die Ladung keine gefährliche«, so Appenzeller. Auf dem Laster befand sich nämlich nichts anderes als Nudeln. Allerdings gab es auch andere Einsätze im vergangenen Jahr: Ein Pkw war etwa bei einem Unfall auf dem Einsiedel in Brand geraten, eine Person steckte in dem Fahrzeug fest.

»Der Fahrer hatte keine Chance«, betonte der Kommandant. »Die Leichenbergung war sehr unschön« für das beteiligte Feuerwehrteam. Solche Einsätze zu verkraften sei alles andere als einfach, »diese Bilder lassen einen so schnell nicht los, Respekt vor der Arbeit und für den Mut den Einsatzkräften«, lobte Bürgermeister Bernd Haug am Samstagabend.
»Die Feuerwehr ist mit keinem anderen Verein zu vergleichen«, so Haug. »Wir dürfen stolz sein auf unsere Wehr in Kirchentellinsfurt.« Das unterstrich auch Tübingens Kreisbrandmeister Sebastian Raudszus: »Es ist erstaunlich, was ihr alles leistet.« Dazu gehöre etwa, sich auf die kommende Sanierung des Feuerwehrgebäudes vorzubereiten – die soll nämlich ab April angegangen werden. »Es fehlt nur noch die Genehmigung des Landratsamtes«, so Haug.
Neben den 46 Einsätzen stand im vergangenen Jahr eine immense Zahl an Übungen, 61 Fort- und Ausbildungen für die 47 Aktiven an. Dankbar sei Markus Appenzeller, »dass der Aufwand für die Konfliktbewältigung geringer wird«. Kfurts Rathauschef lobte die »stabile Truppe«. Nach all den (auch im Gemeinderat und vor Gericht ausgetragenen) Unstimmigkeiten und Querelen mit und um einen Feuerwehrkameraden kehrt nun offensichtlich endlich wieder Ruhe ein.
Erfreut zeigte sich Jugendwart Frank Bayer bei der Hauptversammlung über die Entwicklung in der Kinder- und Jugendfeuerwehr im Flecken: Insgesamt zwölf Jugendliche seien momentan in der Jugendwehr, in der Kinderabteilung sind neben acht Betreuerinnen und Betreuern 16 Kids – »und es gibt eine Warteliste mit 20 Anwärtern«, so Bayer.
Natürlich standen (vor dem späten Abendessen mit Schnitzel oder Kässpätzle) auch wieder Ehrungen an: Vier Personen wurden für insgesamt 240 Jahre ihres Lebens bei der Feuerwehr gewürdigt: Albert Kimmerle (der am Samstag nicht vor Ort sein konnte) war ebenso wie Gerhard Nagel, Dietmar Nerz und Karl-Heinz Zeeb vor 60 Jahren in die Wehr eingetreten. »Das war zu einer Zeit, als die Motorisierung in den Feuerwehren gerade erst begonnen hatte«, so Markus Appenzeller.
Für 44 Jahre im aktiven Dienst dankten der Kommandant, Bürgermeister Haug, die Gemeinde und der Landkreis Dietmar Zeeb, der 1981 in die Wehr eingetreten war. Zeeb hatte sich als Gruppenführer, zwischen 2004 und 2014 als stellvertretender Kommandant und noch viel mehr Verdienste erworben.

»Er hatte nie einen Durchhänger und verfügt über einen saumäßig großen Sachverstand«, lobte der jetzige Kommandant Appenzeller. Dietmar Zeeb wechselte offiziell in die Alterswehr – nicht ohne von seinen Feuerwehrkameradinnen und -kameraden mit »Standing Ovations« belohnt zu werden.