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Aktuell Sucheinsatz

Geballte Technik zu Luft und am Boden in Kirchentellinsfurt

Nächtliche Übung der DRK-Drohnen-Fachgruppen aus den Kreisen Tübingen und Esslingen auf dem Einsiedel

Vor dem Sucheinsatz: DRK-Bereitschaften aus Kirchentellinsfurt-Kusterdingen Esslingen und Plochingen mit ihren Drohnen-Fachgrupp
Vor dem Sucheinsatz: DRK-Bereitschaften aus Kirchentellinsfurt-Kusterdingen Esslingen und Plochingen mit ihren Drohnen-Fachgruppen. Foto: Meyer
Vor dem Sucheinsatz: DRK-Bereitschaften aus Kirchentellinsfurt-Kusterdingen Esslingen und Plochingen mit ihren Drohnen-Fachgruppen.
Foto: Meyer

KIRCHENTELLINSFURT/TÜBINGEN. »Guck Guck I han a Ufo g’säh. Guck Guck dort überm Wald isch gwä«, sang der Schwabenrocker Wolle Kriwanek. Gleich vier davon bewegten sich am Dienstagabend am Schönbuchrand über der Hochfläche des Einsiedel. Es waren aber keine unidentifizierten, sondern unbemannte Flugobjekte. Man kann auch sagen: Suchobjekte.

Vier Drohnen hielten Ausschau nach vermissten Personen. Ein Übungseinsatz des Deutschen Roten Kreuzes. Landkreisübergreifend probten der Kreisverband Tübingen mit seiner Drohenstaffel, die DRK-Bereitschaft Kirchentellinsfurt-Kusterdingen sowie die Fachgruppen Drohnen des DRK aus Esslingen und Plochingen den Ernstfall. Mal wieder. Denn Ziel der mehrstündigen Übung mit über sechzig Aktiven war das Training der überregionalen Zusammenarbeit und das Zusammenspiel verschiedener Gruppen, so Einsatzleiter Matthias Raster. Die Esslinger Kameraden sind die am nächsten stationierte Drohnenstaffel, eine weitere gibt es erst wieder im Zollernalbkreis.

DRK-Kräfte auf dem Hofgut Einsiedel in Bereitstellung. FOTO: MEYER
DRK-Kräfte auf dem Hofgut Einsiedel in Bereitstellung. FOTO: MEYER
DRK-Kräfte auf dem Hofgut Einsiedel in Bereitstellung. FOTO: MEYER

Damit es am Hofgut Einsiedel keinen »Ufo«-Alarm gab, waren Polizei und Flugrettung informiert. Aus Rücksicht auf die wandernden Kröten musste das zunächst am Baggersee geplante Übungsgebiet auf die Schönbuch-Lichtung verlegt werden und dort, in Abstimmung mit der Jägerschaft, wegen der Balzzeit, nur außerhalb des Waldes stattfinden. Das Zeitfenster für die Übung lag in der noch vegetationsarmen Zeit, um es den Suchpiloten einfacher zu machen. »Im Ernstfall wären hier natürlich auch Rettungshundestaffeln im Einsatz. Die sind im Waldgebiet im Vorteil«, während auf freiem Feld oder an Uferböschungen die Drohne klar im Vorteil sei. »Unserer Drohnenpiloten ersetzen keine anderen Einsatzkräfte, sie optimieren lediglich die Suche«. Technisch werden sie allerdings von der Polizeihubschrauber-Staffel am Stuttgarter Flughafen getoppt, die über den derzeit modernsten Heli der Welt verfügt. Die Heli-Cops sind mit ihren Nachtsichtgeräten fliegende Laptops.

Die von Kirchentellinsfurt-Kusterdingen 2020 gegründete Fachgruppe Drohne ist mittlerweile dem Kreisverband unterstellt. Die professionell und aufwendig ausgebildeten Piloten und Luftraumbeobachter rücken im Ernstfall nach 15 Minuten aus. Mit ihren zwei modernen Fluggeräten können sie hochauflösende Luftbilder erstellen und direkt per Datenübertragung an Leit- und Führungsstände übermitteln. Mithilfe der Wärmebildkamera können die zwei Drohnen Lebewesen aufspüren, bei Bedarf sogar über Lautsprecher kontaktieren oder mit Led-Arbeitsscheinwerfer anleuchten.

Simon Schäberle (rechts) im  neuenEinsatzleitwagen des DRK.
Simon Schäberle (rechts) im neuenEinsatzleitwagen des DRK. Foto: Meyer
Simon Schäberle (rechts) im neuenEinsatzleitwagen des DRK.
Foto: Meyer

Die Mimen waren auf einem neun Quadratkilometer großen Gebiet verteilt. Für jede Drohnengruppe, die ein vorher exakt zugewiesenes Suchgebiet erhielt, einen Vermissten – dazu ein Foto der Person, zum Abgleich. Die Statisten kauerten bei sieben Grad dick eingemummt hinter Bäumen und Büschen – mit direktem Handy-Draht zur Einsatzleitung. »Falls ein Wildschwein Ärger macht«, so Raster, der bei dieser Großübung nichts dem Zufall überlassen wollte.

Zeitgleich wurden zwei Krankentransportfahrzeuge auf den Einsiedel beordert und das restliche Personal der Bereitschaft Kirchentellinsfurt-Kusterdingen musste für rund 60 Personen warme Verpflegung anfertigen und in der Unterkunft im Faulbaum bereitstellen. Koordiniert wurde alles im nagelneuen Einsatzleitwagen (ELW 2) des Kreisverbandes. Der acht Meter lange Sprinter besteht aus vier Bereichen, erklärt Kreisbereitschaftsleiter Jochen Wulle: »Fahrerkabine für zwei Leute, ein Funkraum mit zwei Arbeitsplätzen und jeweils drei Monitoren, Funkgeräten und Head-Sets. Durch eine Wand getrennt der Besprechungsraum für sechs Führungskräfte samt Funkplatz. Im Heck gibt’s Platz für ein Aggregat, Satellitenschüssel und Rettungsrucksack.« Der ELW 2 gehört zur 15-köpfigen Fachgruppe Information und Kommunikation (IUK), die von Simon Schäberle geleitet wird.

Einsatzleiter Matthias Raster (links) vor dem neuen Einsatzleitwagen des Kreisverbandes.
Einsatzleiter Matthias Raster (links) vor dem neuen Einsatzleitwagen des Kreisverbandes. Foto: Meyer
Einsatzleiter Matthias Raster (links) vor dem neuen Einsatzleitwagen des Kreisverbandes.
Foto: Meyer

Der Ernstfall für die Tübinger Drohenstaffel trat letztes Jahr bereits sieben Mal ein, davon sechs Mal bei Sucheinsätzen außerhalb des Landkreises. »Unsere Einsatzbereiche sind enorm vielfältig, wir können nicht nur bei Personensuchen aktiv werden«, so Raster, der auch Leiter der Drohnen-Fachgruppe ist und als Beispiel die »Luftüberwachung« bei größeren Bränden oder Gefahrgutunfällen nennt. (GEA)