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Aktuell Tempolimit

Behörden sind gegen Tempo 50 auf dem Kirchentellinsfurter Südring

Tempo 50 für den Südring wünscht sich der Kirchentellinsfurter Gemeinderat. Das Landratsamt und das Regierungspräsidium Tübingen lehnen das allerdings ab.

Tempo 50 für den gesamten Kirchentellinsfurter Südring wünschen sich Verwaltung und Gemeinderäte. Bisher gilt das nur bis zur Ka
Tempo 50 für den gesamten Kirchentellinsfurter Südring wünschen sich Verwaltung und Gemeinderäte. Bisher gilt das nur bis zur Karlstraße. Foto: Irmgard Walderich
Tempo 50 für den gesamten Kirchentellinsfurter Südring wünschen sich Verwaltung und Gemeinderäte. Bisher gilt das nur bis zur Karlstraße.
Foto: Irmgard Walderich

KIRCHENTELLINSFURT. Die Kirchentellinsfurter Gemeinderäte hatten sich in ihrer Sitzung im Februar noch darüber gefreut, im Rahmen des Lärmaktionsplans ein Argument an die Hand bekommen zu haben, auf dem gesamten Südring das Tempo auf 50 Stundenkilometer reduzieren zu können. Ingenieur Sebastian Gerner vom Büro Heine und Jud hatte errechnet, dass für 47 Anwohner nachts und für fünf Anwohner tagsüber die Lärmbelastung im gesundheitskritischen Bereich liegt. Ein Tempolimit hätte das deutlich verbessert. Derzeit gilt ab der Karlstraße bis zum Kreisverkehr Reutlinger Straße Tempo 70. Bei Tempo 50 wäre tagsüber niemand mehr zu starkem Verkehrslärm ausgesetzt, nachts würde die Zahl auf fünf Betroffene sinken. Die Empfehlung des Ingenieurs zu einem Tempolimit war deshalb eindeutig. Entsprechend war auch das Votum der Gemeinderäte.

Jetzt haben allerdings sowohl das Landratsamt als auch das Regierungspräsidium Tübingen diesen Planungen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die beiden Behörden lehnten im Rahmen der öffentlichen Beteiligung die Temporeduzierung aus mehreren Gründen ab: Zu wenige Anwohner seien von der Lärmbelastung betroffen. Ein Gebäude, für das nachts erhöhte Lärmwerte berechnet wurden, liege außerdem unmittelbar auf der Höhe des Kreisverkehrs. Es sei unrealistisch, dass dort mit 70 Stundenkilometer gefahren werde. Deshalb werde auch eine Temporeduzierung an der Lärmbelastung nichts ändern, argumentiert das Landratsamt. Ganz grundsätzlich merkt die Verkehrsbehörde an, dass »dem Verkehrsfluss auf klassifizierten Straßen im Rahmen der außerörtlichen Regelgeschwindigkeit ein höheres Gewicht beigemessen wird, als der Reduzierung der Lärmwerte für wenige Betroffene«. Das Landratsamt verweist zudem auf Planungen der Gemeinde für einen Kreisverkehrsplatz an der Kreuzung Billinger Allee, Kreisstraße und Obere Birke. In diesem Zusammenhang könne auch »eine Lärmsanierung in Erwägung gezogen werden.«

»Temporeduzierung ist nach den vorliegenden Unterlagen nicht vertretbar«

Auch das Regierungspräsidium hält eine Temporeduzierung »nach den vorliegenden Unterlagen nicht vertretbar«. Ähnlich wie das Landratsamt argumentiert auch diese Behörde mit der geringen Zahl von Betroffenen und mit dem Kreisverkehr, in dem keine 70 Stundenkilometer gefahren werden könne. »Die Häuser im Laufe des Südrings liegen hinter Bäumen und Sträuchern und sind von der K 6908 kaum zu sehen«, schreibt das RP weiter. Verkehrssicherheit spiele darüber hinaus für den Lärmaktionsplan keine Rolle, sondern sei in einem anderen Verfahren von der unteren Verkehrsbehörde zu prüfen.

Einwände, die weder der Ingenieur noch Bauamtsleiter Martin Lack so stehen lassen können. Man sei überrascht gewesen, dass die Behörden die Anzahl der betroffenen Anwohner als Argument angeführt hätten, sagte Lack. »Entweder gibt es Betroffene oder es gibt sie nicht«, da spiele die Zahl schließlich keine Rolle. Auch das Argument mit dem Neubau des Kreisverkehrs zieht nach Ansicht von Lack nicht. Planen würde nicht die Gemeinde, sondern das Landratsamt. Pläne dafür liegen der Verwaltung bisher nicht vor. Mit einem Baubeginn vor 2030 sei nicht zu rechnen. »Wir sehen nicht ein, dass wir solange warten sollen«, sagte Lack. Bürgermeister Bernd Haug verwies außerdem auf den schlechten Fahrbahnbelag am Südring. Die Lärmbelastung werde dadurch nochmals höher. Auch der Hinweis auf Bäume und Sträucher am Straßenrand zieht nach Ansicht der Verwaltung nicht. »Vegetation ist nicht als Lärmschutz geeignet.«

»Wir können nicht einmal das umsetzen, was wir eigentlich wollen«

Die Gemeinde wird also am ursprünglichen Plan, das Tempo auf dem gesamte Südring auf 50 Stundenkilometer zu reduzieren, festhalten und es auch so beantragen. »Wir wollen Tempo 50 aus vielerlei Gründen«, sagte Ruth Setzler (GAL). Für Peter Beckert (CDU) ist der Lärmaktionsplan vor allem ein »Bürokratiemonster der EU«, das wenig bewirkt, aber viel Geld kostet. »Wir können nicht einmal das umsetzen, was wir eigentlich wollen.« Wie Landratsamt und Regierungspräsidium auf den Antrag aus Kirchentellinsfurt reagieren werden, wird sich zeigen. (GEA)