KIRCHENTELLINSFURT. Die Ausstellung »Dampf und Rauch« ist der Startschuss. Alle zwei Jahre wollen die Mitglieder des Arbeitskreis Schlossmuseum nun weitere Ausstellungen folgen lassen. Kulturhistoriker Frank Lang hat dem Arbeitskreis dafür eine ganze Reihe an möglichen Themen hinterlassen. Der Grundstock dafür liefert die umfangreiche Sammlung von Walter Tiedemann.
»Wir beschäftigen uns mit Fundstücken«, sagt Hans-Peter Heinzel. Der Fundus ist wahrhaft riesig. Schließlich hat Tiedemann alles gesammelt, was irgendwie alt und interessant ausgesehen hat. »Es ist wie eine Wundertüte, die man da aufmacht«, beschreibt es Heinzel. Dieses Mal wurde Pfeifen zu Tage befördert. Die Aufgabe war nun, die Sammlerstücke zu sortieren und zeitlich einzuordnen.
Niemand weiß, wem die langen Rauchpfeifen gehört haben, wer sie im Kreis von Freunden geraucht hat, in welchem Wohnzimmer sie standen. Nach den persönlichen Geschichten hinter den Gegenständen hat Tiedemann nicht geforscht. Er hat gesammelt. Die Nachwelt muss nun das Beste daraus machen.
Die Mitglieder des Arbeitskreises haben sich dieser großen Aufgabe gestellt. »Was dabei hilft, sind Bücher«, sagt Heinzel. So lässt sich erfahren, dass das baugleiche Modell einer großen Rosenholzpfeife aus der Sammlung im Museum in Lausanne ausgestellt wird. Besonders ins Auge fallen in der Ausstellung die vielen aufwendig dekorierten Pfeifenköpfe aus Porzellan, Silber oder Meerschaum. Manche von ihnen haben ein kleines Vermögen gekostet. Rauchen war eine gesellschaftliche Angelegenheit, weiß Heinzel. Das einfache Volk konnte sich das nicht leisten. Im Paris des 19. Jahrhunderts habe es sogar den Beruf des Pfeifeneinrauchers gegeben, erzählt Hugo Sailer.
Die Pfeifen erzählen auch Lokalgeschichte. So ziert das Schloss Lichtenstein einen Pfeifenkopf aus Porzellan. Wer seinen Militärdienst erfolgreich absolvierte, schaffte sich eien Reservistenpfeife an. Für fünf bis 20 Goldmark hat es sie gegeben. In der Sammlung Tiedemann gibt es davon eine ganze Menge. Meerschaumpfeifen sind dagegen schon eher selten. Sie waren Sache des Adels oder des sehr begüterten Bürgertums.
Rauch ist das Thema im ersten Stock. Dem Dampf sind Vitrinen im zweiten Stock gewidmet. Einiges davon sind Leihstücke, zum Teil aus Beständen der Mitglieder des Arbeitskreises. Aus der Sammlung Tiedemann ist ein schön verzierter alter Ofen. Auch hier prangt der Lichtenstein auf der Vorderseite. »Der stammt aus der Jugendstilzeit«, ist sich Heinzel sicher.
Bettflasche vom Reutlinger Zinnschmied Heinrich Feller
Uralte Dampfkochtöpfe sind zu sehen, Bügeleisen und Bettflaschen. Eine wurde vom Reutlinger Zinnschmied Heinrich Feller gefertigt. Mit ihr konnten nicht nur die Füße, sondern auch Babyfläschchen gewärmt werden. Am Raumeingang ist ein alter Fahrplan der Neckarbahn von 1892 zu sehen, dazu das Bild einer Dampflok. Ergänzt wird die Ausstellung durch kleine Dampfmaschinen. Sie sollen an einem Aktionstag unter Dampf gesetzt werden.
Zwei Jahre lang ist die Ausstellung nun zu sehen. Die Mitglieder des Arbeitskreises wollen in dieser Zeit immer wieder mit Aktionen Menschen ins Museum locken. Das Ganze soll schon auch »ein gewisser Test sein«, sagt Heinzel. Schließlich hat der Arbeitskreis Großes vor. Die Ausstellung »Wie tickt Kirchentellinsfurt« wird abgebaut. »Im Moment steht die Uhr da eher als das sie tickt.« Das nächste Thema werde »arm und reich« sein, kündigt Heinzel an. Die Schau wird dann deutlich größer sein, als »Rauch und Dampf«. Zu füllen sind zehn bis zwölf Räume.
Gesucht werden deshalb historisch interessierte Menschen. Dabei geht es als erstes darum, sich regelmäßig zu treffen, Exponate aufzunehmen und zu bearbeiten. Derzeit arbeiten acht Mitglieder im Arbeitskreis mit. Zu wenig, um all die Arbeiten stemmen zu können. (GEA)
Eröffnung mit Vorträgen und Führungen
Die Ausstellung wird um 14 Uhr eröffnet. Um 14.15 Uhr begrüßt Bürgermeister Bernd Haug die Gäste im Trauzimmer im zweiten Obergeschoss des Schlosses. Ab 14.30 Uhr gibt es Impulsvoträge zu den Themen Rauch und Dampf. Um 14.30 und 15 Uhr stehen Führungen durch das Museum auf dem Programm. Im Dachgeschoss liest Brigitte Sailer die Geschichte »Die kleine alte Dampflok« Kindern im Dachgeschoss vor. (iwa)