NEHREN. Einstimmig hat sich der Nehrener Gemeinderat für die Entwicklung eines interkommunalen Windparks zusammen mit Gomaringen und Mössingen entschieden. Genauer gesagt: Gemeinsam wollen die beiden Gemeinden und die Stadt, unterstützt durch die »Endura Kommunal« aus Freiburg, einen Projektentwickler suchen, der in dem Waldgebiet zwischen Nehren, Gomaringen und Öschingen Windkraftanlagen errichten möchte. Mit ihrer grundsätzlichen Zustimmung zum Bau der Windräder und der Projektentwicklung verursachten die Gemeinderäte der Gemeinde damit keine Kosten - denn die Beratungsleistungen durch die »Endura« zahlt am Ende der Projektierer zurück - sofern sich ein Betreiber für den potenziellen Windpark findet.
Bereits vor geraumer Zeit hatte der Regionalverband Neckar-Alb Vorrangflächen für die Windkraft ausgewiesen. Bekanntlich gingen dagegen 440.000 Einwendungen aus dem ganzen Bundesgebiet ein, deren Bearbeitung das Projekt verzögerte. Aktuell plant der Regionalverband eine erneute Auslegung Mitte des Jahres. Zuletzt hatte sich auch noch die Bundeswehr gemeldet: Und die Planungen deutlich eingedampft, da geheime Hubschrauber-Tiefflugzonen für die Luftwaffe und die Heeresflieger freizuhalten sind. »Die Tiefflugzonen sind nicht diskutierbar. Gomaringen hat deshalb viel potenzielle Windkraft-Fläche verloren«, schilderte Nehrens Bürgermeister Egon Betz. Mit 110 Hektar stellt Nehren nun den Löwenanteil des Vorranggebietes, zudem auch deutlich kleinere Flächen der Nachbargemeinden gehören.
Das war nicht immer so. 2012 titelte der GEA noch »Wind bläst in Nehren zu schwach«. Zudem würden der fehlende Abstand zum Bahnhofshäuschen und vorhandene Landschaftsschutzgebiete der Windkraft in den Vorranggebieten doch einen Riegel vorschieben. »Die Nabenhöhe der Windräder war damals noch eine völlig andere. Für den heutigen Stand der Technik sind unsere Gebiete grundsätzlich geeignet«, schildert Betz. Auch die Gesetzeslage habe sich zugunsten der Energiewende geändert. Weggefallen ist dagegen die damals geplante Fläche »F2«, die sich Richtung Dußlingen und Ofterdingen orientiert hätte. Statt 140 Hektar Vorranggebiet sind es nun 110 auf Nehrener Gemarkung.
Nehren ist dabei bereits einen Schritt weiter als die Nachbarn, denn die betreffende Fläche befindet sich größtenteils im Besitz der Gemeinde. »In Gomaringen und Mössingen muss nun zunächst noch mit privaten Waldbesitzern gesprochen werden, um deren Bereitschaft zum Bau von Windkraftanlagen zu klären«, berichtete Betz. Dabei geht es nicht nur um die relativ geringe Stellfläche des Mastes, sondern auch um einen weiteren Radius rund um die Windräder. Parallel zu diesen Verhandlungen mit den Waldbesitzern soll nun ein Gremium mit Vertretern aus allen drei Gemeinderäten tagen, um Entscheidungskriterien zu entwickeln, die es ermöglichen, sich für einen Projektentwickler zu entscheiden. Das Ziel dabei sei eine »verträgliche Windkraft-Landschaft, die keine Gemeinde überlastet«. Angestrebt werden auch Beteiligungsformate, um neben den Kommunen auch den Bürgern die Möglichkeit zu geben, an den Windrädern mitzuverdienen.
»Nehren hat die besten Flächen, aber ohne eigene Zuwegung.«
Die Umweltverträglichkeit von Windrädern in den Vorranggebieten wurde bereits durch den Regionalverband geprüft, erläuterte Betz in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Potenziell kann es deshalb nun schnell gehen: »Wenn der Regionalplan noch in diesem Jahr Rechtskraft erlangt, haben wir Rechtssicherheit und sind handlungsfähig.« Hierzu sei nun der Gemeinderat gefragt, betonte Betz. »Wichtig ist, jetzt den ersten Schritt zu machen und zu sagen: Wir wollen Windkraft«, betonte der Bürgermeister. Die Gemeinderäte folgten dem einstimmig - ebenso waren zuvor bereits die Entscheidungen in Gomaringen und Mössingen gefallen, erklärte Betz, der den Wert der interkommunalen Zusammenarbeit betonte: »Nehren hat die besten Flächen, aber ohne eigene Zuwegung. Nun gehen wir gemeinsam auf Investorensuche, damit alle drei Gemeinden proftieren können.« (GEA)