MÖSSINGEN. Es war ein immer noch gewohntes, aber nicht mehr zu erwartendes Bild. Als der Mössinger OB Michael Bulander im Gemeinderat den Haushalt der Jugendmusikschule Steinlach als Tagesordnungspunkt aufrief, nahm neben dem Vorsitzenden Ralf Kuch auch der ehemalige Schulleiter Wolfgang Schnitzer Platz. Kaum in den Ruhestand verabschiedet, musste er für seinen erkrankten Nachfolger Michael Koch einspringen, was der schon länger geführten Diskussion über einen Stellvertreter an der Seite des Schulleiters eine neue Brisanz verlieh.
»Wir hatten in der Vergangenheit schon einmal die Situation, dass wir mit dieser One-Man-Show auf des Messers Schneide standen. Jetzt haben wir wieder eine Situation, die wir so nicht absehen konnten«, berichtete Ralf Kuch. Die Mitgliederversammlung hat deshalb im April beschlossen, die Stelle eines stellvertretenden Schulleiters auszuschreiben. Zwei Bewerbungen sind eingegangen, mit denen sich der Vorstand nach den Pfingstferien beschäftigen wird. »Diese Kosten«, stellte Kuch klar, »sind im aktuellen Haushalt noch nicht erhalten.«
60.000 Euro Vorschuss
Bevor er diesen vorstellte, gab Wolfgang Schnitzer noch einen Rückblick auf das vergangene Jahr. Ein erfreulicher Aspekt: Die Schülerzahlen sind das dritte Jahr in Folge »überraschend« noch einmal leicht gestiegen von 1.163 auf 1.196. Ein Anstieg, der auf das Plus von 34 in Mössingen zurückzuführen ist.
Mit mehr als 50 Veranstaltungen hat die Musikschule wesentlich beigetragen zum kulturellen Leben im Steinlachtal, sei es mit einer Gitarrennacht in Gomaringen oder mit Beiträgen zum Mössinger Stadtjubiläum. Zum Jahresende hatte es einen finanziellen Engpass gegeben, weil das Land die letzte Rate seines Zuschusses zu spät ausgezahlt hatte. Hier hat die Stadt Mössingen mit einem Vorschuss von 60.000 Euro ausgeholfen. Ohne diesen Betrag hätte die Musikschule einen Abmangel von rund 30.000 Euro gehabt. »Dafür«, so Wolfgang Schnitzer, »hatten wir höhere Einnahmen aus Konzerten, weil wir mehr Konzerte gegeben haben als geplant.« Außerdem wurden im Herbst die Unterrichtsgebühren um durchschnittlich vier Prozent angehoben. Sie waren mit 768.000 Euro der größte Posten bei den Einnahmen und sollen in diesem Jahr auf 782.800 Euro steigen.
Größter Punkt bei den Ausgaben sind die Personalkosten, die 2024 mit rund 1,21 Millionen Euro zu Buche schlugen und in diesem Jahr mit 1,29 Millionen Euro angesetzt sind. »Wir haben mehr veranschlagt, weil wir zwei freie Mitarbeiter jetzt fest angestellt haben, weil wir sie halten wollten«, erläuterte Wolfgang Schnitzer.
Beschäftigung von freien Mitarbeitern auf Mindestmaß heruntergefahren
Das Thema freie Mitarbeiter hat den Verein intensiv beschäftigt, weil es vom Bundesministerium für Arbeit und vom Musikschulverband sehr unterschiedliche Informationen hinsichtlich der Zulässigkeit dieser Beschäftigungen gegeben hatte. »Da schläft man als Vorstand etwas unruhig«, räumte Ralf Kuch ein. »Mittlerweile hat sich der Nebel aufgelöst, aber wir werden die Beschäftigung von freien Mitarbeitern auf ein absolutes Mindestmaß herunterfahren.«
Waren die tatsächlichen Ausgaben laut Rechnungsergebnis im vergangenen Jahr schon um rund 63.000 Euro höher als der Planansatz, ist für dieses Jahr eine weitere Steigerung um 33.000 auf 1,55 Millionen Euro vorgesehen. Neben den Gebühren sind die Zuschüsse der Gemeinden von insgesamt 373.000 Euro die wichtigsten Einnahmen. Die sind allerdings sehr unterschiedlich. Das Land gewährt der Musikschule einen Zuschuss zu den Personalkosten von 140.000 Euro im Jahr, der Landkreis zahlt 31.000 Euro.
Angesichts dieser Zahlen billigte der Gemeinderat den Haushalt einstimmig. »Wir sind glücklich, dass wir so etwas in Mössingen haben«, erklärte FWV-Fraktionssprecher Steffen Eissler. Für OB Michael Bulander bietet die Jugendmusikschule hervorragende Kultur: »Ich freue mich jedes Mal, dass wir mit den Jugendlichen so schöne Konzerte erleben können.« Eine beiderseitige Wertschätzung, die den schon verabschiedeten Wolfgang Schnitzer zu einem zweiten Abschied veranlasste: »Noch mal danke für die schönen Jahre.« (GEA)
SECHS GEMEINDEN
Getragen wird die Jugendmusikschule Steinlach von sechs Gemeinden. Die meisten Schülerinnen und Schüler kommen aus Mössingen (434), gefolgt von Gomaringen (148), Dußlingen (130), Nehren (101), Ofterdingen (68) und Bodelshausen (26). Mössingen zahlt pro Kopf auch den höchsten Regelzuschuss von 158,05 Euro. Bodelshausen liegt auf Platz zwei mit 153,05 Euro, gefolgt von Ofterdingen (138,05 Euro) und Nehren (102,26 Euro). Schlusslichter sind Gomaringen und Dußlingen mit jeweils 86,92 Euro. (pp)