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Wie wird man Lagerfeld?

METZINGEN. Sie stehen vor einem wunderschönen Designerkleid. Aber wissen Sie auch, wie lange der Weg für einen jungen Menschen ist, dessen Traum es ist, Designer zu werden? Wir waren in der Modeschule Metzingen und durften fünf Schüler dazu interviewen.

Seit 1950 bildet die Modeschule Metzingen Schüler in den verschiedenen Bereichen aus. Man kann dort eine Ausbildung im Maßschneiderhandwerk, in der Bekleidungstechnik, als industrielle Modenäher/in oder Modeschneider/in, handwerkliche Maßschneider/in oder Änderungsschneider/in machen und natürlich Modedesign. Die nächstgelegenen staatlichen Modeschulen sind in Stuttgart und am Bodensee. Spannend ist auch, dass man an den über 20 verschiedenen Auslandspartnerschulen, wie zum Beispiel Barcelona, Paris, Helsinki oder Mailand, ein Praktikum machen kann.

Modeschauen in der Outletcity

Die Schüler, mit denen wir uns unterhalten haben, besuchen das dreijährige Berufskolleg Mode und Design: Jennifer, Phatthrawadee, Luca, Noelle (alle im fünften Semester) und Senad (erstes Semester). Wenn sie nach dem sechsten Semester fertig sind, sind sie staatlich geprüfte Modedesigner.

Neben den allgemeinbildenden Fächern Mathe, Englisch, Deutsch und Religion haben sie auch fachspezifischen Unterricht in Schnitttechnik, Technisches Zeichnen, Modegeschichte und mehr. Deswegen ist die Ausbildung auch sehr anstrengend, wie uns Noelle berichtet: »Im ersten Jahr geht es noch, im zweiten Jahr wird es stressiger und im dritten Jahr ist es schon extrem viel Stress. Vor allem jetzt mit unserer Abschlusskollektion. Und nach der Abschlussmodenschau kommen die Prüfungen, das sind zwischen 11 und 13 Prüfungen, die wir machen müssen.« Luca ergänzt: »Man muss sehr viel selbstständig erarbeiten. Wir bekommen am Anfang einen Zettel mit Abgabeterminen, dann können wir uns die Zeit selber einteilen, aber die Abgabetermine werden nicht verschoben.«

Seit drei Jahren präsentieren die Modeschüler ihre Designerstücke auch beim Event »Fashion & Music« in der Outletcity Metzingen. Dort zeigen sie die im ersten, zweiten und dritten Jahr hergestellten Kleider. Im dritten Jahr gibt es auch eine Abschlussmodenschau. Dort wird von jedem Abschlussschüler ein designtes Outfit präsentiert.

Wir fragten die fünf angehenden Designer auch, was für persönliche Ziele sie für die Zukunft haben und bekamen die unterschiedlichsten Antworten. Phatthrawadee sagt: »Ich habe schon immer gern gezeichnet, – egal was, auch Gegenstände. Deswegen will ich Transportation Interior Design an der Universität in Reutlingen studieren. Also Innenraumdesign von Automobil oder Flugzeugen.«

»Ich werde jetzt erst mal ein Jahr Geld verdienen, um auf eine Modeschule im Ausland gehen zu können. Also entweder Tokio oder London, das strebe ich an. Dazu braucht man halt viel Geld«, erhofft sich Luca.

Keiner wird nach dem Abschluss gleich der große Karl Lagerfeld, oder vielleicht doch? »Ohne einen Namen kannst du kein T-Shirt entwerfen und es für 40 Euro im Internet verkaufen, wenn es das bei H & M für fünf Euro gibt«, meint Luca. Hat man sich jedoch schon einen Namen gemacht, kann man sehr viel Geld verdienen. Dazu hat Senad einen coolen Vergleich: »Wenn du ein Haute-Couture-Kleid designst und einen Namen hast, kannst du so viel verlangen wie für einen Ferrari.«

Bevor man ein Kleid entwirft, braucht man Ideen. Inspiration bekommen die Schüler aus ganz alltäglichen Dingen, beispielsweise aus der Natur, von Zeitschriften – oder vor dem zu Bett gehen.

Auf die Frage, was ihrer Meinung nach im Frühling der letzte Schrei sei, bekamen wir eine interessante Antwort. Senad meint: »Das ganze Leben ist wie eine Fashion-Show, auf der du dich präsentierst, egal, ob du in Jogginghose herumläufst oder einen auf Karl Lagerfeld machst.« Alle Fünf finden, man sollte seinem Stil und sich selber treu bleiben. Man sollte sich nicht von anderen beeinflussen lassen und anziehen, was man möchte.

Mit Zeichnungen bewerben

Auf der Modeschule gibt es nur wenige Jungen und hauptsächlich Mädchen, aber warum ist das so? Senads Erklärung: »Weil Mode generell schon immer Frauensache war, mit Stoffen arbeiten, immer dieses Feine. Das war schon früher so, dass Männer eher Tätigkeiten mit Autos, als Kfz-Mechatroniker zum Beispiel, betreiben. Also das übliche Klischee.«

Ihr habt jetzt auch Lust bekommen, eine Ausbildung in Mode und Design an der Modeschule Metzingen zu machen? So könnt ihr euch bewerben: Ihr gebt eine Mappe mit zehn verschiedenen Zeichnungen ab und füllt ein Formular aus. Dazu legt ihr noch euren Lebenslauf und euer Abschlusszeugnis von der Realschule oder dem Gymnasium bei, das ist dann eure Bewerbung. Wenn ihr ausgesucht werdet, müsst ihr noch eine Prüfung bestehen. Vielleicht seid auch ihr bald Teil der Modeschule Metzingen und nach drei Jahren Modedesigner. (ZmS)

Maylin Abbenzeller und Charlotte Rygula, Geschwister-Scholl-Realschule Metzingen, Klasse 8b